Die Winterzeit

Die Winterzeit

In der Nacht von Samstag (24.10.) auf Sonntag (25.10.) ist es wieder so weit: Die Uhren werden von 3.00 Uhr auf 2.00 Uhr eine Stunde zurückgestellt. Das heißt also: eine Stunde länger schlafen. Was es mit Winter- und Sommerzeit auf sich hat, und was Abkürzungen wie MEZ und UTC bedeuten, erfahrt ihr im folgenden Artikel ...

Die Zeit, sie eilt im Sauseschritt, und wir, wir laufen hurtig mit reimte Wilhelm Busch. Zu seiner Zeit (1832-1908) war man gerade dabei, international gültige Regeln für die Zeitmessung aufzustellen. Denn mit der voranschreitenden Industrialisierung und der vermehrten Reiselust der Menschen gewann die exakte Uhrzeit immer mehr an Bedeutung.

Keine Zeit - kein Stress

Bis dahin hatten nur wenige Menschen, etwa Seefahrer oder Astronomen, Bedarf an einer genauen Uhrzeit. Die anderen richteten ihren Tag nach der anstehenden Arbeit ein und orientierten sich grob an Sonnenauf- und untergang und ihrem Höchststand um Mittag. Langfristig waren die Jahreszeiten der Rahmen, in dem man sein Leben ausrichtete. Zwar gab es schon seit dem frühen Mittelalter sehr hochentwickelte Uhren, aber die Menschen lebten viel weniger nach dem Diktat der Zeit, als heute.

Jeder Ort hatte seine eigene Uhrzeit, die von der Sonne bestimmt wurde. Beim Sonnenhöchststand war es 12:00 Mittags. Aber wegen der Erddrehung erreichte die Sonne in Dresden ihren Höchststand schon früher als etwa in Trier. Mittags bedeutete in Dresden eine andere Uhrzeit im heutigen Sinne als in Trier.

Das machte es schwierig, über größere Entfernung einen genauen Termin festzulegen. Aber je mehr Fabriken und Bahnhöfe es gab, desto dringender wurde eine einheitliche Zeitfestlegung. Ankunfts- und Abfahrtszeiten, Arbeitsbeginn und ende, sowie Liefertermine mussten pünktlich eingehalten werden.

Greenwich - zeitlicher Mittelpunkt der Welt

Dazu wurde 1884 von der Internationalen Meridiankonferenz festgelegt, dass sich zukünftig die internationale und nationale Zeitmessung auf den Längengrad (Nullmeridian)  bezieht, der durch die englische Stadt Greenwich (sprich Grenidsch) und deren astronomisches Observatorium verläuft. Man verwendete Greenwich, weil seit mehreren Jahrhunderten Seefahrer, besonders des britischen Imperiums, sich auf Zeit und Position von Greenwich bezogen.

Heute übernimmt die Internationale Astronomische Vereinigung (International Astronomical Union, IAU) die Festlegung der weltweit gültigen Zeit. Noch immer orientiert sich die Einteilung der Erde in Zeitzonen an der Uhrzeit in Greenwich, der Greenwich Mean Time (GMT).

Aus praktischen Gründen entschied man sich, den Erdkreis in 24 Zeitzonen zu unterteilen, die sich jeweils um eine Stunde unterscheiden. Da ein Kreis 360° hat, ist eine Zeitzone also 360°:24= 15° breit. Im Mittel ist eine Zeitzone also  40.000 km : 24 = 1.666,67 Kilometer breit.

Manchmal weicht man von dieser Einteilung ab und passt Zeitzonengrenzen auch Ländergrenzen an, damit die Menschen in einem Land die gleiche Zeit haben. Nur in großen Staaten wie den USA, China oder Russland geht das nicht, weil sie sich über zu viele Längengrade erstrecken, also einfach zu breit für nur eine Zeitzone sind.
 
Ausgehend von Greenwich addiert man Richtung Osten eine Stunde und zieht Richtung Westen eine Stunde ab.

Wir liegen eine Zeitzone östlich von Greenwich, die offizielle Bezeichnung für unsere Zeitzone lautet also GMT+1. Greenwich genau gegenüber, entlang dem 180 Längengrad, verläuft die Datumsgrenze. Überquert man sie an einem Mittwoch von West nach Ost, so ist auf der anderen Seite Dienstag.

GMT [&] UTC

Die Bezeichnung GMT liest man heutzutage zwar immer noch vielerorts, aber eigentlich ist das nicht korrekt. Denn die GMT-Zeit ist eine astronomische Zeit, die sich immer noch am Lauf der Erde um die Sonne orientiert. Weil die Erdbahn elliptisch und die Erde auch noch geneigt ist, dauert es nicht immer exakt 24 Stunden von einem Mittag (Sonnenhöchststand) zum nächsten.

Deshalb führte man 1952 die UTC (Universal Time Coordinated) ein, die Koordinierte Weltzeit. Sie wird mit Hilfe von Atomuhren ermittelt. In einer Million Jahren gehen solche Uhren nur um eine Sekunde falsch. Nur mit dieser genauen Zeitermittlung ist moderne Kommunikation und Luftfahrt überhaupt möglich. GMT und UTC stimmen fast überein, aber eben nur fast.

Die korrekte Zeitzonenangabe für Deutschland lautet also UTC+1.

Sommer- und Winterzeit

Eigentlich ist die Winterzeit die richtige Zeit, auch Normalzeit genannt. Im Sommer stellt man die Uhren eine Stunde vor. Im englischsprachigen Raum nennt man es auch Daylight Saving Time (=Tageslicht sparende Zeit). Der Sinn und Zweck war und ist also, die Stundenzahl mit nutzbarem Tageslicht zu vergrößern.

Die Sommerzeit wird auch als MESZ, Mitteleuropäische Sommerzeit, benannt. Die Normalzeit im Winter wird als MEZ abgekürzt. In wissenschaftlicher Schreibweise ist also MESZ=UTC+2 und MEZ=UTC+1.

Als erstes Land stellte Deutschland  am 30. April 1916 sein Uhren im Sommer eine Stunde vor. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Sommerzeitumstellung in den Ländern der europäischen Union 1975 wieder eingeführt. Grund war auch die Ölkrise im Jahr 1973, denn durch das verlängerte Tageslicht sollte der Energieverbrauch gesenkt werden.