KA2 passiert die Erde

Am 21. Mai 1993 entdeckte der Astronom Tom Gehrels einen kleinen Asteroiden zwischen Erde und Mond. Der Stein flog mit 77.000 Kilometern pro Stunde an der Erde vorbei und wog 6000 Tonnen. Er bekam die Bezeichnung KA2.

Der Begriff Planetoiden kommt aus dem Griechischen und bedeutet Planetenähnliche, ebenso das verwandte Wort Asteroiden, das Kleinplaneten bezeichnet. Gemeint sind Himmelskörper mit Durchmessern zwischen einigen Metern und rund 1.000 Kilometern, die im Wesentlichen aus Gesteinsmaterial bestehen. Im Bild zu sehen ist der erdnahe Asteroid "Eros", der Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt wurde. Er ist 13*13*33 Kilometer groß.

Normalerweise sind diese Gesteinsbrocken nur im Fernrohr sichtbar und bewegen sich fast ausschließlich zwischen Mars und Jupiter, dem Planetoidengürtel, um die Sonne. Einige wenige werden aber auch aus ihren Bahnen geworfen und bewegen sich durch das Sonnensystem.

Wer schützt die Erde?

Mit Hilfe automatischer Computersoftware suchen Astronomen den Himmel ab, entdecken hin und wieder einige dieser Objekte. 7000 davon wurden so inzwischen lokalisiert und berechnet, etwa 170 davon werden von der Internationalen Astronomischen Union als potentiell gefährlich eingestuft. Dazu gehören alle Objekte, die sich der Erde auf weniger als fünf Millionen Kilometer nähern können.

Allerdings sind nur sechs von ihnen größer als fünf Kilometer, die Länge der anderen beginnt bei etwa 150 Metern. Obwohl einige Asteroiden der Erde sehr nahe kommen, sind sie oft so klein, dass ein herkömmliches Teleskop nicht ausreicht, sie aufzuspüren. Dabei wurden auch kleinere Objekte beobachtet, doch halten die Forscher sie nicht für globale Bedrohungen.

Einige Objekte entziehen sich dabei der Beobachtung. Nicht zuletzt, weil die Gelder für solche "Spaceguard" genannten Programme immer wieder gekürzt werden. Dabei kam es seit dem Jahr 2000 zu mehreren Ereignissen, die nicht im Vorfeld nicht bemerkt wurden: So kam es im Jar 2002 in Russland zum so genannten Vitim-Ereignis. Dabei kam es in Sibirien zu einer auch von einem US-Satelliten beobachteten Explosion, die auf einen Kometen zurückgeführt wird.

Ebenfalls im Jahr 2002 kam es über dem Mittelmeer zu einer Explosion, die auf einen etwa 10 Meter großen Asteroiden zurückgeführt wird. Wissenschaftler haben die Befürchtung, dass solche Kometen einen Krieg auslösen könnten, wenn sie über dem Gebiet verfeindeter Staaten explodieren. Wäre das "Mittelmeerereignis" nur wenige Stunden später passiert, wäre der Komet über dem Grenzgebiet von Indien und Pakistan explodiert - zwei verfeindete Atommächte.

Beide Objekte entgingen vorher der Aufmerksamkeit der Weltraumwissenschaftler, die Stationen wie auf Diego Garcia (Bild) nutzen, um den erdnahen Weltraum mit Teleskopen abzusuchen.

Wer kommt der Erde nahe?

Den Rekord der Nachweisgrenze hält das Objekt mit der Bezeichnung 1993 KA2, das am 21. Mai 1993 in einem Abstand von etwa 150.000 Kilometern, also auf halber Strecke zum Mond, an der Erde vorbeizog: Sein Durchmesser wurde aufgrund der Helligkeit auf etwa 5 bis 10 Meter geschätzt. Die Größenvergleiche schwankten zwischen Lastauto und Lokomotive. Der kleine Asteroid flog mit 77.000 Kilometern pro Stunde an der Erde vorbei. Sein Gewicht wurde auf 6000 Tonnen geschätzt.

Die Entdeckung brachte KA2 einen Eintrag ins "Guinessbuch der Rekorde" ein - als der Asteroid, der am nächsten an der Erde vorbeizog. Für Astronomen ist diese Entfernung jedoch nur ein Katzensprung.

Allerdings währte dieser Rekord nur ein Jahr, dann wurde der Asteroid 1994 XM1 beobachtet, der noch näher, nämlich in etwa 110.000 Kilometern Abstand, an der Erde vorbeiflog. Er wurde allerdings erst nach dem Punkt der größten Annäherung entdeckt. Dennoch gilt KA2 mit seinen vier bis neun Metern Durchmesser als der kleinste bekannte Asteroid, der bislang die Erdumlaufbahn gekreuzt hat.

Kein Horrorszenario in Aussicht

Vor gefährlichen Einschlägen dieser Himmelskörper auf die Erde brauchen wir keine Angst zu haben. Auch wenn Science-Fiction-Szenarien und Katastrophenfilme gerne mit diesen Gedanken spielen, bleiben Treffer mit globalen Folgen die Ausnahme.

Forscher rechnen nur einmal innerhalb von einer Million Jahren mit einem etwa zwei Kilometer großen Brocken. Größere Objekte sind noch seltener, sollen uns nur einmal innerhalb von 100 Millionen Jahren treffen. Möglicherweise hat solch ein Vorfall zum Aussterben der Dinosaurier geführt.

Text: Roland Rosenbauer, 19. 5. 2003/ergänzt -jj- 13.5.2008

Bild: NASA (Asteroid Eros)/PD Diego Garcia PD

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