Venus vor der Sonne

In Deutschland und ganz Mitteleuropa könnt ihr von 7.20 Uhr bis 13.23 Uhr beobachten, wie die Venus als kleiner schwarzer Punkt vor der Sonne vorbeiwandert. Man nennt dieses Phänomen Venustransit. Das bedeutet, dass sich die Umlaufbahnen von Venus und Erde um die Sonne auf einer Ebene befinden. Da die Venus der Sonne näher ist, als die Erde, kann man ihre Silhouette auf der Sonnenscheibe vorbeiziehen sehen.

Dieses sehr seltene astronomische Ereignis wird sich am 6. Juni 2012 wiederholen. Dann kann man den Transit von Europa aus jedoch nur teilweise sehen. Von Portugal und fast ganz Spanien aus wird man ihn gar nicht sehen können.

Die Ebenen der Umlaufbahnen der beiden Planeten (Venus und Erde) befinden sich immer jeweils im Abstand von acht Jahren parallel, dann erst wieder 122 Jahre später. Folglich bietet sich nach 2012 erst im Jahr 2126 wieder die Gelegenheit, einen Venustransit mitzuverfolgen!

Achtung: Augen schützen!

Wollt ihr die Bahn der Venus vor der Sonne am 8. Juni 2004 beobachten, so müsst ihr einige Vorsichtsmaßnahmen beachten:

Seht niemals mit bloßem Auge in die Sonne. Das kann zu Verletzungen oder gar Erblindung führen. Eine Brille mit besonderem Sonnenfilter ist daher nötig. (Eine normale Sonnenbrille genügt nicht!) Auf keinen Fall solltet ihr mit Teleskopen direkt in die Sonne sehen. Hier sind die Gefahren noch größer. Völlig gefahrlos hingegen ist es, Teleskopbilder auf eine weiße Wand zu projizieren oder Webcam-Bilder im Internet anzusehen.

Eine Vergrößerung ist übrigens nicht nötig, um den Venustransit erkennen zu können. Die Venus kann als kleiner Punkt vor der Sonne erkannt werden, sie besitzt etwa ein Dreißigstel der Sonnengröße.

Entfernungen im All bekannt dank Venustransit

Die Silhouette der Venus vor der Sonne zu sehen ist für den Beobachter sicher nicht so spektakulär wie eine Sonnenfinsternis, für die Wissenschaft waren die Venustransite in früheren Jahrhunderten jedoch von großer Bedeutung.

Der erste, der ein solches Ereignis untersuchte, war der Astronom Jeremiah Horrocks im Jahr 1639. Was er sah, bewog ihn einer Schätzung der Entfernung von Erde zu Sonne. Natürlich traf er nicht den genauen, heute bekannten Wert, aber seine Beobachtung führte dazu, dass andere Planetenforscher die nächsten Venustransite dazu nutzten, genauere Messungen anzustellen. Das war in den Jahren 1761 und 1769. Zu diesem Zweck erfand der Astronom Edmond Halley das Verfahren der Triangulation.

Das funktioniert folgendermaßen: Von zwei Punkten auf der Erde aus, deren Entfernung zueinander bekannt ist wird die Venus vor dem Hintergrund der Sonne angepeilt. Vergleicht man die beiden Messungen, so scheint sich die Venus gegenüber dem Hintergrund verschoben zu haben.

Triangulation zum Ausprobieren

Das könnt ihr nachvollziehen, wenn ihr euren Daumen in die Höhe streckt und ihn erst nur mit dem linken, dann nur mit dem rechten Auge anseht. Obwohl ihr ihn nicht bewegt habt, scheint er zu wandern. Je näher ihr euch den Daumen vor die Augen haltet, umso weiter scheint er sich hin- und herzubewegen.

Auf diese Weise kann man errechnen, wie weit die Erde von der Sonne entfernt ist, wenn man auch die Zeit des Transits kennt. Das war im 18. Jahrhundert eine sehr wichtige Erkenntnis. Besonders deshalb, weil man damit auch die Entfernung der anderen Planeten zur Sonne ermitteln konnte. Ihre relative Entfernung zur Sonne war nämlich bereits bekannt (Bsp: die Erde ist etwa 2,6 Mal so weiter von der Sonne entfernt wie der Merkur)

Um solche Messungen durchzuführen, war unter anderen auch der bekannte Seefahrer James Cook unterwegs. Auf Tahiti stellte er Teleskope auf um den Venustransit zu beobachten.

Heute kennt man die Entfernung von der Erde zur Sonne auch aufgrund von Radarmessungen. Er beträgt rund 150 Millionen Kilometer. Ganz genau sind es 149.597.870,691 Kilometer.

Wer noch mehr über den Venustransit erfahren möchte, findet hier Weiterführendes:

Informationen zum Venustransit und eine Animation desselben: http://www.kis.uni-freiburg.de/vt-2004/.


Infos für Kids zum Venustransit, auf englisch, dort gibts auch eine Zeichnung zur Triangulation: http://www.vt-2004.org/Kids/page3.html:.

In der WAS IST WAS Reihe könnt ihr im Band 16 "Planeten und Raumfahrt" noch mehr über Venus und die anderen Planeten erfahren.

Text: LM 7.06.04, Foto: VT-2004-Programm, John Charley, Rob Garrod, Sam Marsden, Jack Tench, Nathan Hickton, Mike Cripps

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt