Mit der Discovery zur Raumstation

Mit dem Start der Discovery am 4. 7. 2006 soll das reguläre Shuttle-Programm der NASA wieder aufgenommen werden. Der Flug mit dem deutschen Astronauten Thomas Reiter ist wegen schlechtem Wetter bereits zweimal verschoben worden.

Der Start der Discovery am 26. Juli 2005. Wieder löste sich ein Stück des orangenen Schaumstoffs. Anders als bei der Columbia traf das Stück nicht die Raumfähre

Nach elf Monaten Pause will die NASA wieder "zum Fliegen zurückkehren". Das war der Titel der letzten Discovery-Mission vom August 2005: "Return to Flight". Die Pause war nötig geworden, weil im Februar 2003 die Raumfähre Columbia beim Eintritt in die Erdatmosphäre explodiert war. Die Ursachen sollten beseitigt werden. Doch auch beim Start der Discovery kam es zu Problemen, die schließlich eine ungewöhnliche Reparaturaktion notwendig machten.


2003 war beim Start ein etwa ein Kilogramm schwerer Brocken Schaumstoff vom großen Tank der Raumfähre abgefallen. Er prallte an die Tragflächen der Columbia und beschädigte sie. Die enormen Kräfte und Temperaturen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre führten schließlich zur Explosion, alle Astronauten kamen damals ums Leben. Der Schaumstoff ist notwendig, um Vibrationen, die beim Start entstehen, zu dämpfen und um den Tank zu isolieren.

Problem am Hitzeschild

Daraufhin unterbrach die NASA ihr Shuttle-Programm. Erst sollten alle möglichen Schwachstellen der alten Konstruktion behoben werden. Zwei Jahre und hundert Millionen Dollar wurden investiert, aber das Problem nicht gelöst. Auch beim Start der Discovery am 26. Juli fielen mehrere Stücke ab, doch zum Glück traf keines die Tragflächen des Raumgleiters.

Dafür gab es ein neues Problem. Die NASA überwachte die Startphase mit einigen Dutzend Kameras. Die Bilder zeigten, dass auf der Unterseite des Shuttle ein Stück Füllmaterial weiter zwischen den Kacheln hervorlugte, als gestattet. Techniker befürchteten, dass es Turbulenzen hätte verursachen können. Dadurch wären Hitzeschild, Raumfähre und das Leben der Astronauten gefährdet gewesen. Also entschloss man sich zu einer gewagten Aktion.

Zum ersten Mal reparierten zwei Astronauten eine beschädigte Raumfähre im All.

Obwohl dieses Manöver vorher nicht geübt werden konnte, war die Mission von Erfolg gekrönt: am Dienstag, den 9. August 2005, um 14.12 Uhr MESZ setzte das Shuttle endlich auf dem Luftwaffenstützpunkt Edwards Air Force Base, einem Gelände inmitten ausgetrockneter Salzseen in der Mojave-Wüste, auf. Die sieben Astronauten kehrten wohlbehalten auf die Erde zurück!


Dennoch gestaltete sich diese Mission der NASA unter dem Motto "Return to Flight" schwieriger als erwartet! Und auch wenn die Astronauten unbeschadet wieder auf der Erde gelandet sind: Das Shuttle-Programm war für weitere elf Monate ausgesetzt worden.

Neuer Versuch


Die US-Raumfähren müssen noch 16-mal Ausrüstungsteile zur Weltraumstation fliegen, damit die ISS bis 2010 fertig gestellt werden kann. Ursprünglich sollte die erste Discovery-Mission des Jahres 2006 am Samstag, den 1. Juli 2006 starten, doch schlechtes Wetter über Cape Canaveral verhinderte ein Abheben der Raumfähre. Auch am Sonntag musste der Startversuch wegen drohender Gewitter abgebrochen werden. Die Verzögerung deckte ein neues Problem auf: Bei einer Routineinspektion des Außentanks wurde am Montag ein mehr als zwölf Zentimeter langen Riss im Isolierschaum entlang einer Leitung für flüssigen Sauerstoff entdeckt. Das lässt darauf schließen, dass die alten Probleme nach wie vor existieren: Der Riss im Isolierschaum befindet sich in einer solchen Höhe, dass ein Stück, das sich beim Start löst, möglicherweise den Hitzeschild der Raumfähre treffen könnte wie es 2003 passierte und die Columbia-Katastrophe auslöste.

Ein Deutscher auf der ISS




Durch die beiden missglückten Anläufe sind der Nasa Mehrkosten von insgesamt 1,54 Millionen Euro entstanden. Noch plant die NASA, dass die Discovery mit der siebenköpfigen Crew am Dienstag um 14.37 Uhr Ortszeit (20.37 Uhr MESZ) startet. Als erster Deutscher wird Thomas Reiter die Internationale Raumstation ISS besuchen. Er ist zugleich der erste Astronaut der Weltraumorganisation ESA, der zu einem Langzeitaufenthalt von mindestens sechs Monaten an Bord bleiben wird. In dieser Zeit soll er auch einen Weltraumspaziergang unternehmen.

Hier findest du ein Video der Reparatur und hier erfährst du mehr über den Absturz der Columbia.

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Text: -jj/rr- 3.7.2006 Fotos: © NASA

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