Was macht ein Zukunftsforscher?

Ist Zukunftsforscher eigentlich ein richtiger Beruf? Und was macht der überhaupt? Da interessiert Julian, 8 Jahre. Wir haben Dr. Karlheinz Steinmüller zum Interview getroffen. Der Physiker arbeitet seit 1991 als Zukunftsforscher für Ministerien und große Firmen. Außerdem unterreichtet er das Fach an der Universität

Wird in Zukunft alles über Bildschirme und Computer gesteuert? Zukunftsforscher machen sich darüber Gedanken, wie sich das Leben für uns verändert.Quelle: © Alexander Kirch, shutterstock

WAS IST WAS:

Wie wird man Zukunftsforscher?

Dr. Steinmüller:

Da gibt es viele Wege. Vor allem muss man sich für die Zukunft interessieren. Und man muss studiert haben. Das Fach ist dabei fast gleichgültig. Ich habe Kollegen, die sind Wirtschaftsinformatiker, andere sind Physiker oder Kulturwissenschaftler. Es kommt darauf an, dass man weiß, wie man wissenschaftlich arbeitet.

WAS IST WAS:

Was fasziniert dich so an der Zukunft?

Dr. Steinmüller:

Dass sie anders ist als die Gegenwart und Vergangenheit. Ich bin einfach neugierig, wie sich die Gesellschaft weiterentwickelt, welche Entdeckungen Wissenschaftler machen werden, welche neuen Techniken Einzug in unseren Alltag halten.

WAS IST WAS:

Wenn es möglich wäre – würdest du in die Zukunft reisen?

Dr. Steinmüller:

Definitiv! Aber mit Rückfahrkarte.

WAS IST WAS:

: Falls ja, in welches Jahr? Oder in welches Jahrzehnt?

Dr. Steinmüller:

Ich würde sehr weit in die Zukunft reisen wollen, sagen wir einmal: 1000 Jahre voraus. Wie sehr haben sich die Menschen dann verändert? Was wurde bis dahin alles entdeckt? Werden wir Menschen auch im Weltraum wohnen, vielleicht andere Planeten besiedeln?

WAS IST WAS:

Warum ist Zukunftsforschung eigentlich wichtig?

Dr. Steinmüller:

Wir alle werden unser weiteres Leben in der Zukunft verbringen. Nur, wenn wir wenigstens grob verstehen, was auf uns zukommt, können wir uns darauf einstellen. Die Zukunftsforschung kann zwar nicht hundertprozentig genau sagen, was kommt, aber sie lässt uns besser verstehen, was möglicherweise sein wird und was nicht.

WAS IST WAS:

Wer benötigt die Ergebnisse und wofür?

Dr. Steinmüller:

Manager brauchen Informationen darüber, wie sich die Märkte künftig entwickeln werden und welche Technologien Chancen versprechen. Politiker müssen wissen, welche Herausforderungen auf Deutschland zukommen und wie man sich schon heute darauf vorbereiten kann. Jeder, der ein Stück vorausplanen will, braucht eine Vorstellung davon, worauf er sich einlassen kann und was sehr unsicher ist.

WAS IT WAS:

Welche war deine zutreffendste Prognose?

Welcher war dein größter prognostischer Irrtum?

Dr. Steinmüller:

1979 habe ich eine Science-Fiction-Geschichte geschrieben. In der der Held an seinem Computer sitzt und sich aus aller Welt Informationen heranholt. Das war dann keine 20 Jahre später dankInternet meine Wirklichkeit.

Aber geirrt habe ich mich aus. Etwa um 1995 habe ich angenommen, dass bis 2005/2010 die Sprachtechnologien soweit fortgeschritten sind, dass man sich mit dem PC oder auch mit Dingen einfach unterhält, keine Tastatur, keine Maus usw. mehr benötigt.

WAS IST WAS:

Warum sind Prognosen so schwer?

Dr. Steinmüller:

Auch der gewiefteste Zukunftsforscher wird immer wieder überrascht. Wir können einfach nicht alles überschauen, was sich verändert. Und allzu oft haben wir vorgefasste Meinungen davon, wie es weitergeht, und die sind meistens falsch. Aber seien wir mal ehrlich. Wenn Prognosen leicht wären, würde man uns Zukunftsforscher gar nicht brauchen.

WAS IST WAS:

Was ist deine größte Zukunftshoffnung für die Menschheit?

Dr. Steinmüller:

Über die gesamte Menschheitsgeschichte haben wir Menschen uns gegenseitig immer wieder unendlich viel Schmerz und Leid zugefügt. Meine Hoffnung ist, dass wir die Weltgesellschaft so einrichten können, dass Egoismus, Neid und Hass viel besser als jetzt in Schach gehalten werden und die Menschen viel solidarischer miteinander umgehen.