Völkerverständigung im Weltraum

Bis 1972 waren die Raumfahrtprogramme der beiden damaligen Supermächte strikt voneinander getrennt. Zu viele wissenschaftliche und militärische Geheimnisse mussten vor der anderen Seite verborgen werden. Denn die Technik der Weltraumraketen war auch für die Interkontinentalraketen mit Atomsprengköpfen wichtig. Deshalb war die Vereinbarung des Apollo-Sojus Test Projekts (ASTP) 1972 etwas besonderes. Es sollte ein Signal der Entspannung zwischen den beiden verfeindeten Supermächten sein.

Start der Sojus-Rakete am 15. Juli 1975 in Baikonur/Kasachstan

Welche Raumschiffe sollten gekoppelt werden?


Die Russen starteten am 15. Juli 1975 vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan eine Sojus-U Rakete mit einer Sojus-Weltraumkapsel. An Bord war, neben einem Flugingenieur, der Kommandant Alexei Leonow. Er ist berühmt als der erste Mensch, der einen Weltraumspazier- gang unternommen hat (Link am Ende des Artikels). Das amerikanische Apollo-Raumschiff startete rund sieben Stunden später von Cape Canaveral, Florida aus. Die inoffizielle Bezeichnung für den Flug lautete Apollo-18. An Bord waren drei Astronauten.

Der Anblick, der sich den Apollo-Astronauten bot: Sojus wartet auf das Andocken.

Wie war das Kopplungsmanöver geplant?


Es war vorgesehen, dass zunächst die Sojuskapsel als passiver Partner dienen sollte. Nach zweitägigem Flug hatten die beiden Raumschiffe am 17. Juli 1975 Sichtkontakt und waren zum Docking-Manöver bereit. Ein Problem war die unterschiedliche Zusammensetzung der Atmosphäre in den Raumschiffen. Die Astronauten in der Sojus-Kapsel atmeten gewöhnliche Luft bei normalem Druck.

Die Andock-Kopplung, hier bei der Inspektion durch Wissenschaftler.

Die amerikanischen Astronauten dagegen atmeten reinen Sauerstoff mit nur einem Drittel des Drucks der Erdatmosphäre. Um die unterschiedlichen Drücke der beiden Kapseln auszugleichen, hatten Ingenieure eine Kopplungsschleuse entwickelt, die am Apollo-Raumschiff angebracht war. Beim Umstieg in die je andere Raumkapsel mussten die Astronauten etwa 15 Minuten in der Schleuse warten, um sich auf die Druck- und Luftverhältnisse einzustellen.

Kosmonaut Leonow und Astronaut Slayton beim Rendezvous im All.

Was war das Ziel des Kopplungsmanövers?

Neben dem politischen Signal, das die Mission aussenden sollte, gab es auch wissenschaftliche Zielsetzungen. Schon die punktgenaue Durchführung des Dockingmanövers war eine technische Herausforderung. Immerhin flogen die beiden Kapseln mit rund 28000 km/h in etwa 90 Minuten um die Erde. Außerdem führten die Mannschaften Experimente in Astronomie, Biologie und Materialforschung durch.

Nach der ersten Kopplung war es an der Sojus-Besatzung, sich an die wartende Apollo-Kapsel anzudocken.

Nach 44 Stunden wurden die beiden Raumschiffe getrennt und die Apollo-Kapsel übernahm den passiven Part. Diesmal war es an den Russen, sich durch geschickte und präzise Manöver an die Apollo-Kapsel anzunähern und den Kopplungsadapter mit der Luftschleuse genau zu treffen. In der zweiten Phase der Kopplung wurden Experimente zur Stabilität der Verbindung der Raumschiffe durchgeführt.

Beinahe-Katastrophe bei der Landung

Nach dem erneuten Entkoppeln landete die Sojuskapsel am 21. Juli 1975 in der Wüste von Kasachstan. Es war die erste im Fernsehen übertragene Landung der Russen. Die Apollo-Kapsel wasserte am 24. Juli 1975 im Pazifik. Dabei kam es noch fast zur Katastrophe, weil die Astronauten vergaßen, das Erdlandesystem zu aktivieren.

Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände führte das dazu, dass unverbrannte Gase der Stabilisierungsdüsen in die Kapsel eindrangen und ein Astronaut ohnmächtig wurde. Auch die Hauptlandeschirme mussten manuell ausgelöst werden, wodurch die Wasserung alles andere als sanft war. Doch alle Astronauten blieben unverletzt.

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Text: -jj-/13.7.2005 Fotos: © NASA

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