Auf Stelzen in der Antarktis: Die Forschungsstation Neumayer III

 

 

 

 

 

Die Forschungsstation Neumayer III am Südpol steht - ähnlich wie auf diesem Bild - auf Stelzen und bewegt sich auf dem Schelfeis sogar aufs Meer hinaus. Quelle: © Nikola Knezevik, Shutterstock

 

 

 

 

1981 wurde die erste deutsche Antarktis-Forschungsstation Georg von Neumayer auf dem Ekström-Schelfeis errichtet. Bereits Anfang der 90er Jahre wurde ein Neubau nötig, weil klar war, dass die Station den Schneemassen, die auf sie nieder schneiten, bald nicht mehr standhalten würde. Außerdem verschob sich das Eis rund um das Bauwerk, sodass es langsam aber sicher zerquetscht wurde.

 

Neumayer II

 

1992 wurde in zehn Kilometern Entfernung von der ersten die zweite Neumayer-Station fertig gestellt. Doch auch sie ist mittlerweile einsturzgefährdet, da sie nach 15 Jahren bereits zwölf Meter tief im Schnee versunken ist.

 

Hoch hinaus auf Stelzen

 

Während Neumayer II aus zwei 90 Meter langen Stahlröhren besteht, die komplett im Eis verborgen liegen, setzte man für die Neumayer III auf eine völlig neue Bautechnik. Um das Problem des raschen Einschneiens zu verzögern, wurde die neue Station auf Stelzen gebaut, die man hydraulisch bewegen kann. So lässt sich die gesamte, 68x24 Meter große Plattform mit den Wohn- und Forschungseinrichtungen jedes Jahr etwa einen Meter anheben. Man hofft, dass dadurch die Einrichtung 25 bis 30 Jahre lang genutzt werden kann.

 

Immer in Bewegung

 

Neumayer III bewegt sich zusätzlich dadurch, dass es sich, wie seine beiden Vorgängerinnen auch auf dem Schelfeis (Erklärung siehe unten) befindet. Sie fließt mit ihrem Untergrund, einer 200 Meter dicken Eisschicht, jedes Jahr etwa 200 Meter Richtung offenes Meer. Bei seiner Einweihung war Neumayer III etwa zehn Kilometer vom Meer entfernt.

 

Forschung zu Land zu Wasser und in der Luft

 

In den vergangenen Jahren hat sich die Arbeit der Polarforscher immer mehr erweitert. Während sie zu Beginn vor allem das Wetter, die Chemie der Luft und die Physik der Erde (zum Beispiel Erdmagnetismus, Erdbeben, Bewegungen des Eisschelfs) untersuchten, messen sie heute zusätzlich das Ozon in der Atmosphäre sowie Strahlung am Boden und machen Ton- und Infraschallaufnahmen im Meer um dadurch das Verhalten von Meeressäugetieren besser kennen zu lernen.

 

Leben auf der Antarktisstation

 

Neumayer III ist wie ihre Vorgängerinnen das ganze Jahr über besetzt. Ein Team von neun Personen verbringt hier 14 bis 15 Monate. Neun Monate davon sind sie nur über Funk, Telefon und Internet mit der Außenwelt verbunden. Während dieser Zeit des antarktischen Winters kann dort kein Schiff anlegen und kein Hubschrauber oder Flugzeug landen. Im Sommervierteljahr hingegen kommen bis zu 40 weitere Wissenschaftler als Gäste dazu.

 

Zu neunt durch den antarktischen Winter

 

Die meiste Zeit über sind die neun Wissenschaftler auf sich gestellt. Daher ist es wichtig, dass sie sich bei jedem denkbaren Problem selbst helfen können. Und so ist das Team zusammengesetzt: Ein Arzt kümmert sich um die Gesundheit der Bewohner und leitet die Station.

Ein Funker/Elektroniker betreut die gesamte Elektronik und alle Computer der Anlage. Zwei Geophysiker, ein Wetterkundler (Meteorologe) und eine Luftchemikerin machen wissenschaftliche Untersuchungen und Messungen.

Ein Elektriker muss die Technik und die Fahrzeuge warten und in Stand halten und ein Ingenieur betreute bereits den Aufbau der neuen Station und ist nun damit beschäftigt, dass alles nun gut funktioniert. Für die gesunde Ernährung ist der Koch zuständig.

 

Was ist Schelfeis?

 

Am Anfang steht der Schnee: Er fällt im Inneren des Kontinents, wo es sehr kalt ist, auf die Gletscher. Die weiße Decke verdichtet sich unter ihrem eigenen Gewicht und drückt das Eis in Richtung Meer. Als Schelfeis bezeichnet man eine große Eisplatte am anderen Ende dieses Prozesses, die auf dem Meer schwimmt und mit einem Gletscher an Land fest verbunden ist. In der Regel ist Schelfeis zwischen 200 und 1000 Metern dick.