Tolle Knolle: Die Kartoffel

 

Von der Kartoffelpflanze ist nur die unterirdische Knolle genießbar.

Die Kartoffel gehört bei uns zu den beliebtesten Grundnahrungsmitteln. Dabei stammt die Kartoffel ursprünglich gar nicht aus Deutschland, nicht mal aus Europa.  Mehr über die Geschichte der vielseitigen Knolle erfahrt ihr hier.

Die Kartoffel (lat.: Solanum tuberosum) begegnet einem heute in vielfältiger Form: Als knuspriger Chip, als frittierte Pommes, in Form von Klößen oder als Püree. Und die Stärke, die aus ihr gewonnen wird, bildet die Grundlage einer Vielzahl von Produkten: Sie kommt bei der Herstellung von Nahrungsmitteln als Grundstoff für Glucosesirup zum Einsatz, aus ihr wird kompostierbares Einweg-Geschirr gemacht, sie dient als Basis für Biokunststoff und noch vieles mehr.

Neues Gemüse für die alte Welt

Das klingt, als wäre die Kartoffel schon seit langer Zeit in Gebrauch. Das ist richtig, gilt aber nur für Südamerika. Dort ist sie schon seit gut 8000 Jahren als wichtiges Nahrungsmittel bekannt. In Europa kennt man die zur Familie der Nachtschattengewächse gehörende Knolle erst, seit sie von den spanischen Conquistadores im Laufe des 16. Jahrhunderts mitgebracht wurde. Sie gilt deswegen als "Neophyt", genauso wie unter anderem Tabak und Tomate

Giftige Pflanze nahrhafte Knolle

Zu den Nachtschattengewächsen gehören unter anderem auch Tabak und Tomaten, Tollkirsche und Stechapfel. Von der Kartoffel ist nur die unterirdisch wachsende Knolle genießbar. In den Knollen lagert die Pflanze hauptsächlich Stärke ein. Durch Kochen oder frittieren wird sie für den Menschen erst verdaulich.

Außer der Knolle enthält der Rest der Pflanze so genannte Alkaloide, die, in zu großen Mengen genossen, giftig sind. Auch grüne Teile der Kartoffelschalen und unreife Kartoffeln enthalten diese giftigen Alkaloide. Wegen ähnlichen Stoffen sind auch die Nachtschattengewächse Tabak, Tollkirsche und Stechapfel giftig.

Bestes pflanzliches Eiweiß

Reife Kartoffeln dagegen enthalten, neben Stärke, gut verdauliches Eiweiß. Unter allen Pflanzen, die Eiweiß liefern, kann das Kartoffeleiweiß am besten vom Körper aufgenommen werden. Außerdem enthält das Knollengewächs auch viel an für die Nerven wichtigen B-Vitaminen und Vitamin C. Wichtig ist eine schonende Zubereitung.

Beliebtheit wird zum Verhängnis

Weil die Kartoffel für die Ernährung so wertvoll ist und weil sie viel Ertrag liefert, wurde sie schnell zu einem bevorzugten Nahrungsmittel, besonders der armen Landbevölkerung. Weil sie auf großen Flächen angebaut wurde, hatten aber auch Krankheitserreger leichtes Spiel.

So kam es in Europa und insbesondere Irland gegen Mitte des 19.Jahrhunderts zu Hungersnöten. Die Kartoffelernten wurden in mehreren aufeinander folgenden Jahren durch einen Pilz zerstört, was unter anderem zu Auswanderungswellen aus Irland nach Amerika führte

Tausendsassa Kartoffel

Auch wenn die Kartoffel besonders in Ländern der dritten Welt immer noch eine große Rolle für die menschliche Ernährung spielt, so wird doch nur ein Viertel der Ernte direkt vom Menschen verzehrt. Ein weiteres Viertel wird zu Stärke und Alkohol verarbeitet. Zwei Fünftel werden als Futtermittel für die Landwirtschaft verwendet. Zehn Prozent einer Ernte werden als Saatkartoffeln wieder angepflanzt.

Die Kulturknolle

Weltweit existieren mehrere tausend Sorten der Kartoffel. Ebenso vielfältig wie die Art sind auch die Bezeichnungen, die der Mensch der nahrhaften Knolle gibt. Sie unterscheiden sich von Region zu Region: Erdäpfel, Arber, Ärpel, Bramburi, Erdbirn, Flezbirn, Grübling, Nudel, Schucke, Bulwe, Kästen und Grumpa sind nur eine kleine Auswahl.

Auch in der Kultur hat die Kartoffel ihre Spuren hinterlassen. Redewendungen, in denen Kartoffeln eine Rolle spielen sind etwa: Der dümmste Bauer hat die größten Kartoffeln oder Etwas fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.

Namensvette Süßkartoffel

Die so genannte Süßkartoffel ist botanisch nicht mit der Kartoffel verwandt. Die Kartoffel kann sich über ihre Knolle fortpflanzen, deshalb heißt sie auch Sprossknolle. Bei der Süßkartoffel handelt es sich um Stärkeeinlagerungen ins Wurzelsystem der Pflanze. Süßkartoffeln können nicht über die Knollen vermehrt werden.