Sklavenhaltung bei Ameisen

Mit Hilfe von Duftstoffen gelingt es Ameisenköniginnen ganze Völker zu unterwerfen.Quelle: © Henrik Larsson, Shutterstock

Zwischen menschlichem und tierischem Verhalten gibt es oft verblüffende Parallelen. Dass es aber nicht immer die besten Eigenschaften sind, die wir mit den Tieren teilen, zeigen einige Ameisenarten, die sich auf die Unterjochung anderer Ameisenvölker spezialisiert haben.

Sklavenhaltung bei Ameisen

Zwischen menschlichem und tierischem Verhalten gibt es oft verblüffende Parallelen. Dass es aber nicht immer die besten Eigenschaften sind, die wir mit den Tieren teilen, zeigen einige Ameisenarten, die sich auf die Unterjochung anderer Ameisenvölker spezialisiert haben.

Der etwas andere Weg, einen Staat zu gründen

In der Regel gründet eine angehende Ameisenkönigin, nachdem sie beim Hochzeitsflug begattet wurde, einen eigenen Staat. Sie baut sich eine Höhle, bringt die ersten Larven zur Welt und versorgt diese, bis sie sich verpuppen und letztendlich zu Arbeiterinnen entwickeln. Anderen Ameisenköniginnen, wie zu Beispiel der der Gattung Polyergus breviceps ist das zu aufwendig. Ihren Nachwuchs anfangs selbst zu versorgen kommt für sie nicht in Frage!

Königinnenmord

Deshalb versuchen sie in die Bauten der Formica-Ameisenart einzudringen und dort die eigentliche Königin umzubringen. Auf dem Weg in deren Kammer werden feindliche Wachen einfach beiseite geschoben oder mit einem abstoßenden Sekret bespritzt. Bei der Königin angekommen, beginnt ein erbitterter Kampf um Leben und Tod: Immer wieder beißt die Polyergus breviceps-Ameisenkönigin in den Rücken der Formica-Ameise, bis die endlich tot ist und leckt dann deren Wunden aus.

Die Versklavung eines Volkes

Das eigentlich Spektakuläre passiert aber erst jetzt: Sobald die alte Königin nicht mehr ist, hören auch die Arbeiterinnen auf, den Eindringling zu attackieren und akzeptieren die fremde Ameise. Die neue Königin beginnt von nun an mit dem Eierlegen und lässt sowohl sich als auch ihre Larven und Puppen von dem versklavten Ameisenvolk verpflegen. Ist auf diese Weise schließlich ein neues Polyergus brevicipes-Volk herangewachsen, werden die neuen Herrscher weiterhin von den fremden Arbeiterinnen gefüttert. Die Gattung wäre ohne ihre Sklaven nicht überlebensfähig und wird deshalb auch als obligatorischer Parasit bezeichnet. Die einzige Tätigkeit, die Polyergus breviceps-Arbeiterinnen selbst erledigen, ist das Überfallen fremder Nester. Bei diesen Raubzügen werden die Puppen anderer Formica-Völker erbeutet, die dann zu neuen Sklaven heranwachsen.

Die Macht der Chemie

Warum aber lassen sich Ameisenvölker versklaven? Warum hören sie auf ihre neue Königin? Die Antwort ist so genial wie hinterlistig: Während die Polyergus breviceps-Königin die Formica-Königin tötet, leckt sie offenbar chemische Stoffe von deren Rücken. Mit diesen kann sie einen Duftstoff herstellen, der die Arbeiterinnen zu ihren Sklaven macht. Ganz willenlos sind die Formica aber trotzdem nicht. Forscher haben herausgefunden, dass die Unterworfenen Rache nehmen. So kann es durchaus vorkommen, dass eine Arbeiterin eine Puppe, um die sie sich eigentlich kümmern sollte, tötet und so den fremden Herrschern schadet.