"Space Ship One"

"X-Preis" heißt der Wettbewerb, den der britische Milliardär, Abenteurer und Eigentümer des Virgin (Musik, Entertainment) Konzerns Richard Branson vor rund zehn Jahren ausgeschrieben hatte. Der Sieger bekommt ein Preisgeld vom 10 Millionen US-Dollar. Branson wollte mit diesem Wettbewerb einen Anreiz schaffen, um kommerzielle bemannte Raumflüge voranzutreiben. 24 Wettbewerber traten an, doch am Ende lag das "Space Ship One" vorne und sorgt nun für ein neues Kapitel in der Raumfahrtgeschichte.

Space Ship One

Die Anforderungen

Mit den zehn Millionen US-Dollar sollte das privat gebaute Raumschiff ausgezeichnet werden, das innerhalb von zwei Wochen zwei Mal die Höhe von mindestens 100 Kilometern erreicht. Diese 100 Kilometer gelten als die Grenze zum Weltall. An Bord des Raumschiffs müssen sich ein Pilot und zwei Passagiere oder an deren Stelle entsprechend schweres Ballast befinden. Das Raumschiff muss also sicher ins All und wieder auf die Erde gebracht werden. Der Wettbewerb war bis Januar 2005 ausgeschrieben.

Das Team und sein Baby, "Space Ship One"

Teilnehmer

24 Teams stehen als Teilnehmer auf der Online-Seite des Wettbewerbs. Doch sehr schnell schon hatte sich ein Favorit hervorgetan: das kalifornische Raketenflugzeug "Space Ship One" des Unternehmens Mojave Aerospace Ventures, LLC. Dieses Projekt wird von Raumfahrtpionier Burt Rutan geleitet, der früher bei der US Air Force tätig war. Es kostete 27 Millionen Dollar, zu denen der US-amerikanische Multimilliardär und Microsoft-Mitbegründer Paul Allen allein 20 Millionen beisteuerte. Das Unternehmen startete seine Versuche von einer Flugzeugpiste in der Mojave-Wüste nordöstlich von Los Angeles. Diese Wüste gab dem Unternehmen auch seinen Namen.

Der 1. Versuch

Der erste Testflug in 100 Kilometer Höhe gelang der Truppe im Juni 2004. Allerdings gab es bei dem Flug große technische Probleme, als die Grenze zum All durchstoßen wurde. Das Raketenflugzeug hatte sich nach dem Start mehrfach um seine eigene Achse gedreht und ist in dieser Korkenzieher-Bewegung zum Himmel geschossen. Doch statt aufzugeben, wurde weiter an der Technik der Maschine gefeilt.

"Space Ship One fliegt mit eigenem Raketenantrieb.

Mike Melvil am Steuer

Dann, am 29. September, wurde ein neuer Versuch gestartet. Der 62-jährige Pilot Mike Melvill steuerte die Maschine auf knapp 103 Kilometer hoch - also über die Schwelle zum Weltall hinaus. Das Trägerflugzeug "Knight Ride" hatte das "Space Ship One" im Huckepack-Verfahren auf eine Höhe von 16 Kilometern gebracht. Danach wurde das Raumfahrzeug abgekoppelt. 80 Sekunden lang zündete der Pilot die Triebwerke. Mit einem Feuerschweif und dreifacher Schallgeschwindigkeit ging es dann bis zur Höhe von über 100 Kilometern. Für drei Minuten war der Pilot dann im Weltall und spürte die Schwerelosigkeit. Wie ein Flugzeug landete das "Space Ship One" am Ende des eineinhalbstündigen Flugs wieder sicher auf der Erde.

Space Ship One landet wie ein Flugzeug in der Wüste von Mojave

Brian Binney am Steuer

Am 4. Oktober war es dann soweit: Am Steuer saß Pilot Brian Binney. Auch er wurde mit seiner Maschine vom Mutterschiff "White Knight" abgekoppelt. Dann flog das "Space Ship One" wieder mit eigenem Raketenantrieb über den Rand der Erdatmosphäre in 112 Kilometer Höhe hinaus. Auch nach diesem Flug ins All landete das Raumschiff nach 1 1/2 Stunden wieder sicher in der kalifornischen Wüste.

Geschafft

Damit hatte "Space Ship One" als erstes bemanntes privat finanziertes Raumschiff binnen zwei Wochen zwei erfolgreiche Flüge ins Weltall und sichere Landungen absolviert und den "Ansari-X-Preis" gewonnen.

Nach diesem Erfolg sehen die Macher schon den Weltraumtourismus boomen. Der Milliardär stellt sich vor, dass ganz normale Menschen - mit genügend Geld in der Tasche - Flüge ins All buchen können, wie andere Kreuzfahrten auf Schiffen. Das "Space Ship One" macht nur den Anfang. Denn mit seiner weiterentwickelten Technik soll schon ab 2005 am ersten Raumschiff "VSS Enterprise" für die neue Firma Virgin Galactic gebaut werden. Das soll in den nächsten fünf Jahren rund 3000 Menschen ins All bringen. Kostenpunkt der Reise: ca. 115.000 Pfund (169.000 Euro), drei Tage Training inklusive.

Ihr könnt also schon mal anfangen zu sparen!

Mehr Infos zum Wettbewerb (englisch) und den Teilnehmern, sowie die Flüge als Filme unter www.xprize.org//.

-ab-05.10.04 Text / Fotos: Mit freundlicher Genehmigung: Mojave Aerospace Ventures, LLC.

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