Vom Flieger zum Astronauten

Am 4. 7. 2006 startete die Discovery zur Internationalen Raumstation ISS. An Bord: der deutsche Astronaut Thomas Reiter. Als erster Deutscher arbeitet er in der Internationalen Raumstation. Er ist zugleich auch der erste Astronaut der europäischen Weltraumorganisation ESA, der zu einem Langzeitaufenthalt von mindestens sechs Monaten an Bord bleiben wird. In dieser Zeit soll er auch einen Weltraumspaziergang unternehmen. Für ihn erfüllt sich damit ein lang ersehnter Traum, auf den Thomas Reiter praktisch ein Leben lang hin gearbeitet hat.

Ständige Aus- und Weiterbildung

Am 23. Mai 1958 wurde Thomas Reiter in Frankfurt geboren. Schon früh war er von der Fliegerei begeistert. Und nach seinem Abitur verpflichtete sich Reiter bei der Bundeswehr zur Luftwaffe. Dort studierte er Luft- und Raumfahrttechnik. Als Diplomingenieur ließ er sich in den USA zum Jetpiloten ausbilden. Zurück in Deutschland war er beim Jagdbombergeschwader in Oldenburg. Er flog Kampfflugzeuge des Typs Alpha Jet und wurde stellvertretender Staffelchef.

1990 ging er nach Oberbayern an die Wehrtechnische Dienststelle in Manching, wo er sich zum Testpiloten 2. Klasse ausbilden ließ. Als Testpilot flog er z. B. neue Maschinen, testete ihr Material und ihre Leistungsgrenzen. Also die Höchstgeschwindigkeit einer Maschine oder die maximale Last, die ein Flugzeug tragen kann oder wie ein Flieger zu steuern ist etc. Eine nicht ungefährliche Aufgabe, aber sehr wichtig, denn in Manching werden neue Fluggeräte und ihr Material auf ihre Tauglichkeit für den Einsatz in der Bundeswehr überprüft.

Thomas Reiter lernte auch, wie der europäische Jagdbomber Tornado zu fliegen ist. Dann legte er 1992 auf einer anerkannten britischen Testpilotenschule die Prüfung zum Testpiloten 1. Klasse ab.

Der Weg ins All

Im Mai 1992 wurde Thomas Reiter von der europäischen Weltraumorganisation ESA unter zunächst 22.000 Bewerbern als Astronautenanwärter ausgewählt. Jedes ESA-Mitgliedsland konnte aus diesen Bewerbern wiederum drei bis fünf Favoriten vorschlagen. Am Ende blieben 60 Kandidaten, von denen sechs genommen wurden. Für Thomas Reiter sprach seine ungeheuere Erfahrung: er hatte schon über 2000 Stunden auf 15 verschiedenen militärischen Kampffliegertypen geflogen. So war Thomas Reiter einer der sechs, für die der Traum des Fluges ins All in Erfüllung gehen sollte.

Doch vorher absolvierte er im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln eine halbjährige Grundausbildung.

Die ESA plante ab 1993 gemeinsam mit der russischen Raumfahrtbehörde Flüge zur Raumstation Mir. Daran sollten auch einige Astronauten der ESA teilnehmen. Thomas Reiter war einer der auserwählten, der bei der als Euromir bezeichneten Mission teilnehmen durften.



1. Reise ins All

Am 3. September 1995 startete Thomas Reiter im Rahmen der Mission TM22 (Euromir 95) zur russischen Raumstation Mir. Er gehörte dort mit zwei russischen Kollegen der 20. Stammbesatzung an und verbrachte 179 Tage im All. Sein Auftrag war es wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Am 20. Oktober 1995 absolvierte Reiter den ersten seiner zwei Weltraumspaziergänge (EVA) er war damit der erste Deutsche, der einen Weltraumausstieg unternahm.




Zwei Mal musste der Start der Discovery wegen schlechten Wetters verschoben werden.

Vorbereitung auf die ISS

Zurück auf der Erde wurde der Astronaut intensiv für Sojus- Raumschiffe ausgebildet. Ab 2001 trainierte er dann auch für seinen Langzeiteinsatz auf der Internationalen Raumstation ISS. Über einige Jahre machte er sich mit den russischen und den anderen europäischen Segmenten der ISS vertraut. So half er bei der Entwicklung von Ausrüstungsgegenständen für das europäische ISS-Modul, das Forschungslabor Columbus, mit.

Während seines Aufenthalts im All soll Reiter für die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) zahlreiche Betriebs- und Wartungsaufgaben am Gerät der ISS vornehmen.


Auf der ISS soll Thomas Reiter wissenschaftliche Experimente und auch einen Weltraumspaziergang unternehmen.

Neben all den wissenschaftlichen Vorbereitungen, musste sich Reiter auch auf die körperlichen und seelischen Bedingungen eines so langen Weltraumfluges mit dem richtigen Training und der entsprechenden Ernährung vorbereiten.

Verzögerter Start ins All

Eigentlich war der Start seiner Mission schon für 2005 geplant. Doch wegen der technischen Probleme mit dem abfallenden Schaumstoff am Außentank der Raumfähre Discovery verzögerte sich der Start. Am 04. Juli 2006 war es dann endlich soweit: Reiter startete mit der Mission STS-121 zur ISS. Nach zwei Tagen erreichte er die Raumstation und gehört nun für ein halbes Jahr zur dreiköpfigen Besatzung, ISS-Expedition 13.

Außer All und Fliegen?

Privat ist Thomas Reiter verheiratet und hat zwei Söhne. Die Familie lebt auf der Erde bei Oldenburg. In der knappen Freizeit spielt Thomas Reiter gern Badminton oder fechtet, spielt Gitarre oder kocht.

Doch bis der Vater für seine Familie nun wieder kochen kann, vergehen einige Monate, in denen er sich nur von Astronautenkost ernährt!

-ab-17.07.2006, Text/ Fotos NASA ; Autogrammkarte: ESA.

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