Der Ameisenstaat – ein Supercomputer

Ohne Teamarbeit würde ein Ameisenvolk nicht funktionieren.Quelle: ©Andrey Pavlov, Shutterstock

Chaos im Ameisenhaufen? Von wegen! Obwohl Ameisenvölker kein Superhirn als Anführer haben, funktionieren sie durch sogenannte kollektive Intelligenz perfekt. Jede einzelne Ameise weiß genau, was sie zu tun hat, obwohl sie weder besonders schlau, noch mit außergewöhnlichen Sinnesfähigkeiten ausgestattet ist. Überleben kann sie allerdings nur in einem genialen Team.

Ameisenvölker sind in drei Kasten unterteilt. Das heißt, bei allen Ameisenarten gibt es drei verschiedene Ameisentypen: Die Arbeiterinnen, die männlichen Ameisen und die Königinnen. In welche Kaste eine Ameise „hineingeboren“ wird, hängt unter anderem davon ab, mit was die Larven gefüttert werden. Die drei Ameisentypen unterscheiden sich in Größe und Aussehen oft sehr deutlich von einander. Das muss so sein, denn im Überlebenskampf des Ameisenstaats kommt jeder Kaste eine besondere Aufgabe zu.

Emsige Arbeiterinnen

Die Arbeiterinnen sorgen als größte Gruppe dafür, dass der Ameisenstaat funktioniert. Sie übernehmen die Brutpflege, bauen das Nest, versorgen das Ameisenvolk mit Nahrung und verteidigen es gegen Angreifer.

Die männlichen Ameisen

Anders als die Arbeiterinnen haben die männlichen Ameisen nur eine Aufgabe: Beim Hochzeitsflug sollen sie die Ameisenkönigin begatten. Mehrere hundert Millionen Spermien von mehreren Männchen kann eine Königin in ihrem Samensack speichern. Die müssen für den Rest ihres Lebens ausreichen. Die männlichen Ameisen sterben nach dem Hochzeitsflug. Trotzdem erweisen sie sich noch einmal als nützlich. Denn ihre toten Körper werden von den Arbeiterinnen als Nahrung in den Bau gebracht.

Die produktivste Faulenzerin

Nachdem die Königinnen beim Hochzeitsflug genug Spermien aufgenommen haben, versuchen sie meist ein eigenes Volk zu gründen. Wenn das geklappt hat, lassen sie sich für den Rest ihres Lebens von ihren Töchtern hegen und pflegen. Ganz auf der faulen Haut liegen die Königinnen aber trotzdem nicht. Ihr ganzes Leben lang legen sie weiterhin Eier. Die Treiberameise kann sogar bis zu 50 Millionen Eier in einem Jahr legen!

Wie von Geisterhand

Die Königin nimmt zwar eine einzigartige Stellung im Ameisenstaat ein, gibt aber keine Befehle. Anscheinend geschieht alles wie von Geisterhand. Die wahre Genialität der Ameisen liegt nämlich in der Organisation ihres Staates. Jede Ameise trifft ihre Entscheidung selbst. Wenn sie also einen Reiz wahrnimmt, entscheidet die Ameise ob der Reiz stark genug ist und sie etwas unternimmt, oder, wenn der Auslöser zu schwach ist, einfach ignoriert.

Ist der Reiz besonders stark, wie zum Beispiel ein mögliches Beutetier, dann informiert die Ameise ihre Kolleginnen mit einer Duftspur. Andere Ameisen folgen der Spur, die dadurch immer stärker wird und immer mehr Ameisen anlockt. Durch die einfache Reizsteuerung und ihr kluges Kommunikationssystem mit Duftstoffen ist jeder Ameisenstaat also ein bisschen wie ein Supercomputer, der mehrere Aufgaben gleichzeitig bearbeiten kann und sich an viele Situationen anpassen kann.