Der "Brandtaucher": Das erste deutsche U-Boot

 

Im Inneren eines U-Bootes muss die Besatzung mit wenig Platz zurechtkommen. Quelle: ©pixabay, Shutterstock

Das deutsche Zeitalter der Unterwasserschiffe begann im Jahr 1850. Wilhelm Bauer - ein Ingenieur aus Bayern - konstruierte mit dem „Brandtaucher“ das erste deutsche U-Boot. Bis es dazu kam, hatten schon mehrere Forscher Vorarbeit geleistet. Denn: Unsichtbar in verborgene Winkel der Meere vorzustoßen - davon träumten die Menschen schon lange.

„Turtle“ und „Nautilus“

Bereits 1620 versuchte der dänische Arzt Cornelius van Drebbel ein U-Boot zu bauen. Dazu dachte er sich ein Luftsystem aus, dass es einem Menschen ermöglichte, für längere Zeit unter Wasser zu bleiben. Das erste einsatzfähige Unterseeboot, die „Turtle“ (Schildkröte) wurde von David Bushnell 1776 entworfen. Es kam während des Unabhängigkeitskrieges am 6. 9. 1776 zum Einsatz. Beim Versuch, die HMS Eagle zu versenken, ging das U-Boot selbst unter. Erst 25 Jahre später, 1801, baute der Amerikaner R. Fulton ein U-Boot, die „Nautilus“. Da das Interesse damals aber noch zu gering war, konstruierte Fulton fortan wieder Dampfschiffe.

Wilhelm Bauer: U-Boot-Konstrukteur aus Bayern

1849 legte der bayrische Unteroffizier Wilhelm Bauer seinen Vorgesetzten Pläne zum Bau eines Unterwasserschiffes vor - und diese waren davon begeistert. Die Idee zum Bau des Tauchbootes fiel in die Zeit, als die Herzogtümer sich gegen Dänemark auflehnten und um ihre Eigenständigkeit kämpften.

Die Vision von einem Tauchboot hatte Bauer am 13. April 1849 während eines Einsatzes gegen dänische Kriegsschiffe. Seine Idee: Sich dem Feind unbemerkt mit einem Unterwasserboot nähern und dann zum Überraschungsangriff übergehen! Die schleswig-holsteinische Armee gab Bauer 1851 die Chance, sein erstes Tauchboot, den „Brandtaucher“, zu entwickeln. Den Name bekam das Boot, weil es feindliche Schiffe, Brücken und Hafenanlagen unter der Wasserlinie angreifen und in Brand setzen sollte.

Misslungene Testfahrt

Der Testtauchgang im Kieler Hafenbecken am 1. Februar 1851 mit Bauer und zwei weiteren Freiwilligen missglückte. Der „Brandtaucher“ war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht vollständig entwickelt und aus Kostengründen völlig unzureichend ausgestattet. Das Tauchboot konnte dem Druck nicht standhalten: Der Rumpf gab nach, Wasser drang ein und der "Brandtaucher" versank auf den Grund der Kieler Förde. Die Besatzung musste sich aus eigener Kraft befreien. Trotz der missglückten Testfahrt wurde der "Brandtaucher" zum Urahn der modernen U-Boot-Technik.

Das zweite U-Boot: Der „Seeteufel“

In den folgenden Jahren wurde Bauer in viele Länder eingeladen, um seine Erfindung im Modell vorzuführen. Doch erst als die russische Regierung Interesse zeigte, bekam er eine zweite Chance. 1855 baute er den „Seeteufel“ - ein Schiff, das immerhin doppelt so groß war wie der „Brandtaucher“. 133 erfolgreiche Probefahrten absolvierte er damit, bis dieses U-Boot aufgrund eines Bedienungsfehlers versank.

U1 - Das erste Militär-U-Boot

Wilhelm Bauer ging wieder nach Deutschland zurück, wo er als kaiserlicher Submarine-Ingenieur ernannt wurde. Seine beiden Tauchboote gelten heute als die Vorläufer des modernen U-Bootes. Bis zum Einsatz des ersten Militär-U-Bootes sollte es noch einige Jahre dauern. Das U-Boot U1 wurde 1916 – während des Ersten Weltkrieges – von der Kaiserlichen Marine in Dienst gestellt.

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