Möbelpacker im Weltraum

Astronaut Edward T. Lu bringt die Aufgabe auf den Punkt: "Im Grunde haben wir ein leeres Haus dort oben, das wir für den Einzug seiner ersten Bewohner vorbereiten sollen. Jetzt rücken wir mit zwei großen Möbelwagen an, um das ganze Zeug auszuladen, es aufzubauen und eine ganze Menge von Systemen einzurichten und betriebsfertig zu machen, damit die ersten Bewohner einziehen können."

Im September 2000 haben fünf US-Astronauten und zwei russische Kosmonauten unter dem Kommando des Veteranen Terry Wilcutt die letzten Vorbereitungen für die erste ständige Mannschaft der Raumstation getroffen.

Freitag, 8. September 2000:

Die amerikanische Raumfähre Atlantis startet zu ihrem zwölftägigen Flug zur Internationalen Raumstation ISS.

Regenschauer stellten den Start zeitweilig in Frage.

Sonntag, 10. September 2000:

Mit einem Bilderbuch-Manöver legt die Raumfähre an der Internationalen Raumstation ISS an und das, obwohl vorher eine Navigationshilfe ausgefallen war.

"Atlantis und ISS bilden jetzt eine Einheit, die die Erde umkreist", stellt NASA-Sprecher Rob Navias fest.

Montag, 11. September 2000:

Die Außenarbeiten an der Internationalen Raumstation beginnen. In einem sechsstündigen Arbeitseinsatz stellen der Amerikaner Edward Lu und sein russischer Kollege Juri Malentschenko erfolgreich die Strom- und Datenverbindungen zwischen der ISS und dem im Juli angedockten russischen Wohnmodul Swesda her. Vorher müssen sie sich als Bergsteiger betätigen, um 33 Meter an der Außenseite der Station hochzuklettern. 370 Kilometer hoch über der Erde schwebend, installieren sie neun Kabelverbindungen und montieren einen zwei Meter hohen Kompassmast.

Malentschenko, der schon zur Besatzung der russischen Raumstation Mir gehörte, ist ein erfahrener Raumspaziergänger; für Lu ist es der erste Ausstieg ins All.

Dienstag, 12. September 2000:

Die ATLANTIS-Crew nimmt die internationale Raumstation (ISS) in Betrieb. Atlantis-Kommandant Terrence Wilcutt und der russische Kosmonaut Juri Malentschenko benötigen dreieinhalb Stunden, um die zwölf Verbindungsluken zwischen der Fähre und der ISS zu öffnen. Nach dem Prüfen der Energie- und Luftversorgung schalten sis schließlich das Licht an.

Die Atlantis-Astronauten sind die ersten, die das künftige Wohnquartier der ISS-Besatzung betreten. Der großzügig bemessene Raum ist in leichtem grün gehalten.

"Jeder Astronaut, den ich kenne, würde hier gern eine Weile verbringen", sagt Atlantis-Kommandant Terry Wilcutt.

Mittwoch, 13. September 2000:

Die Atlantis-Besatzung installiert mehrere Batterien in dem russischen Wohnmodul Swesda sowie dem Kontrollmodul Sarja. Außerdem bringen die Männer rund 2,7 Tonnen Ausrüstung und Nahrungsmittel aus der Atlantis und einem russischen Versorgungsschiff in die ISS. Dabei schuften sie wie die Möbelpacker. Zur Ladung gehören unter anderem eine Toilette, englisch-russische Wörterbücher und Fitnessgeräte.

Donnerstag, 14. September 2000:

Das Stille Örtchen an Bord der Internationalen Raumstation entsteht. Die Astronauten installieren die von der Erde eingeflogene Toilette.

Ausprobieren dürfen die sieben Besatzungsmitglieder das gute Stück jedoch nicht. Die Premiere ist den drei Mitgliedern der ersten ständigen ISS-Besatzung vorbehalten, die Anfang November eintreffen soll. So soll vermieden werden, dass es während der Abwesenheit einer Crew zu unbeabsichtigten Wasserlecks kommt.

Freitag, 15. September 2000:

Die Umlaufbahn der Raumstation wird um 5,6 Kilometer angehoben. Dazu zünden Kommandant Terry Wilcutt und Pilot Scott Altman die Steuerraketen der Raumfähre. Es ist das dritte von insgesamt vier Manövern, mit der die ISS auf eine höhere Umlaufbahn gebracht werden soll.

Im russischen Moduls Swesda gibt es Probleme mit einer Batterie. Sie war erst am Mittwoch eingebaut worden und lädt nicht richtig auf. Außerdem werden weitere Versorgungsgüter aus der Raumfähre in der Station verstaut.

Anlässlich der Eröffnung der Olympischen Spiele in Australien schicken die Astronauten Glückwünsche zur Erde.

Samstag, 16. September 2000:

Fast der ganze Tag wird damit verbracht, eine Tretmühle zum Fithalten im sowjetischen Wohnmodul Swesda zu installieren. Wie wir das auch vom Basteln hier auf der Erde her kennen, gibt es bei der Arbeit Probleme mit Schrauben und Bolzen. Sie könnten aber mit der Zeit gelöst werden.

Sonntag, 17. September 2000:

Bis jetzt hat die Atlantis-Besatzung etwa 2 000 Kilogramm Ausrüstung aus dem Shuttle und weitere gut 1 000 Kilo aus einem angedockten russischen Transport-Raumschiff in die ISS gebracht. Die letzten Gegenstände, die ausgepackt und verstaut werden: Shampoo, Zahnbürsten, Seife und eine Auswahl von leckeren Nachspeisen für die künftigen Bewohner.

Dann heißt es Abschied nehmen:. Im Zeitraum von mehreren Stunden werden zwölf verschiedene Türriegel zwischen der Station und der Raumfähre vorgeschoben - dann sitzen die Astronauten wieder in der Atlantis.

Montag, 18. September 2000:

Nach dem Abdocken steuert Pilot Scott Altman die Raumfähre zwei Mal um die Station, damit seine Kollegen den 13 Stockwerke hohen Komplex noch einmal fotografieren können.

Mitwoch, 20. September 2000:

Nach fast 12 Tagen im All landet die Atlantis planmäßig auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida. Insgesamt dauerte die Vorbereitungsmission elf Tage, 19 Stunden und zehn Minuten. Dabei legte die Atlantis 7,9 Millionen Kilometer zurück.

Bei der NASA findest du mehr Informationen über diesen Flug und Raumfahrt allgemein - leider nur in englischer Sprache.



Text: RR, 12-9-2000, Fotos: NASA


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