800: Die Krönung Karls des Großen

Karl der Große herrschte um 800 über ein riesiges Reich, das große Teile Europas umfasste.Quelle:© jorisvo, Shutterstock

Am 25. Dezember 800 krönt erstmals ein Papst - Leo III.  - einen fränkischen König Karl zum Kaiser. Es ist Karl, der Große, der damals bereits über einen Großteil Europas herrschte. Aus seinem Kaisertum entwickelt sich das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, das gut 1.000 Jahre bestehen sollte.

Karl wurde am 2. April 747 als der ältere Sohn des späteren Königs Pippin des Jüngeren und dessen Frau Bertrada geboren sein. Es gibt aber auch Quellen, die 742 oder 748 als Geburtsjahre angeben. Der Geburtsort ist nicht überliefert, auch über Karls Kindheit und Jugend gibt es keine Quellen. Groß war Karl nicht nur im übertragenen Sinne. 1,92 Meter maß er, für die damalige Zeit eine stattliche Größe.

754 wurde Karl gemeinsam mit seinem Vater und dem jüngeren Bruder Karlmann von Papst Stefan II. zum König gesalbt. Als König Pippin am 24.9.768 im Alter von 54 Jahren in Paris starb, wurde das Reich zwischen den beiden Brüdern aufgeteilt: Karl herrschte im Norden, Karlmann im Süden.

Zerstrittene Brüder

Die beiden Königssöhne vertrugen sich nicht, ihre Streitigkeiten waren weniger politischer, sondern persönlicher Natur. Karl ging im Jahr 769 gegen aufrührerische Aquitanier vor. Als sein Bruder ihm die Gefolgschaft verweigerte, besiegte er die Rebellen alleine und beanspruchte auch jenen Teil des Landes, der eigentlich dem Bruder zugestanden hätte.

Als sich die Lage 771 so zugespitzt hatte, dass sogar ein Krieg zwischen den verfeindeten Brüdern drohte, starb Karlmann überraschend an einer kurzen schweren Krankheit. So wurde Karl Alleinherrscher - ein Weg, der 29 Jahre später im ersten westlichen Kaiserreich nach dem Ende des Weströmischen Reiches gipfelte.Weltreich in Trümmern

Nach dem Ende Roms war der Westen des Reiches zerfallen. Zur Zeit Karls lebten in Rom gerade noch 20.000 Menschen zwischen Ruinenfeldern. Konstantinopel - auch Byzanz genannt - sah sich in direkter Nachfolge Roms und hatte mehrere hunderttausend Einwohner. Zum Vergleich: Köln hatte 10.000 Einwohner, dagegen soll Bagdad damals bereits eine Millionenstadt gewesen sein.

Karl herrschte also über ein Reich, das am Boden lag. Für die innere Restaurierung des Reiches brauchte Karl die Kirche, ebenso wie die Kirche ihn benötigte, um ihre Interessen zu wahren.

Auf Ersuchen des Papstes eroberte Karl in den Jahren 773 und 774 das Langobardenreich. Bald herrschte er über den größten Teil Italiens, mit Ausnahme der byzantinischen Gebiete im Süden.

Am längsten dauerte die Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen (772-804). In Spanien ging er gegen die Araber vor, musste sich aber unter großen Verlusten seiner Streitmacht zurückziehen. 778 gliederte er das bisher noch weitgehend unabhängige Bayern in sein Reich ein.

Die Neuordnung der Welt

Im Jahr 800 war Karl der einzige Herrscher, der über genügend Macht verfügte, das Papsttum zu stützen, und als überzeugter Christ war er dazu auch bereit.

Umgekehrt stützte Karl sich selbst stark auf die Kirche und benutzte sie, um  neu gewonnene Gebiete unter seine Herrschaft zu bringen. Er vergab Bischofssitze nach eigenem Gutdünken und hielt bei Bedarf Synoden ab. Die weltliche und die geistliche Macht rückten mit Beginn des 9. Jahrhunderts enger zusammen: Die beiden Schaltzentralen im Mittelalter waren das Papsttum und das Kaisertum.

Der Papst suchte Schutz und Unterstützung bei dem Frankenkönig und nicht beim oströmischen Kaiser. Im Jahr 797 hatte eine von Karls Synoden das Auseinanderbrechen von West- und Ostkirche bewirkt.

Mit seiner Kaiserkrönung stellte er den Anspruch, nicht nur über sein Volk, sondern über den ganzen Erdkreis zu herrschen und forderte damit Byzanz erst Recht heraus.

Nach dem Untergang des römischen Reiches fühlte sich Byzanz als bruchlose Fortsetzung und Rechtsnachfolger des Imperium Romanum. Es dauerte zwölf Jahre bis Byzanz im Frieden von Aachen die Kaiserwürde Karls anerkannte. Im Gegenzug traten die Franken Venedig und Dalmatien an Ostrom ab.

Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation

Karl starb am 28.1.814 in Aachen. Noch am selben Tag wurde er in der von ihm errichteten Aachener Pfalz beigesetzt. Bei seinem Tod erstreckte sich sein Reich von der Nordsee bis zu den Abruzzen, von der Elbe bis zum Ebro, vom Plattensee bis zur Bretagne.

Um das Leben und Wirken Karl des Großen entstanden nach seinem Tod viele Sagen, unter anderem der Karlszyklus mit dem Rolandslied.

Im Laufe der Zeit nannten die Menschen das Reich Heiliges Römisches Reich, und später dann sogar Heiliges-Römisches Reich Deutscher Nation.

Erst im August 1806 wird mit dem zweiten Rheinbund ("Confederation du Rhin"), die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation eingeleitet.