Viel Arbeit in der Raumstation

Die Spaceshuttle-Mission STS-115 mit der Raumfähre Atlantis bringt die Internationale Raumstation einen großen Schritt voran. Durch neue Sonnensegel, die das Shuttle transportiert, können statt bisher drei künftig sechs Astronauten an Bord der Raumstation leben.

Die fünfköpfige Besatzung des Shuttles um Kapitän Brent Jett soll nach dreijähriger Unterbrechung den Ausbau der Internationalen Raumstation ISS fortsetzen.

Die Mission war bereits für den Sommer 2003 geplant gewesen, war dann wegen des Columbia-Unglücks verschoben worden. Ursprünglich war die Raumfähre Endeavour dafür vorgesehen gewesen, doch dieses Shuttle wird derzeit umgebaut und modernisiert.

Die Raumfähre Atlantis transportiert eine Art Tragbalken mit Sonnensegeln zur Station. Die Montage erfordert voraussichtlich drei Außenbordeinsätze von je sechseinhalb Stunden Dauer. Mit den Segeln wird die Energieversorgung verdoppelt. Statt bisher drei können dann bis zu sechs Astronauten an Bord der Raumstation arbeiten und leben.

Insgesamt wird die Atlantis etwa 17,5 Tonnen Material zur Station bringen.

Verzögerung durch Blitzschlag

Der Countdown begann am 24. August 2006 um 16:00 UTC. Vorher war er bereits zweimal wegen schlechten Wetters verschoben worden. Diesmal wurden die Wetteraussichten von der NASA als gut bezeichnet, doch einen Tag vor dem geplanten Start wurde die Startrampe von einem Blitz getroffen. Das führte zu Verzögerungen, weil verschiedene Systeme des Orbiters nochmal überprüft werden mussten. So wurde der Start erst um einen, dann um einen weiteren Tag verschoben. Der Tropensturm Ernesto zwang die NASA dann dazu, das Shuttle zurück in das 160 Meter hohe Montagegebäude zu überführen. Diese Maßnahme wird als Rollback bezeichnet. Nach vielen Verzögerungen ist der Start endlich am 9. September erfolgt. Zwei Tage später soll die Atlantis dann an der Raumstation andocken.

Arbeiten im Weltraum

Der Flug der Atlantis gilt als einer der schwierigsten in der Geschichte der 116 Shuttle-Flüge. Die Astronauten der Atlantis werden bei diesem Einsatz viele Arbeiten außerhalb der Raumfähre und der Station durchführen. Das beginnt noch vor dem Andocken an die ISS mit einer Inspektion der Hitzeschutzkacheln. Mit Hilfe des Inspektionsarmes werden diese überprüft. Sollte ein Defekt zu erkennen sein, muss ein Astronaut die Reparatur durchführen.

Am vierten Flugtag beginnt die Montage der neuen Solaranlage. In einem Einsatz von sechseinhalb Stunden Dauer verbinden sie das neue Segment mit dem P1-Träger, legen die Verkabelung und bereiten die Montage der Solarmodule 2A und 4A vor.

Einen Tag später werden die beiden Solarpaneele vorbereitet und die Sonnennachführung installiert. Damit können die Elemente am folgenden Tag entfaltet werden. Am nächsten Tag wird die Solaranlage fertig gestellt und eine Antenne installiert. Zuletzt werden die Astronauten noch ein Experiment bergen, das seit einem Jahr am P6-Träger montiert war.

Zukunft der Raumfähre Atlantis

Es ist der 27. Flug der Atlantis. Sie flog zuletzt im Oktober 2002 zur ISS. Nach derzeitiger Planung der NASA soll die Atlantis nach dem aktuellen Einsatz noch vier Mal in die Umlaufbahn starten: Im Dezember 2006, im Juni und November 2007 und ein letztes Mal im Mai 2008.

Nach diesen Flügen müsste das Shuttle die vorgeschriebene Generalüberholung durchlaufen, die ein ganzes  Jahr dauern würde. Da jedoch im Jahr 2010 das Shuttle-Programm komplett beendet werden soll, will die NASA Kosten sparen und die Atlantis 2008 außer Dienst stellen. Sie steht dann als Ersatzteillager für die verbleibenden Shuttles Discovery und Endeavour zur Verfügung.



Text: RR 28. 8. 2006/überarbeitet 11. 9. 2006  - Fotos: NASA

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