Nonnen: Frauen im Dienste Gottes

Hildegard von Bingen heißt eine bekannte Nonne, aus dem 12. Jahrhundert, deren Wissen über Medizin und Heilkräuter bis heute genutzt wird. Quelle: © Zvonimir Atletic

Für Frauen gab es im Mittelalter wenig geistige Entfaltungsmöglichkeiten. Denn nach der damaligen Meinung war die Sünde durch Eva in die Welt gekommen, die Menschen durch ihr Fehlverhalten aus dem Paradies vertrieben worden. Mädchen und Frauen konnten sich jedoch in den Dienst Gottes stellen und als Nonne in ein Kloster eintreten.

Nonne war eine attraktive und angesehene Alternative in einer von Männern bestimmten Gesellschaft. Frauenorden wurden seit dem frühen 12. Jahrhundert überall in Europa gegründet.

Absoluter Gehorsam

Grundsätzlich unterschied sich das Leben der Nonnen nicht wesentlich von dem der Mönche. Sie lebten nach eigenen Ordensregeln, da sie sich nicht mehr in der eigentlichen Welt bewegten, sondern ausschließlich Gott dienten. Trat eine Frau in ein Kloster ein, musste sie einen Schwur ableisten, nicht zu heiraten, nichts Persönliches zu besitzen und der Kirche und der Äbtissin (so heißt die Leiterin eines Klosters) absoluten Gehorsam zu leisten. Oft gaben Eltern ihre heranwachsenden Kinder ins Kloster, weil sie dort gut versorgt waren.

Beten und Meditieren

Das Tagwerk der Mönche im frühen Mittelalter bestand vor allem aus Beten, Fasten und Meditieren. Sie wollten ihr Leben durch diese Tätigkeiten reinigen und den Engeln gleich werden. Mönche wollten durch diese tadellose Lebensführung ein Vorbild für alle Menschen sein. Der wichtigste Orden, für den solche Regeln aufgestellt worden waren, waren damals die Benediktiner, gegründet vom Heiligen Benedikt.

Geistliche und weltliche Aufgaben

Im späteren Mittelalter wurden das Leben im Orden zumindest zum Teil verweltlicht. Zur Klosteranlage gehörte immer ein Klostergarten, oft auch Werkstätten, Viehbestand, Krankenstation und Klosterschule. Deshalb bildeten sich im Kloster zwei Gruppen von Ordensschwestern und -brüdern heraus. Nonnen und Mönche, die sich vor allem mit dem Bibelstudium und dem Schreiben von Texten befassten und so genannte Laienschwestern und -brüdern, die die körperliche Arbeit im Kloster verrichten mussten.

Hildegard von Bingen

Eine der bekanntesten Nonnen des Mittelalters heißt übrigens Hildegard von Bingen. Sie lebte im 12. Jahrhundert und galt als kundige Heilerin und Ärztin. Ihr Wissen über Heilkräuter und die Natur machen wir uns noch heute zunutze.

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