Schweben im Weltall

Moderne Raumanzüge sind manövrierfähig und erlauben dem Astronauten, sich ohne Kabelverbindung zum Raumschiff frei im All zu bewegen. Bruce McCandless war der erste Astronaut, der am 7. Februar 1984 völlig frei im Weltraum schwebte.

Das Wort "Weltraumspaziergang" klingt gemütlich und harmlos, doch tatsächlich ist es eine lebensgefährliche Angelegenheit. Im Englischen gibt es dieses Wort nicht.

Die NASA nennt diese Tätigkeit EVA, das ist die Abkürzung für "Extra-Vehicular Activity" (Außenbordaktivität) Gemeint sind damit alle Arbeiten eines Raumfahrers außerhalb eines Raumfahrzeuges.



An der Nabelschnur



Der Pilot Alexei Archipowitsch Leonow war der erste Mensch, der frei im Weltraum schwebte. In 500 km Höhe überflog er 18. März 1965 mit 29000 km/h fast ein Viertel der Erde. Mit einer rund fünf Meter langen Versorgungsleine blieb er mit der Raumkapsel Woschod-2 (Woschod = russ. für "Sonnenaufgang") verbunden.


Der erste US-Amerikaner war am 3. Juni 1965 der Astronaut Edward H. White, der aus dem Gemini 4-Raumschiff ausstieg. Bei seinem nur wenige Minuten dauernden Ausstieg hing sein Raumanzug aus Sicherheitsgründen an einer über 20 Meter langen Versorgungsleine, die von der Presse später gerne als "Nabelschnur" bezeichnet wurde.



Ein Rucksack für die Umlaufbahn


 

Heutige Raumanzüge sind manövrierfähig. Mit kleinen Düsen kann der Astronaut sich frei im All bewegen. Es war der US-Amerikaner Bruce McCandless, der diesem Düsenrucksack zum Durchbruch verhalf. McCandless wirkte als "Verbindungssprecher" zu Apollo 10 und Apollo 11 bereits bei der Mondlandung mit.

1972 war er als Astronaut für die Raumstation Skylab vorgesehen, doch zu seinem Start kam es nicht mehr. So wechselte er zum Space-Shuttle-Programm und konzentrierte sich dort auf die Entwicklung der so bezeichneten "Manned Maneuvering Unit", kurz MMU. Dahinter verbarg sich ein Raketentornister, der es ermöglichen sollte, sich bei Weltraumspaziergängen ohne Sicherungsleine zu bewegen.



Erfolgreiche Mission



Die Entwicklung der MMU brachte McCandless dann doch noch die so lang ersehnte Fahrkarte ins All. Der Düsenrucksack sollte beim zehnten Flug des Space Shuttle zum ersten Mal eingesetzt werden, und so wurde Bruce McCandless für seinen ersten Raumflug nominiert.


Am 3. Februar 1984 startete er in der Raumfähre Challenger zur Mission STS-41-B. Zusammen mit Robert Stewart testete er die MMU. McCandless unternahm am 7. Februar selbst den ersten Testflug . Damit schrieb er Weltraumgeschichte: Er war  der erste Mensch, der völlig frei im Weltraum schwebte. Alle Tests der MMU verliefen erfolgreich, wobei sich die beiden Astronauten bis zu 90 Meter vom Shuttle entfernten.



Kurze Karriere



Die MMU kam lediglich bei drei Missionen zum Einsatz. Diese wurden alle im Jahr 1984 durchgeführt. Die Steuerung erwies sich als zu ungenau, so dass der NASA der Einsatz als zu riskant erschien.


Nachfolger der MMU war das Simplified Aid for EVA Rescue (SAFER), ein Selbsthilfesystem, mit dem sich der Astronaut wieder zurück zum Raumfahrzeug manövrieren kann, wenn die Sicherungsleine reißen sollte und keine fremde Hilfe in der Nähe ist.

Wenn dich Raumfahrt interessiert, dann wirf doch auch einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 16: Planeten und Raumfahrt.



Text: RR, 6. 2. 2009, Fotos: NASA

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