Die erste Gasheizung: Licht und Wärme für alle

Gaslaternen gehörten ab 1807 in London zum Stadtbild.

Über Jahrtausende hinweg heizten die Menschen in Europa mit Holz, das sie am Lagerfeuer, im Ofen oder Kamin verbrannten, um es warm zu haben. Feuer war ebenso lang auch die einzige Lichtquelle neben Sonne, Mond und Sterne. Licht ließ sich auch durch abbrennen einer Wachskerze oder eines in Öl getränkten Dochtes erzeugen.  Doch das alles war kostbar und teuer. Der Mensch war in früheren Zeiten vom Tageslicht abhängig.

Schon die Griechen kannten Erdgas

Fossile Energieträger wie Öl oder Gas lernten die Menschen schon früh zu nutzen, nur konnten sie diese nicht speichern und transportieren. So entzündeten die Griechen das erste Gas etwa 400 vor Christus. Sie verbrannten das Gas dort, wo es aus der Erde ausströmte. Die Energie konnten sie nur am Ort des Vorkommens nutzen.

Der lange Weg zum Gaslicht

Es sollte noch über 2000 Jahre dauern, ehe das Gas als Lichtquelle für Häuser, Wohnungen und ganze Städte dienen konnte. 1680 nach Christus begann der deutsche Chemiker Johann Joachim Becher in England mit Holzgas zu experimentieren. 20 Jahre später stellte der Engländer John Clayton fest, das Leuchtgas, welches sich in den Kohlengruben sammelte, brennbar war. 1784 beleuchtete der niederländische Professor Jan Piter Minkelaers seinen Hörsaal an der Universität Löwen mit Steinkohlegas.

Philippe Lebon und die Thermolampe

Mitte der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts experimentierte französische Ingenieur Philipp Lebon mit den Eigenschaften des aus Holz destillierten Gases und entwickelte eine Thermolampe, die er mit aus Holz gewonnenem Gas betrieb. In den Straßen von Paris durfte er seine Erfindung testen und revolutionierte damit die Stadtbeleuchtung. Ein Mitarbeiter von James Watt verbesserte später die mit Gas betriebenen Leuchten. In London wurden ab 1807 die ersten Straßen mit Gaslaternen beleuchtet.

Licht und Wärme für alle

Doch Lebon wollte nicht nur die Nacht zum Tag machen, er dachte auch an die Wärme, die aus dieser Energieform gewonnen werden konnte. 1799 erhielt er ein Patent für die erste Gasheizung der Welt, die aus Gas betriebenen Thermolampen bestand. Seine Heizung konnte gleichzeitig zur Beleuchtung eingesetzt werden.

Moderne Zeiten

Lebons Erfindung bot nicht nur die Möglichkeit zur Fortentwicklung der Industrie, sondern auch eine neue Stufe des zivilisatorischen Fortschritts. Im 19. Jahrhundert begann die industrielle Revolution, und die alten Zeiten verschwanden buchstäblich im Dunkel der Nacht. James Watt beleuchtete die erste Fabrik mit Steinkohlegas im Jahr 1802. 1810 wurde in London das erste Gaswerk gebaut. 1819 entstand in Frankfurt die erste europäische Steinkohlefabrik. 1825 siedelte sich die erste Gasindustrie in Deutschland an.

Buderus und Auer

Die erste Gasheizung, deren Prinzip heute noch verwendet wird, wurde 1855 von Robert Wilhelm Bunsen - Professor für Chemie an der Uni Heidelberg - hergestellt. 1891 ließ Bunsens Schüler Carl Auer von Welsbach seinen "Auer-Glühstrumpf" patentieren und verbesserte damit die Lichtausbeute der Gaslampen. Aber er erfand auch den Glühfaden und verhalf damit dem elektrischen Licht zum entscheidenden Durchbruch.