Quallen: Unheimliche Nesseltiere

 

 

 

 

 

Die meisten Quallen sind nicht groß, können über ihre meterlangen Tentakel aber einen großen Bereich nach Beute absuchen. Quelle: © lophius, shutterstock

 

 

 

 

Quallen gehören nicht, wie viele fälschlich annehmen, zu den Fischen, sondern zu den Nesseltieren. Korallen und Seeanemonen sind verwandt mit ihnen. Anmutig und filigran treiben Quallen durch die Ozeane und erreichen dabei eine Geschwindigkeit von bis zu neun Kilometern pro Stunde. Sie schimmern und leuchten in Tausenden von Farben, hauchdünne, meterlange Tentakel fahren geräuschlos durch das Wasser und suchen nach Beute.

 

Ihren Körper macht hauptsächlich ein Schirm aus, an dem ein Magenstiel in der Mitte nach unten hängt. Dieser Magenstiel dient sowohl zur Aufnahme von Nahrung, als auch zur Verdauung. Außerdem scheidet die Qualle damit Abfallprodukte aus.

 

Riesige Reichweite

 

Meist am Schirmrand befinden sich bis zu hundert Tentakel, die von der Qualle zum Tasten und Jagen verwendet werden. Wenn eine Feuerqualle von einem Meter Durchmesser ihre 30 Meter langen Tentakel ausstreckt und damit zehn Meter weit schwimmt, kann sie über 7000 Kubikmeter Wasser durchforsten. Das sind etwa zwei Schwimmbäder mit einer Länge von 50 Metern. Allerdings haben Quallen relativ wenig Kontrolle über ihren eigenen Körper und sind daher stark von der Strömung abhängig

An den Strand gespült erkennt man Quallen kaum kaum wieder. Schleimig und flach wie ein Pfannkuchen liegen sie im Sand, ihre Tentakel nach allen Seiten von sich gestreckt. Tatsächlich haben Quallen an Land nur noch einen Bruchteil ihres Gewichts und können auch ihre äußere Form nicht beibehalten.

Das liegt daran, dass Quallen zu 99 Prozent aus Wasser bestehen. Wird eine Qualle an Land gespült, trocknet sie aus und es bleibt nur noch eine durchsichtige Haut übrig, allerdings samt giftiger Nesselzellen. Es ist also nicht nur nicht ratsam, sondern sogar höchst gefährlich, gestrandete Quallen zu berühren.

 

Verteidigung und Jagd

 

Um ihre Beute zu fangen, haben viele Quallen sogenannte Nesselzellen an ihren Tentakeln. Wird eine dieser Zellen gereizt, feuert sie automatisch eine Sinnesgeißel ab, die ähnlich wie eine Injektionsnadel funktioniert und so dem Opfer das Gift verabreicht. Dabei werden die winzig kleinen Nadeln mit dem vierzigtausendfachen der Erdbeschleunigung davon geschleudert. Ein Durchschnittsmensch kann nur etwas die zehnfache Erdbeschleunigung ertragen, bevor er bewusstlos wird.

Diese enorme Beschleunigung hat zur Folge, dass die Nesselzellen schon nach weit weniger als einer halben Sekunde einem sehr großen Druck ausgesetzt werden. Darum platzen sie und verabreichen so ihr Gift. Ist die Nesselzelle entladen, stirbt sie ab und es werden neue gebildet. Eine Zelle ist klein, und so ist auch die Menge an Gift klein, doch befinden sich mehrere Millionen Nesselzellen am Körper einer Qualle, und der Angreifer, beziehungsweise die Beute, wird immer Tausende dieser kleinen Spritzen zu spüren bekommen.

 

Was tun gegen eine Nesselverletzung?

 

Nun sollte jedem klar sein, wie wichtig es ist, auf Quallen zu achten und vorsichtig zu sein. Achtet auf Warnschilder und nehmt diese auch ernst. Erkundigt euch vor einem Urlaub, ob die Region besonders gefährdet ist. Seht ihr eine Qualle im Wasser, dann entfernt euch möglichst schnell, aber ruhig. Die Gefahr geht nämlich hauptsächlich von den Tentakeln aus, und die sind im Wasser fast nicht zu erkennen.

Solltet ihr doch einmal genesselt werden, oder jemand anderes, während ihr dabei seid, so gibt es einige einfache Dinge, die ihr tun könnt, um die Gefahr zu mildern. Zunächst solltet ihr sinnlose und hektische Bewegungen vermeiden und versuchen, ruhig zu bleiben. Bewegt ihr euch, erhöht sich euer Blutdruck und das Gift breitet sich schneller aus.
Versucht auf keinen Fall, die Tentakelreste mit den Fingern zu entfernen oder zu verreiben. Das löst nur noch mehr Nesselzellen aus. Schüttet entweder Sand, Salzwasser oder, noch besser, herkömmlichen Haushaltsessig darauf. Süßwasser verschlimmert den Schmerz nur, denn es verursacht das Platzen weiterer Nesselzellen. Dadurch kommt die Haut mit mehr Gift in Kontakt. Wenn ihr Anzeichen von Kreislaufproblemen bemerkt, also Schwindel, Übelkeit, oder gar Ohnmacht, solltet ihr sofort einen Arzt rufen. Ebenso bei Lähmungserscheinungen aller Art.

In den heimischen Gewässern gibt es aber nicht viele gefährliche Quallen. Das Hauptrisiko stellen die Feuerquallen dar, deren Berührung, außer bei allergischen Reaktionen, nicht lebensgefährlich ist, sondern nur für eine Verbrennung sorgt. Dennoch eine sehr unangenehme Erfahrung! Im Mittelmeer gefährlich ist die Leuchtqualle, die für starke, stechende Schmerzen sorgt und auch Übelkeit verursachen kann.

 

Die giftigste Qualle der Welt

 

Übrigens: Eines der giftigsten Tiere der Welt, die australische Seewespe, gehört zur Klasse der Würfelquallen, auch wenn sie ein Extrembeispiel darstellt und in unseren Breitengraden nicht vorkommt. Bleibt sofortige medizinische Versorgung aus, kann das Gift zu Skelett- , Herz-, und Atemlähmungen führen, woraufhin der Tod eintritt.

Jedes Jahr sterben so weltweit circa 70 Menschen - weit mehr als durch Haiattacken. Ganze Strände werden aufgrund von Sichtungen der Chironex fleckeri, wie die Seewespe wissenschaftlich heißt, abgesperrt. Ihr Name bedeutet übersetzt mordende Hand. Leider stellt sich die Erforschung dieser Tierart als sehr schwierig heraus, da schon die Zucht extrem gefährlich ist. Ihr Gift ist wirksamer als das einer Kobra.