Volltreffer im All

Der Zusammenstoß wurde über sechs Jahre lang vorbereitet, innerhalb weniger Sekunden war dann alles vorbei. Wissenschaftler freuen sich über die Daten, die Hinweise auf die Frühzeit des Sonnensystems geben, während eine Astrologin die NASA verklagen will. Angeblich verändert der Zusammenstoß ihr Horoskop.

"Deep Impact" bei der Endmontage

Wer entdeckte Tempel-1?

Der Komet Tempel-1, der offiziell 9P/Tempel heißt, wurde 1867 vom sächsischen Astronomen Ernst Wilhelm Leberecht Tempel entdeckt. Tempel benötigt für einen Umlauf um die Sonne fünfeinhalb Jahre. Er ist ungefähr 14 Kilometer lang und 4 Kilometer breit.

Was ist so interessant an Kometen?

Kometen sind für Wissenschaftler deshalb so interessant, weil sie aus der Frühzeit des Sonnensystems stammen. Wenn man also einen Kometen untersucht, dann erfährt man mehr über die Zustände bei der Entstehung der Erde und der anderen Planeten vor gut vier Milliarden Jahren.

Tempel eignet sich gut zur Untersuchung, weil er nur eine kurze Umlaufzeit hat. Bei jedem Umlauf um die Sonne verliert er durch die Strahlung ein bisschen seiner Oberfläche. Dieses abgestrahlte Material ist als Schweif des Kometen zu sehen, der immer von der Sonne weg zeigt.

Die Einweg-Raumsonde "Impaktor". Unten kann man Kupferplatten erkennen, die angebracht wurden, um die Masse und damit die Wucht des Aufpralls zu vergrößern.

Was war die Aufgabe von "Deep Impact"?

Die Sonde "Deep Impact" (sinngemäß "heftiger Einschlag") wurde von der NASA auf den Weg geschickt, um als erstes menschengemachtes Objekt überhaupt direkten Kontakt mit einem Kometen zu haben. Das Missionsziel war, den Aufbau des Kometen zu erforschen. Um die innere Struktur erforschen zu können, wurde von der Sonde ein 372 kg schweres, "Impaktor" ("Einschläger") genanntes Projektil auf den Kometen geschossen.

Der "Impaktor" verursachte ein fußballfeldgroßes Loch auf dem Kometen. Sämtliche Teleskope der Erde beobachteten den Einschlag und filmten das herausschleudernde Material. Die "Deep Impact"-Sonde selbst beobachtete im Vorbeiflug, wie sich der Krater bildet und vermaß ihn. Spezielle Instrumente an Bord untersuchten die Zusammensetzung des ausgeworfenen Materials und beobachteten, wie sich der Komet nach dem Zusammenstoß verhielt.

Wie war die Mission geplant?

Die Planungsphase dauerte fast eineinhalb Jahre, von November 1999 bis März 2001. Bis Anfang 2005 dauerte Entwicklung, Bau und Test von "Deep Impact" und dem "Impaktor". Im Januar startete eine Delta-II Rakete der NASA und brachte die Sonde auf den Weg.

So stellte sich ein Künstler das Rendezvous im All vor. Der "Impaktor" hat sich hier gerade von "Deep Impact" getrennt und bewegt sich mit einer relativen Geschwindigkeit von 37000 km/h auf den Kometen links im Bild zu.

24 Stunden vor Erreichen des Kometen, nach sechs Monaten Flugzeit, wurden die Zielverfolgungsteleskope der Sonde auf den Kometen gerichtet und der "Impaktor" freigegeben. Er konnte für 24 Stunden selbständig agieren und Flugmanöver durchführen, um präzise auf dem Kometen einzuschlagen. Der "Impaktor" war beim Einschlag rund 37000 km/h schnell, was etwa 10 Kilometer pro Sekunde entspricht.

Besteht durch den Beschuss des Kometen eine Gefahr für die Erde?

Nein, es bestand und besteht keine Gefahr, dass sich durch den Beschuss des Kometen seine Flugbahn ändert und er womöglich Richtung Erde steuert. Auch bestand keine Gefahr, dass der Komet zerbricht. Der Komet wiegt etwa eine Milliarde Tonnen und nach Aussagen von Wissenschaftlern ist der Einschlag des "Impaktor" mit einer Fliege zu vergleichen, die gegen einen LKW fliegt.

Das ausgeworfene Material leuchtet im Sonnenlicht hell auf. Von "Deep Impact" im Vorbeiflug aufgenommen

Kurios

Eine russische Astrologin hat wegen des Einschlags die NASA verklagt. Sie will 300 Millionen Dollar Entschädigung, weil durch den Beschuss des Kometen angeblich ihr Horoskop verzerrt worden sei. Die Klage wird gerade vorbereitet, von der NASA ist dazu noch nichts zu hören.

Hier findet ihr noch viele weitere kommentierte Bilder der Mission und des Einschlags.

Wenn dich Sterne und Weltraum interessieren, dann wirf doch auch mal einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 16: Planeten & Raumfahrt oder in unseren WAS IST WAS-Band 102: Kosmos

Text: -jj- 8.7.2005 Bilder: © NASA

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