Drogenspürwildschwein Luise

Ein einmaliger Fall bei der deutschen Polizei: Ein Wildschwein im Einsatz als Drogen- und Sprengstoffschnüfflerin. .Quelle:pd

Von 1984 bis 1987 hatte die Polizei in Niedersachsen eine ganz besondere Drogen- und Sprengstoffspürnase: ein echtes Wildschwein mit dem Namen Luise. Die 150 Kilogramm schwere Bache wurde rasch weltberühmt. Die kluge Wildschweindame kam sogar ins Guinessbuch der Rekorde.  

Am 5. Juli 1984 erblickte Luise das Licht der Welt im Freizeitpark Sottrum. Bereits mit drei Wochen kam der kleine Frischling zum Polizisten Werner Franke. Denn dieser wollte wissen, ob Wildschweine durch ihren ausgeprägten Geruchssinn ebenso geeignet sind wie Hunde, um bestimmte Stoffe zu erschnüffeln.  
Der Nachteil bei Hunden: Bei großer Hitze geben Hunde, die Suche schnell auf, weil sie so sehr hecheln müssen. Wildschweine dagegen besitzen einen natürlichen Wühl- und Schnüffeltrieb, dem sie auch im Hochsommer nachgehen.

Extrem gelehrig

Luise war ein sehr gelehriges Schwein: Im ersten Lebensjahr erlernte sie den Geruch verschiedene Rauschgifte zu erkennen, im zweiten sogar 15 verschiedene Sprengstoffarten zu erschnüffeln und anzuzeigen. Dabei lebte das Wildschwein zusammen mit den anderen Hunden der Diensthundestaffel und wurde von diesen auch vollständig akzeptiert.

Liebling der Presse

Auf die ersten Berichte in der Hildesheimer Zeitung folgte ein gewaltiges Echo. Bald war das Spürwildschwein über Deutschland hinaus eine kleine Berühmtheit. So begeistert Presse und Bevölkerung reagierten, so wenig war die Polizeiführung zunächst von dem Spürwildschwein angetan. Trotz des großen Zuspruches wollte man das Wildschwein schnellstmöglich außer Dienst stellen.

Amtlich anerkanntes Spürwildschwein

Die Anerkennung des Polizeiwildschweins Luise wurde sogar zu einem politischen Thema, bis im Juni 1985 der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht entschied, dass Luise offiziell in den Polizeidienst aufgenommen werden sollte. Damit wurde Luise eingestellt und per Erlass des Innenministeriums als sogenanntes polizeiliches Einsatzmittel unter der Bezeichnung „Spürwildschwein“, kurz SWS, in den Akten aufgeführt.  

Lob und Ehren

Neben zahlreichen Fernsehauftritten und Ehrungen, brachte Luise auch der Wissenschaft spannende Erkenntnisse: Die Forscher erfuhren Neues über das Geruchs-, Wahrnehmungs- und Lernvermögen von Wildschweinen sowie deren Sozialverhalten. Am 1. April 1987 ging Luise gemeinsam mit Werner Franke in den Ruhestand. Beide wurden feierlich vom niedersächsischen Innenminister verabschiedet. Ihren wohlverdienten Ruhestand verlebte das erste SWS der Welt dann wieder in Sottrum. Dort wurde sie auch stolze Mutter und verstarb später in einem für Wildschweine sehr hohen Alter von 14 Jahren. Luise zu Ehren errichtete man im Freizeitpark einen Gedenkstein.

Bislang hat Luise keine Nachfolgerin als Spürwildschwein im Polizeidienst. Aber was nicht ist, kann ja noch werden! Luise hat jedenfalls bewiesen, dass weit mehr in einem Wildschwein steckt als viele Menschen denken: einfach saustark.