Mit Kapselabsturz NASA- Traum geplatzt?

Am 08. September 2004 stürzte die Genesis- Kapsel in den amerikanischen Wüstensand ein Schock für die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA. Statt wichtige Informationen über den Sonnenstaub und die Entwicklung des Sonnensystems schien man vor einer erneuten Pleite zu stehen. Doch noch wird der Inhalt der Kapsel, kostbarer Sonnenwindstaub nicht aufgegeben. Wird er gerettet, hat sich die Mission für die Wissenschaftler gelohnt.

Die Mission

Die Raumkapsel Genesis startete am 08. August 2001 ins All und umrundete die Sonne bei ihrer Mission dreimal. Mit ausgeklappten Kollektoren sammelte sie zweieinhalb Jahre lang kleinste Teilchen, so genannte Partikel, des Sonnenwindes ein. Diese winzigsten Teilchen wogen nicht mehr als 20 Millionstel Gramm, sind aber für die Forschung von größter Bedeutung. Die Sonde hatte fünf Scheiben mit eingefangenem Sonnenwindstaub an Bord.

Was ist der Sonnenwind?

Die Sonne sendet zum einen die Wellenstrahlung wie Licht aus, zum anderen geht von ihr auch ein Strom elektrisch geladener Teilchen aus. Dieser besteht besonders aus Protonen (Wasserstoffatomkerne) und Elektronen. Diese Teilchenstrahlung verlässt die Sonne mit Geschwindigkeiten von 300 bis 1800 Stundenkilometern. Man nennt sie den Sonnenwind.

Warum Sonnenwindstaub?

Die Sonne besteht vorwiegend aus Helium und Wasserstoff. Außerdem enthält sie auch geringe Anteile anderer Elemente. Dank der Sonnenstaubteilchen wollten die Forscher mehr über die genaue Zusammensetzung der Sonne und damit auch über die Entstehung unseres Sonnensystems erfahren. Die Teilchen sollen zeigen, wie der Sonnennebel zusammengesetzt ist, aus dem sich Planeten, Asteroiden, Kometen und unsere Sonne entwickelt haben.

Die geplante Landung

Nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre sollte die Genesis- Sonde die Kapsel abwerfen. Diese Kapsel, die aussieht wie eine fliegende Untertasse oder eine geschlossene Muschel, ist gefüllt mit den wertvollen Teilchen des Sonnenwindes. Ein Fallschirm sollte den Fall der rund 200 Kilogramm schweren Kapsel abbremsen. Ein Hubschrauber, für den extra Stuntmen engagiert worden waren, sollte die Kapsel dann mit speziellen Greifarmen einfangen und sicher auf den Boden bringen.

Der Absturz

Doch die Kapsel eierte viel zu sehr und flog nicht rund, sie konnte nicht eingefangen werden und schließlich verweigerte ein Bremsfallschirm die Arbeit und blieb geschlossen. So krachte die einen Meter breite Kapsel mit voller Wucht und mit einer Geschwindigkeit von 311 Stundenkilometern in den Wüstensand von Utah, südwestlich von Salt Lake City. Dabei brach sie an und bohrte sich in den Wüstensand.

Die Bergung

Zunächst mussten die Wissenschaftler bei der Bergung der kostbaren Fracht extrem vorsichtig vorgehen, da sie eine Explosion des Fallschirmsystems befürchteten. Dann stellten sie fest, dass die Kapsel zwar beschädigt, der darin befindliche Kanister mit dem Sonnenwindstaub scheibar noch ganz war. So brachten sie den nur leicht beschädigten Kanister mit den fünf Sonnenstaub- Scheiben zu einem Militärflugplatz auf dem Testgelände Dugway. Dort wurde ein Reinraum eingerichtet.

Die geladenen Teilchen, die sich auf den Scheiben befinden sollen nun genauestens untersucht werden. Dadurch will man herausfinden, welche chemischen Prozesse zur Entstehung der Sonne vor 4,5 Milliarden Jahren führten. Doch diese Aktion dauert voraussichtlich mehrere Tage.

Noch weiß man nicht, was von den über Jahre gesammelten Proben übrig ist. Sollten die Proben vollkommen zerstört sein, so hätte die NASA nicht nur dieses Projekt, sondern damit auch rund 260 Millionen US-Dollar in den Sand gesetzt, denn so viel kostete die Genesis- Mission. Für die Wissenschaftler wäre besonders bitter, das zum ersten Mal außerirdisches Material auf der Erde gelandet wäre, das von außerhalb der Mondumlaufbahn stammt und sie dennoch keinen Zugang dazu hätten.

-ab-10.09.2004 Text / Fotos: NASA

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