Sir Martin Ryle

Vor 90 Jahren, am 27.9. 1918 wurde Sir Martin Ryle geboren. Er gilt als Pionier der Radioastronomie. Mit Hilfe von Teleskopen, die Funkwellen empfingen, entdeckte er die seinerzeit entferntesten Galaxien am Himmel. Mehr über den Neffen des Philosophen Gilbert Ryle erfahrt ihr hier ...

Sir Martin Ryle wurde am 27. September 1918 im südenglischen Küstenstädtchen Brighton geboren. Er war das zweite von fünf Kindern. Die Familie Ryle ist in England wohlbekannt. Martins Vater wurde nach dem ersten Weltkrieg der erste Sozialmediziner. Sie untersuchen den Zusammenhang von Lebensbedingungen und Erkrankungen. Martins Onkel war der Sprachphilosoph Gilbert Ryle.


Der Familientradition entsprechend erhielt Martin in Oxford seine akademische Ausbildung und machte 1939 einen ausgezeichneten Abschluss in Physik. Während des zweiten Weltkrieges beschäftigte sich Ryle mit der damals neuartigen Radar-Technologie.


Die Abkürzung steht für Radio Amplified Detection and Ranging und bedeutet übersetzt sinngemäß Entfernungsmessung durch Radiowellen. Noch während Ryle an dem Radar und an Abwehrmaßnahmen arbeitete, wurde ihm klar, dass man diese Technologie auch zur Stern- und Himmelsbeobachtung einsetzen kann.

Denn Sterne strahlen nicht nur im sichtbaren Licht, sondern sie senden auch Radiowellen aus, was ebenfalls elektromagnetische Strahlen sind, die für uns aber nicht sichtbar sind. Rechts ist eine Radarantenne zu sehen, mit deren Hilfe Raketen verfolgt werden können.


Ryle war begeistert von seiner Idee wund wurde die treibende Kraft hinter den damaligen radioastronomischen Projekten in Cambridge. Er gilt als Vater der Interferometrie und der Synthetischen Apertur. Sir Martin Ryle beobachtete mit seiner Technik die damals entferntesten bekannten Galaxien. Große Worte, doch was bedeuten sie?


Interferometrie und Synthetische Apertur


Das VLTI-Teleskop der Europäischen Südsternwarte auf dem Cerro Paranal im Norden Chiles arbeitet nach dem Interferometrie-Prinzip.

Bei diesen Untersuchungsmethoden nutzt man statt nur einem gleich zwei oder sogar mehrere Detektoren oder Teleskope. Sie betrachten den gleichen Himmelsausschnitt. Wenn man die von ihnen empfangenen Daten zusammenführt, dann erhält man ein viel genaueres Bild des betrachteten Sterns. Das nennt man Interferometrie.


Man kann dieses Wort als Wechselwirkungsmessung übersetzen, denn die unterschiedlichen Bilder wechselwirken miteinander und ergeben so mehr Informationen, als Bilder aus nur einer Quelle. Prinzipiell ist es auch egal, ob es sich dabei um Licht- oder Schallwellen handelt.

Gemeinsam mehr leisten

Ein einzelnes Teleskop ist so gut, wie sein Spiegel groß ist. Aber wenn man mehrere Teleskope zusammenschaltet, dann erschafft man ein virtuelles Teleskop das Bilder liefert, als wäre die Linse so groß, wie der Abstand zwischen den Teleskopen. Theoretisch kann man also mit den Methoden Bilder erhalten, als hätte man ein Teleskop mit einer mehrere Kilometer großen Linse! Diese scheinbare Linse wird auch mit dem Begriff der Synthetischen Apertur bezeichnet.


Du nutzt Interferometrie täglich, ohne dir darum Gedanken zu machen: Das Richtungshören funktioniert nach diesem Prinzip. Eine Quelle wird von zwei Empfängern wahrgenommen. Die leichten Unterschiede in Lautstärke und Ankunftszeit beim linken und rechten Ohr werden vom Gehirn miteinander verrechnet. Dadurch erhält man Informationen über Entfernung und Richtung der Schallquelle.


1974 erhielt Martin Ryle zusammen mit Antony Hewish den Nobelpreis für Physik. Es war das erste Mal, dass dieser Preis als Anerkennung für astronomische Leistungen vergeben wurde. Ryle wandte sich auch gegen die Bewaffnung der Welt mit Atomwaffen, was seiner Meinung nach nur durch ein Verbot jeglicher Nukleartechnologie erreicht werden könne.


Nach Martin Ryle wurde auch das Ryle-Teleskop benannt. Es wurde erweitert und besteht heute aus acht Teleskopen, die interferometrisch arbeiten und heute als Arcminute Microkelvin Imager Large Array bekannt sind. Von 1972 bis 1982 war er in England der Königliche Astronom.


Sir Martin Ryle starb am 14. Oktober 1984 in Cambridge.


Text: -jj- 26.9.2008 // Bilder: VLTI: ESO/cc-by-sa 3.0; Radarantenne US Army/PD; Ryle-Teleskop Rnt20;

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