Was sind die Eisheiligen?

In voller Blüte stehend hat diese Tulpe mitten im Frühling noch einmal mit Frost zu kämpfen.  

Schon Mai, aber plötzlich wieder kalt und ungemütlich? Dazu gibt es eine alte "Wetterregel", die Bauern und Gärtner auch heute noch bei der Aussat beachten. Wir beantworten dazu die Frage von Emily, 8 Jahre: Was sind die Eisheiligen?

Während der Eisheiligen in der ersten Hälfte des Monats Mai kommt häufig noch kalte Polarluft zu uns.

Die Tage vom 11. bis 15. Mai werden als Eisheilige bezeichnet. Wer diese Heiligen waren, derer man an diesen Tagen gedenkt, was sie mit Eis zu tun haben und warum (Hobby-)Gärtner sie gut kennen sollten, erfahrt ihr hier.

Früher, als es noch keinen Wetterdienst gab, beobachteten die Menschen die Natur, wenn sie wissen wollten, wie das Wetter wird. Sie merkten sich wiederkehrende Witterungsbedingungen zu bestimmten Zeiten im Jahr, um in Zukunft besser darauf gefasst zu sein. Auch das Verhalten von Tieren und den Lauf der Himmelskörper studierten sie genau um daraus Schlüsse zu ziehen, wie sich das Wetter entwickeln würde.

Woher kommen Bauernregeln?

So entstanden im Lauf der Zeit die so genannten Bauernregeln, in denen sich beobachtete Wetterphänomene mit Aberglauben mischten. Geht die Sonne feurig auf, folgen Wind und Regen drauf lautet eine Beobachtung, die bis heute Gültigkeit hat. Regnet's sonntags über das Messbuch, so hat man die ganze Woch' genug erscheint uns heute jedoch eher ein Volksglaube als ein hilfreicher meteorologischer Hinweis zu sein.

Um einen Tag zu bestimmten nannte man früher häufig den Namen des Heiligen, an den an diesem Tag gedacht wurde. Jeder wusste, welchen Tag man meinte, wenn man sagte an Johanni (24. Juni: Gedanktag Johannes' des Täufers) oder zu Michaelis (29. September). Genauso geläufig waren die Namen Mamertus, Pankratius, Servatius sowie Bonifatius und Sophie. Sie bezeichnen die Tage vom 11. bis 15. Mai und heißen auch die Eisheiligen.

Wer waren diese Eisheiligen?

Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophie lebten im 3. bis 5. Jahrhundert und waren Bischöfe oder Märtyrer, also Menschen, die für ihren Glauben gestorben sind. Mit Eis hatten sie zu ihren Lebzeiten allesamt nichts zu tun, auch nicht die Heilige Sophie, die manchmal auch Kalte Sophie genannt wird.

Folgende Wettersprüche über die Eisheiligen sind verbreitet:

Wenn's an Pankraz friert,
wird im Garten viel ruiniert.

Pankraz, Servaz, Bonifaz,
machen erst dem Sommer Platz.

Vor Nachtfrost du nie sicher bist,
bis Sophie vorüber ist.

Woher kommt der Begriff?

Der Begriff Eisheilige kommt daher, dass es im Mai häufig eine Kaltwetterperiode gab, die durch Nachtfröste etliche Pflanzen erfrieren ließ. Man hatte also beobachtet, dass es regelmäßig nach dem 10. Mai zu Kaltlufteinbrüchen kam. Kalte Polarluft drang von Norden her nach Deutschland ein und machte dem schönen Frühlingswetter für ein paar Tage den Garaus.

Mamertus und die Kalte Sophie Wo gelten welche Eisheilige?

Viele Bauernregeln gelten nur für bestimmte Gebiete.  So kann man erklären, warum man in Norddeutschland den Heiligen Mamertus (11. Mai) sowie Pankratius (12. Mai) und Servatius (13. Mai) als Eisheilige betrachtet, im Süden jedoch erst mit Pankratius beginnt, aber den Heiligen Bonifatius (14. Mai) und die Kalte Sophie am 15. Mai noch dazu zählt.

Da die kalte Luft aus der Polarregion kommt, trifft sie in Norddeutschland früher ein als im Süden. Deshalb beginnen und enden die Eisheiligen im Norden früher als im Süden.

Was muss ein Gärtner über die Eisheiligen wissen?

Die Bauernregeln legen nahe, dass man empfindliche Gewächse erst nach den Eisheiligen säen oder ins Freie pflanzen sollte. In früheren Zeiten zündete man in diesen Tagen sogar abends Feuer an, um die Wirkung der Nachtfröste zu vermindern und die zarten Sommerpflänzchen zu schützen.

Doch gibt es auch Stimmen von Zweiflern die sagen, die eigentlichen Eisheiligen also die Kälteeinbrüche, die der Vegetation besonders schaden, kämen meist erst zehn bis zwölf Tage später. Ein möglicher Grund für diese Abweichung ist die Gregorianische Kalenderreform.

Was hat Papst Gregor mit den Eisheiligen zu tun?

Da sich das Kalenderjahr immer mehr gegenüber dem astronomischen Jahr verschoben hatte, ordnete Papst Gregor XIII an, dass im Jahr 1582 zehn Tage ausgelassen wurden. Auf den 4. Oktober folgt direkt der 15. Oktober. Mehr über diese Reform lest ihr auch im unten verlinkten Artikel. Die Heiligentage blieben jedoch die gleichen wie vorher, sie waren nun jedoch jahreszeitlich gesehen um zehn Tage nach vorn versetzt.

Verschiebt der Klimawandel die Eisheiligen?

Wieder andere Kritiker geben zu bedenken, dass man bereits seit längerer Zeit nichts mehr von den Eisheiligen gespürt habe. Eine Folge des Klimawandels? Tatsächlich gibt auch der Deutsche Wetterdienst an, dass die Kaltlufteinbrüche zwischen dem 11. und 15. Mai im 19. und 20. Jahrhundert häufiger waren als heutzutage. Möglicherweise findet diese Kältephase jetzt zwar immer noch statt, jedoch bereits etwas früher, wodurch sich die Eisheiligen nicht mehr von anderen für Ende April typischen kalten Tagen unterscheiden lassen.

Weitere, für bestimmte Wetterbedingungen bekannte Lostage, sind der Siebenschläfertag (27. Juni) und die Schafskälte vom 10. bis 12. Juni.