Powerpaket für die Raumstation

Die Spaceshuttle-Mission STS-117 mit der Raumfähre Atlantis bringt die Internationale Raumstation einen großen Schritt voran. Durch ein neues Stationselement und ein neues Solarmodul, die das Shuttle transportiert, wird die Raumstation wieder etwas größer.



Die siebenköpfige Besatzung des Shuttles mit Kommandant Rick Sturckow soll den Ausbau der Internationalen Raumstation ISS fortsetzen.

Die Mission war bereits für Mitte März 2007 geplant gewesen, musste aber wegen eines schweren Hagelsturms, der das Shuttle am Tank und an einigen Stellen der Hitzekacheln beschädigt hatte, auf den 8. Juni verschoben werden. Die Raumfähre Atlantis transportiert eine Art Tragbalken mit Sonnensegeln zur Station. Eine ähnliche Gitterstruktur hatte die Atlantis bereits im September 2006 zur ISS gebracht und montiert. Die Montage erfordert drei bis vier Außenbordeinsätze von je sechseinhalb Stunden Dauer. Mit den Segeln wird die Raumstation ein völlig neues Aussehen bekommen.

Verhagelter Start



Die Raumfähre stand bereits auf der Startrampe, als am 26. Februar 2007 ein unerwartet heftiges Gewitter mit Hagelschlag über das Kennedy Space Center herein brach. Erste Inspektionen ergaben hinterher allein am Außentank durch die teilweise golfballgroßen Hagelkörner etwa 7.000 Beschädigungen an der weichen Isolierung, von denen zehn Prozent als reparaturbedürftig eingestuft wurden. Auch mindestens 26 Hitzeschutzkacheln im Bereich der linken Tragfläche der Atlantis wurden in Mitleidenschaft gezogen. Dies war der größte Hagelschaden in der Geschichte der Shuttle-Flüge.

Der geplante Starttermin am 15. März musste abgesagt werden, weil verschiedene Systeme des Orbiters nochmal überprüft werden mussten. Die Beschädigungen zwangen die NASA dann dazu, das Shuttle zurück in das 160 Meter hohe Montagegebäude zu überführen. Diese Maßnahme wird als Rollback bezeichnet. Nach ausführlicher Begutachtung der Schäden war klar, dass der Start nicht vor dem 8. Juni erfolgen konnte.

Arbeiten im Weltraum

Die Atlantis startete pünktlich um 23:38:04 UTC. Es war der 30. Nachtstart in der Geschichte des Shuttle-Programms.

Wie schon der letzte Flug der "Atlantis" gilt auch dieser als einer der schwierigsten in der Geschichte der 117 Shuttle-Flüge. Die Astronauten der Atlantis werden bei diesem Einsatz wieder viele Arbeiten außerhalb der Raumfähre und der Station durchführen. Das begann noch vor dem Andocken an die ISS am 10. Juni mit einer Inspektion der Hitzeschutzkacheln. Wäre ein Defekt zu erkennen gewesen, hätte ein Astronaut die Reparatur durchführen müssen.

Am vierten Flugtag beginnt die Montage der neuen Solaranlage. In einem Außeneinsatz verbinden die Astronauten das neue Stationselement mit dem Träger, legen die Verkabelung und bereiten die Montage der Solarmodule vor.

Am fünften Tag können die Elemente entfaltet werden. Zunächst wird der vordere Flügel zuerst halb und nach einiger Zeit komplett ausgefahren, bevor es in die Arbeitsposition umgedreht wird. Danach wird das gleiche mit dem hinteren Gegenstück gemacht. Man lässt die Solarpaneele in der Sonne backen, um zu verhindern, dass Schäden durch verklebte Zellen entstehen.

An den restlichen Tagen werden weitere Ausbauarbeiten durchgeführt. Außerdem wurde genug Zeit eingeplant, um den einen oder anderen Arbeitsgang wiederholen zu können, falls dies erforderlich sein sollte.

Am 10. Flugtag wird die Atlantis wieder von der Raumstation abdocken und den Rückflug beginnen. Zwei Tage später soll dann die Landung erfolgen.

Zukunft der Raumfähre Atlantis


Es ist der 28. Flug der Atlantis. Sie flog zuletzt im September 2006 zur ISS. Nach derzeitiger Planung der NASA soll die Atlantis nach dem aktuellen Einsatz noch zwei Mal in die Umlaufbahn starten: Im Dezember 2007 und ein letztes Mal im September 2008.

Nach diesen Flügen müsste das Shuttle die vorgeschriebene Generalüberholung durchlaufen, die ein ganzes  Jahr dauern würde. Da jedoch im Jahr 2010 das Shuttle-Programm komplett beendet werden soll, will die NASA Kosten sparen und die Atlantis 2008 außer Dienst stellen. Sie steht dann als Ersatzteillager für die verbleibenden Shuttles Discovery und Endeavour zur Verfügung.



Text: RR 11. 6. 2007  - Fotos: NASA

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