Eleonore von Aquitanien: Macht und Intrigen

Eleonore von Aquitanien war eine ehrgeizige Frau, die ihre Karriere und die ihrer Kinder energisch vorantrieb. Quelle: © mountainpix

Eleonore von Aquitanien hatte ein Leben, das für viele Romane, Theaterstücke und Legenden als Grundlage diente: Sie war 15 als sie den König von Frankreich heiratete. Sie ging mit ihm auf den 2. Kreuzug, kam zurück, trennte sich von ihrem Mann und heiratete den zukünftigen König von England. Ihm gebar sie acht Kinder, darunter Richard Löwenherz. Ihr Leben lang ging es um Macht und Intrigen.

Wo liegt Aquitanien?

Aquitanien ist der ursprüngliche Name von Südwestfrankreich, zwischen den Pyrenäen und der Garonne. Im Mittelalter war Aquitanien, mit seiner Hauptstadt Bordeaux, zeitweilig ein eignes Königreich. Dank Eleonore, der Erbtochter des Herzogs Wilhelm X., war es ein Zentrum der ritterlichen Kultur, die sich hier zur höchsten Blüte entwickeln konnte. Hier trafen sich die Minnesänger, Dichter und Künstler. Hier wurde gesungen, Gedichte vorgetragen und musiziert.

Wie machte eine Frau im Mittelalter Politik?

Eleonore, in ihrer Heimat Alienor genannt, war die Tochter des Herzogs Wilhelm X. von Aquitanien und Eleonore von Chatellerault. Da der einzige männliche Nachkomme verstorben war, erbte sie 1137 als älteste Tochter das Herzogtum Aquitanien. Damit war sie eine sehr attraktive Partie auf dem Heiratsmarkt. Kein Wunder, dass sich der 16jährige Kronprinz von Frankreich und zukünftige König, Louis VII., für sie interessierte. Eleonore wurde mit gerade mal 15 Jahren seine Frau.

Doch Reichtum allein macht nicht glücklich. Denn die beiden Eheleute passten von Anfang an nicht zusammen. Louis VII. war sehr fromm, in sich gekehrt und katholisch. Seine Frau willensstark und lebenslustig. Sie war aus bestem Haus, sehr gebildet und reich. Zu allem Übel bekam Eleonore statt des ersehnten Nachwuchses nur zwei Töchter: Marie (1145) und Alice (1150).

Der 2. Kreuzzug

1144 bat der König von Jerusalem, Balduin I., um Hilfe für den christlichen Orient, er rief zum 2. Kreuzzug auf. Die Kreuzfahrer hatten die Grafschaft Edessa an die Muslime verloren und waren in großer Sorge um ihre Besitztümer. Die Kirche unterstütze das Anliegen. Louis VII. zog 1147 an der Spitze des 2. Kreuzzuges per Schiff über das Mittelmeer los. Seine Frau kam mit ihm. Die Kreuzfahrer wurden von den Muslimen immer wieder angegriffen und geschlagen. Erfolglos kehrten die Kreuzfahrer, mit ihnen Luis VII und Eleonore, im Jahre 1149 wieder zurück.

Zuhause kam es zu einer folgenschweren Begegnung: der junge Henri Plantagenet, Graf von Anjou und Maine und Erbe des Herzogtums Normandie besuchte Eleonore und machte ihr den Hof. Eleonore fühlte sich angezogen. Beide Eheleute wollten ihre Ehe auflösen lassen. So wurde am 21. März 1152, unter dem Vorwand, Louis und Eleonore seien Cousine und Cousin, die Ehe annulliert.

Ein neuer Ehemann

Nur zwei Monate später heiratete Eleonore den reichen Henri, der durch seine Frau noch die Länder Poitou, Guyenne und die Gascogne dazu erhält. Durch die Erbfolge wurde Henri 1154 zum König Heinrich II von England. Sein Reich erstreckte sich - auch dank der Güter seiner Frau - von den Pyrenäen bis nach Schottland. Die beiden bekamen fünf Söhne und zwei Töchter. Die berühmtesten sind wohl Richard Löwenherz und Johann Ohneland (John Lackland).

Intrigen zwischen Königin und König

Eleonore widersetzte sich dem Machtstreben ihres Mannes, des Königs, und verbündete sich ihrerseits mit ihren drei Söhnen um den König zu stürzen. 1169 vertraut Heinrich II. seinem Sohn Richard Löwenherz das Herzogtum Aquitanien an. Eleonore regte Richard sogar zur Annäherung an Louis VII. an. Doch der Plan schlug fehl und die Königin wird von 1173 bis 1186 in Winchester gefangen gesetzt.

Nach Heinrichs Tod 1189 wurde Richard Löwenherz König und seine Mutter unterstützte ihn. So übernahm sie die Regierungsgeschäfte, als Richard Löwenherz von einem Kreuzzug zurückkehrend gefangengenommen wurde und sie vereitelte den Plan ihres jüngsten Sohnes Johann Ohneland, sich 1193 mit Frankreich gegen Richard zu verbünden. Als aber Richard 1199 starb, verschaffte Eleonore ihrem Sohn Johann Ohneland die Herrschaft.

Eleonore behielt ihren großen Einfluss auf die Politik, bis sie sich in das Kloster Fontevrault in Frankreich zurückzog, in dem sie am 1.April 1204 im Alter von 82 Jahren starb.

Ihre Scheidung von Ludwig VII. hatte auch später noch dramatische Folgen. Denn zwischen 1337 und 1453 entbrannte zwischen Frankreich und England der so genannte "Hundertjährige Krieg", bei dem es um die englischen Besitzungen in Frankreich, vor allem aber um das Herzogtum Aquitanien ging.