Stimmt es, dass sich Eisbären und Braunbären manchmal paaren?

Eisbären leben in Polargebieten, Braunbären an Land. Kommt es trotzdem manchmal vor, dass sich Eisbären und Braunbären paaren? Das möchte auch Svenja, 10 Jahre wissen.

Zwei Hybridbären sind 2004 im Osnabrücker Zoo zur Welt gekommen. Das helle Bärenmädchen Tips (hier im Bild) und ihr dunklerer Bruder Taps haben einen Eisbären zum Vater und eine Braunbärin zur Mutter. Quelle: © pixabay

 

Es kommt tatsächlich vor, dass sich Eisbären in der Arktis mit anderen Bärenarten paaren. Solche ungewöhnlichen Kreuzungen nennt man Hybridbären, oder auch Grolar, wenn es sich zum Beispiel um eine Mischung aus Polarbär und Grizzlybär handelt. Das erste Exemplar wurde 2006 in Kanada erlegt.

Klimawandel ist schuld

Schuld an der immer öfter vorkommenden Umorientierung des Eisbären ist der Klimawandel.  Der weiße Räuber, das Symboltier des Nordpols, ist akut vom Aussterben bedroht, weil sein Lebensraum in Gefahr ist. In den Sommermonaten schmilzt das Eis bereits so stark, dass der Eisbär aufs Festland zurückgedrängt wird.

Durch die globale Erwärmung wird der eisfreie Zeitraum immer länger. Das hat auch Einfluss auf die Fortpflanzung der Eisbären. Wo das Eis fehlt, können Eisbärenmännchen die Duftspuren der Weibchen nicht mehr richtig wahrnehmen und finden keine Partnerin.

Lebensraum in Gefahr

Durch das Schmelzen der Eismassen beginnen sich die Lebensräume von Eis- und Braunbär immer mehr zu überlappen. In der eisfreien Zeit gibt es keine natürlichen Grenzen mehr, so dass der Braunbär aus dem kanadischen Süden sein Revier gen Norden ausdehnt und der Eisbär auf Nahrungssuche vermehrt an und vor den Küsten jagt.
 
Dadurch begegnen sich unterschiedlichen Bärenarten, die früher keinerlei Berührungspunkt hatten. Die Paarung funktioniert problemlos, weil sie genetisch verwandt sind. Doch zum Erhalt seiner Art trägt der Eisbär nicht bei. Die Mischlingsbären sind oft unfruchtbar und können sich damit auf Dauer nicht erfolgreich vermehren.

Schlechte Chancen für Hybridbären

Dazu kommt, dass Hybridbären häufig die am Nordpol wichtigen Fähigkeiten zum Überleben fehlen. Meist können sie nicht so gut schwimmen wie Eisbären. Das ist in der Arktis aber extrem wichtig, um Nahrung in Form von Robben und Fischen heranzuschaffen.

Spannendes Forschungsobjekt

Für Wissenschaftler sind Hybridbären spannende Forschungsobjekte. Sie genau zu beobachten und zu untersuchen, hilft dabei, mehr über die einzelnen Bärenarten und ihre Entwicklung herauszufinden. Für Inuit-Jäger sind die gekreuzten Bären dagegen eine begehrte Jagdtrophäe. Die Pelze lassen sich aufgrund ihrer außergewöhnlichen, braun-weißen Färbung, teuer verkaufen.
 
Bären sind nicht die einzigen Tiere der Arktis, bei denen so genannte Hybridisierungen beobachtet wurden. Auch einige Wal- und Robbenarten haben sich in den letzten Jahren mit nahen Verwandten gepaart. Forscher schlagen bereits Alarm. Sollte dieser Trend weiter zunehmen, könnten seltene Arten schneller aussterben als bislang angenommen.

Tips und Taps - die Klimabotschafter des Osnabrücker Zoos

Übrigens: Auch in Gefangenschaft leben Hybridbären. Im Zoo Osnabrück kamen 2004 Tips und Taps als Ergebnis gemischter Bärenhaltung zur Welt. Eine Paarung der beiden Bärenarten war nicht geplant. Die Kinder von Eisbärenpapa Elvis und Braunbärenmama Susi waren lange als Duo nicht nur die Klimabotschafter des Zoos, sondern die erklärten Lieblinge der kleinen und großen Besucher. Mittlerweile ist Taps allein, da Tips leider nach einem Ausbruch aus dem Gehege erschossen werden musste, um Zoobesucher  nicht zu gefährden.    

 

Noch mehr zum Thema erfährst du in WAS IST WAS Band 36. Polargebiete. Leben in eisigen Welten