Erich Kästner: Kinderbuchautor mit Weltruhm

Erich Kästner wollte als junger Mann zunächst Lehrer werden. Glücklicherweise wurde er Schriftsteller und - ohne es anfangs wirklich zu wollen - auch Kinderbuchautor.

Als Autor von Kinderbüchern wie "Emil und die Detektive", "Das fliegende Klassenzimmer" oder "Pünktchen und Anton" erlangte Erich Kästner Weltruhm. Dass Kästner erst nur für Erwachsene schrieb und sich zunächst gar nicht vorstellen konnte, Kinderbücher zu schreiben, klingt daher heute fast unvorstellbar. Aber es war so.

Lieber Autor als Lehrer

Erich Kästner kam am 23. Februar 1899 in Dresden zur Welt. Nach der Schule beschließt Kästner, selbst Lehrer zu werden und beginnt eine Ausbildung als Volkschullehrer. Mit 18 Jahren muss er jedoch als Soldat in den Ersten Weltkrieg, aus dem er ein Jahr später mit einem schweren Herzleiden zurückkehrt.
Kästner schließt sein Lehrerseminar ab, arbeitet dann aber nicht in diesem Beruf, sondern beginnt ein Studium in Leipzig - Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theatergeschichte. Parallel dazu schreibt er für verschiedene Zeitungen und veröffentlicht erste Gedichte.

Ein kritischer Zeitgenosse

Besonders mit seinen Gedichten macht sich Kästner nicht nur Freunde. In teilweise lockerer Umgangssprache kritisiert er in seinen Werken gesellschaftliche Missstände wie Untertanengeist und die Verherrlichung des Krieges. So schreibt er zum Beispiel in einer Parodie auf ein Gedicht von Goethe:

Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!

Schwierige Jahre

Kästners kritische Haltung verschärft sich weiter, als die Nationalsozialisten an die Macht kommen. Seine Bücher landen  bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Scheiterhaufen, weil sie nach Meinung der Nazis nicht „den deutschen Geist“ widerspiegeln. Kästner ist selbst bei der Bücherverbrennung am Bebelplatz anwesend. 

Obwohl Erich Kästner von den Nationalsozialisten mehrfach verhaftet wird und 1942 sogar Schreibverbot erhält, bleibt er in Deutschland. Er schreibt unter einem anderen Namen (Pseudonym) weiter und verfasst sogar das Drehbuch zum Monumentalfilm „Münchhausen“, der 1942 in Berlin gedreht wird. 1945 erhält Erich Kästner den Hinweis, dass er umgebracht werden soll und setzt sich daraufhin mit einem Filmteam nach Tirol ab, wo er das Kriegsende erlebt.

Nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg leitet Kästner das Feuilleton der Neuen Zeitung in München. Dies ist die erste überregionale Zeitung, die nach dem Krieg in Deutschland erscheinen darf. Er gründet zwei Kabaretts: 1945 Die Schaubude, 1951 Die kleine Freiheit in München. Ab 1946 gibt Kästner die Zeitschrift „Pinguin. Für junge Leute“ heraus. Er ist weiterhin als Autor aktiv.

Unter anderem erscheinen die Kinderbücher „Das doppelte Lottchen“ und „Die Konferenz der Tiere“ (beide 1949). Von 1951 bis 1962 ist er Präsident des westdeutschen PEN-Zentrums, einer internationalen Schriftstellervereinigung. Er erhält zahlreiche Auszeichnungen, darunter den bedeutendsten deutschen Literaturpreis, den Georg-Büchner-Preis (1957). Kästner stirbt am 29 Juli 1974 in München.

Warum eigentlich Kinderbücher?

Erich Kästner hatte nie vor gehabt, Kinderbücher zu schreiben. Auf diese Idee brachte ihn erst die Verlegerin Edith Jacobsohn, die nach deutschen Autoren für ihren Kinderbuchverlag Williams [&] Co suchte. Sie ermutigte ihn, nicht nur über Kinder sondern auch für Kinder zu schreiben. So machte sich Kästner an die ersten Kapitel seines Romans „Emil und die Detektive“, mit dem er 1929 berühmt wurde. Diesem folgten 1930 „Pünktchen und Anton“ sowie 1933 „Das fliegende Klassenzimmer“.

Das Besondere an Kästners Kinder- und Jugendbüchern war, dass er sie nicht aus der Sicht des Erwachsenen, sondern der Kinder verfasste. Er versuchte, sich in ihre Gedankenwelt hinein zu versetzen. Sicher ist das einer der Gründe, warum Kästners Kinderbücher auch heute noch weltberühmt sind. Sie wurden auch mehrfach verfilmt und für das Theater umgeschrieben.

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