Wie Pluto vom Planeten zum Zwergplaneten degradiert wurde

Im August 2006 traf sich die Internationale Astronomische Union in Prag um ein für allemal klar zu stellen, was denn nun eigentlich ein Planet ist und was nicht. Bisher hatte man noch keine eindeutige wissenschaftliche Erklärung für diesen Begriff gefunden. Aufgrund neuer Entdeckungen wie des Himmelskörpers Xena wurde das Problem immer dringlicher. Nach der jetzt beschlossenen Definition gehört der Pluto nicht mehr zu den echten Planeten, sondern darf nur noch Zwergplanet genannt werden.




Bisher zählte Pluto (der kleinste, ganz rechts außen) zu den vollwertigen Planeten. Doch nun gilt er nur noch als Zwergplanet.

Wann ist ein Himmelskörper ein Planet?

Lange schon wurde dieses Thema heiß diskutiert. Schuld daran waren Himmelsobjekte, die entdeckt wurden und die alle ungefähr die Größe des Plutos, des bisher 9. Planeten unseres Sonnensystems, hatten oder sogar übertrafen. So etwa der im letzten Jahr entdeckte Xena, der noch größer als Pluto ist. Diese ähnlich großen Objekte sind wohl Teile des Kuiper-Gürtels, genau wie Pluto auch. Sollte nun Xena ein Planet oder Pluto degradiert werden?

Was ist der Kuiper-Gürtel?

Jenseits der Neptunbahn gibt es einen Gürtel von Kleinplaneten und Eisbrocken, den Kuiper-Gürtel. Er ist nach dem holländischen Astronomen Gerard Peter Kuiper (1905 1973) benannt. Die meisten Kleinplaneten dieses Gürtels haben plutoähnliche Bahnen und wurden daher bisher auch Plutinos genannt. Pluto ist eigentlich nur das erste entdeckte und nicht mal unbedingt größte Mitglied des Kuiper-Gürtels. Deshalb entbrannte an ihm auch die Diskussion, wie denn nun die wissenschaftliche Definition von Planet sei.

Nun also hat man sich in Prag entschlossen, diese Frage zu klären und hat eine neue Definition für Planeten gefunden. Und damit ist Pluto aus dem Rennen nach dieser Definition werden nur noch acht echte Planeten gezählt.


Auf einer der letzten Aufnahmen der NASA mit dem Hubble Weltraumteleskop wurden noch weitere Himmelsobjekte bei Pluto und seinem Mond entdeckt. Weitere Zwergplaneten?

Erster, abgelehnter Vorschlag für die Definition von Planet

Zunächst einmal wurde von einer ausgewählten Expertenrunde ein erster Entwurf zur Abstimmung vorgelegt. Doch der wurde sehr kritisiert.

Nach diesem Entwurf sind Planeten Himmelskörper, die

1. so viel Masse haben, dass sie durch Eigengravitation in eine runde Form gezwungen wurden.

2. einen Stern umkreisen, ohne selbst Sterne oder Monde, also Trabanten anderer Planeten zu sein.

Nach dieser Definition hätte Pluto seinen Status als Planet behalten, es wären aber noch zahlreiche andere Himmelskörper in Frage gekommen, zum Beispiel Ceres und Xena. Und weitere Aspiranten wären schon bekannt. Innerhalb der vollwertigen Planeten sollte in zwei Gruppen aufgeteilt werden: die klassischen Planeten von Merkur bis Uranus und die Zwergplaneten wie Pluto, Charon, Ceres oder Xena.

Dieser Entwurf wurde so nicht angenommen. Stattdessen einigte man sich auf folgende neue Definition von Planeten:

1. Diese Planetendefinition gilt nur für unser Sonnensystem.

2. Ein Planet soll ab jetzt nur noch ein Körper sein, dessen Masse der Gesamtmasse aller anderen Körper in seinem Bahnbereich übertrifft.

Das heißt, Planeten müssen die Sonne umkreisen. Sie müssen genügend Masse besitzen, damit sie ihre Schwerkraft annähernd kugelförmig zusammenpresst und sie müssen ihre kosmische Umgebung von anderen Objekten freigeräumt haben. Gerade dies trifft auf den Pluto nicht zu. Er bewegt sich im Kuiper-Gürtel mit zahlreichen anderen Himmelskörpern.

Aus was unser Sonnensystem jetzt besteht:

In unserem Sonnensystem gibt es also nur noch die acht klassischen Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun, sowie Zwergplaneten, Monde und Kleinkörper. Pluto, Charon und Ceres sowie das kürzlich entdeckte Himmelsobjekt Xena sind Zwergplaneten und damit keine Planeten. Als Kleinkörper gelten Asteroiden, Kometen und andere Objekte geringer Größe, die keine Monde sind und die Sonne umkreisen.

Pluto und sein Mond Charon.

Das "Opfer": Pluto

Pluto wurde 1930 am Rand unseres Sonnensystems entdeckt. Damals glaubte man, er sei so groß wie die Erde. Dieser Irrtum löste sich erst später auf und löste bereits Diskussion um seinen Status aus. Jenseits der vier Riesenplaneten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun kreist der Pluto in einer elliptischen Bahn in rund 248 Jahren einmal um die Sonne. Er besitzt den Riesenmond Charon und besteht aus Eis und Gestein. Der Durchmesser von Pluto beträgt rund 2300 Kilometer, der seines Mondes Charon etwa 1200 Kilometer. Der Pluto hat eine sehr dünne Atmosphäre, die hauptsächlich aus dem Gas Methan besteht.

In den 90er Jahren entdeckten Wissenschaftler mit dem Weltraumteleskop Hubble den Kuiper-Gürtel und damit zahlreiche weitere Himmelskörper, die Pluto glichen. Sie ließen die Astronomen neu am Planeten-Dasein des Pluto zweifeln.

Pluto = Zwergplanet

Nach der neuen Definition ist Pluto nur noch ein Zwergplanet. Der aber seinen Mond Charon behält. In diese Kategorie fallen ab jetzt auch der ehemalige Kleinplanet Ceres im Asteroidengürtel und der inoffiziell Xena genannte Kleinplanet 2003.

In Prag wurde auch festgelegt, dass der Pluto gleichzeitig als Prototyp einer neuen Klasse von Himmelsobjekten jenseits der Neptunbahn gilt. Diese sollen nun als plutonische Objekte bezeichnet werden.

Schade eigentlich:

Bedauerlich ist, dass unser toller Merksatz nun auch futsch ist.

"M(erkur)ein V(enus)ater E(rde)rklärt M(ars)ir J(upiter)eden S(aturn)amstag U(ranus)nsere N(eptun)eun P(luto)laneten" gehört ab sofort der Vergangenheit an. Aber vielleicht fällt euch ja ein Satz zu acht Planeten und einem Zwergplaneten ein! Dann gebt uns doch Bescheid!

-ab-31.08.2006 Text / Fotos: NASA; Illustration der Planeten: WAS IST WAS 76 "Die Sonne".

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