Ulf Merbold - unser Mann im All

Der deutsche Astronaut Ulf Merbold nahm als erstes nicht amerikanisches Mitglied an einem Space-Shuttle-Flug teil. Er war der erste Westdeutsche im All. Am 28. November 1983 startete er zu seinem ersten von insgesamt drei Ausflügen in den Weltraum.

Eigentlich ein Wissenschaftler

Ulf Merbold war der zweite Deutsche im All und brachte es auf drei Weltraummissionen.

Ulf Merbold wurde am 20. Juni 1941 in Greiz geboren. Von 1948 bis 1960 besuchte er dort die Schule und legte sein Abitur an der Theodor Neubauer-Oberschule ab. Von 1961-1968 studierte er in Stuttgart und schloss als Diplomphysiker ab.

Anschließend trat er in das Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart ein, zunächst als Stipendiat, später als Mitarbeiter. Er war hauptsächlich auf dem Gebiet der Festkörper- und der Tieftemperaturphysik tätig und schrieb darüber eine Doktorarbeit.

Deutscher Raumfahrtpionier



1977 suchte die Europäische Weltraumorganisation (ESA) ihre ersten Wissenschaftsastronauten, und Merbold kam unter 1.800 Bewerbern in die engere Wahl. 1978 wurde er endgültig als einer der drei europäischen Nutzlastexperten zur Ausbildung für die Shuttle-Mission Spacelab-1 ausgewählt. Vier Jahre später wurde er zum europäischen Nutzlastexperten für Spacelab-1 ernannt.

Die Crew der STS-9 Mission von 1983. Ulf Merbold steht hinten rechts.



Am 28. November 1983 war es dann so weit: Ulf Merbold startete mit der Raumfähre Columbia ins All. Die Mission STS-9 dauerte bis zum 8. Dezember. Während des Fluges wurde das Weltraumlabor Spacelab im Einsatz erprobt und 72 anspruchsvolle wissenschaftliche Experimente durchgeführt. Am Ende des Einsatzes hatte Ulf Merbold rund sechs Millionen Kilometer in 148 Erdumkreisungen zurückgelegt und 247 Stunden im Weltraum verbracht.

In den nächsten Jahren brachte er seine Erfahrungen in weitere europäische Weltraummissionen ein, allerdings vom Boden aus. Beispielsweise begleitete er die D-1 Mission 1984 vom Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen aus.

Der zweite Shuttleflug

Mit der Mission IML-1 (STS-42) startete Ulf Merbold wieder mit einer US-Raumfähre ins All, diesmal mit der Discovery. Er war der erste Nutzlastexperte der ESA, der zweimal fliegen durfte. Vom 22. bis 31. Januar 1992 war er hauptsächlich für die bei diesem Flug durchgeführten 55 wissenschaftlichen Experimente verantwortlich. Die siebenköpfige Besatzung umkreiste in mehr als 193 Stunden 128 Mal die Erde

Die Raumfähre "Columbia" brachte Ulf Merbold bei seiner ersten Mission ins All.

EuroMIR

Da aller guten Dinge drei sind, begann Ulf Merbold im August 1993 eine Ausbildung im Kosmonautenausbildungszentrum in der "Sternenstadt" bei Moskau und wurde als Mitglied der Flugmannschaft für die ESA-Mission EUROMIR 94 ausgewählt.

Vom 3. Oktober bis 4. November 1994 flog er als erster ESA-Astronaut auf die Raumstation MIR und absolvierte den bis dato längsten Aufenthalt eines Westeuropäers im Weltraum. Dabei war er als "Wissenschaftskosmonaut" für die Durchführung von 28 europäischen Experimenten verantwortlich.

Auf Vortragsreisen rührte Merbold später die Werbetrommel für die ISS, die Internationale Raumstation. Wer weiß, dass der erste Amerikaner in der Umlaufbahn, John Glenn, noch als 77jähriger einen Shuttle-Flug unternahm, könnte auch Ulf Merbold durchaus zutrauen, irgendwann einmal zur ISS zu fliegen auch wenn der noch keine Pläne in dieser Richtung hegt.

Trotz Ulf Merbolds herausragenden Leistungen ist es ihm nicht gelungen, als erster Deutscher die Reise ins All anzutreten. Fünf Jahre vor ihm war der DDR-Kosmonaut Siegmund Jähn der erste Deutsche, der mit einer Rakete in den Weltraum geschossen wurde.

Raumfahrtgeschichte auf Deutsch findest du hier.

Roland Rosenbauer 24. 11. 2003/19. 6. 2006; Update: 27.11.2011; Jan Wrede; Fotos: NASA (pd)


Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt