Jupiter verliert Streifen

Der fünfte Planet unseres Sonnensystems, der Gasriese Jupiter, ist besonders für seinen Großen Roten Fleck bekannt - ein seit Jahrhunderten tobender Sturm. Ebenso markant sind auch die nördlich und südlich des Äquators gelegenen Wolkenfreien Bänder. Astronomen rätseln - das untere ist verschwunden ...


Hier ein maßstabsgerechter Vergleich von Erde und Jupiter.

Jupiter ist der fünfte Planet unseres Sonnensystems. Er ist riesengroß - die Erde würde 1300 Mal in ihn hineinpassen! Obwohl er so groß ist, dauert ein Jupitertag, also eine Umdrehung, nur zehn Stunden. Dafür dauert ein Jupiterjahr fast 12 Erdenjahre. Er ist fünf Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Seine Temperatur beträgt deshalb weniger als minus 140 Grad Celsius.


Kein Leben ohne Jupiter


Der Planet ist schwerer als alle anderen Planeten zusammen. Vermutlich ist es sein Schwerkrafteinfluss, der überhaupt erst Leben auf der Erde ermöglicht hat. Denn wie ein großer Staubsauger fängt er viele Asteroiden aus dem Asteroidengürtel ein, die sonst im Schnitt alle 100.000 Jahre einmal auf der Erde einschlagen und Leben unmöglich machen würden.


Jupiter ist ein Gasriese, das heißt, er besteht hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium, außerdem noch Methan und Ammoniak. Eine feste Oberfläche wie die Erde hat er nicht. Man könnte sie aber sowieso nicht sehen, denn sie wird durch die dichte und turbulente Atmosphäre verborgen.


Der "Große Rote Fleck"


Der Schatten links unten im Bild ist der Schatten des Mondes Europa.

Ein bekanntes Merkmal der Jupiteratmosphäre ist zum einen der so genannte "Große Rote Fleck". Das ist ein Sturmsystem, das schon seit mehr als 300 Jahren existiert. Das Sturmgebiet hat einen schwankenden Durchmesser von bis zu 40.000 Kilometern - mehr als das dreifache des Erddurchmessers!


Die Jupiteratmosphäre besteht, wie die der Erde auch, aus verschiedenen Schichten. In den verschiedenen Schichten gibt es unterschiedliche Gase und damit auch unterschiedlich gefärbte Wolken.


Betrachtet man den Jupiter, fallen verschiedene Bänder oder Streifen sowie viele weiße Wolken auf. Dort, wo dunkle Bänder zu sehen sind, fehlen die sich in höheren atmosphärischen Schichten befindenden Wolken. Man blickt gewissermaßen tiefer in die Atmosphäre hinein.


Die Äquatorialgürtel


Die zwei wichtigsten dieser wolkenfreien Bänder sind der Nördliche und der Südliche Äquatoriale Gürtel, auf Englisch abgekürzt NEB und SEB. Diese kann man schon mit einem sehr guten Fernglas unter günstigen Bedingungen von der Erde aus wahrnehmen.



Links eine Aufnahme aus dem Jahr 2009, auf dem beide rötlichen Gürtel zu sehen sind. Rechts eine Aufnahme vom Mai 2010 - der untere, südliche Gürtel ist von weißen Wolken überdeckt.

Dem Amateurastronom Anthony Wesley, der von Jupiter fasziniert ist, konnte wie viele weitere Kollegen feststellen, dass der SEB im Laufe des letzten Jahres immer schwächer wurde. Im Mai 2010 war der südliche Streifen komplett verschwunden. Eine gewaltige Veränderung, die quer durch das Sonnensystem sichtbar ist.


Rätselhafter Jupiter


Wissenschaftler rätseln, wie das Verschwinden möglich ist. Sie gehen davon aus, dass sich in der Atmosphäre oberhalb der sonst sichtbaren dunkleren Schichten doch Wolken aus Ammoniak und Methan, weiteren Bestandteilen der Jupiteratmosphäre, gebildet haben. Warum das so ist, bleibt ein Rätsel. Allerdings ist es nicht das erste Mal: Mitte der 70er, Ende der 90er und schon 2007 verdünnisierte sich der SEB.


Die Forscher freuen sich aber auf die Rückkehr, denn im Allgemeinen wird das Wiederauftauchen des SEB von heftigen Stürmen und Wirbeln begleitet - Gelegenheit für spektakuläre Bilder und ein tieferes Verständnis der Jupiteratmosphäre. Bis der SEB wieder sichtbar wird können aber bis zu zwei Jahre vergehen.


Hier kommt ihr zur Homepage von Anthony Wesley, der uns freundlichwerweise seine Aufnahmen zur Verfügung gestellt hat: http://acquerra.com.au/astro/


Wenn Du dich für Sterne und Weltall interessierst, dann schau dir doch mal den "Was ist Was" Band 6 "Die Sterne" an.

Oder Band 16 "Planeten und Raumfahrt"

Oder Band 102 "Unser Kosmos"



Text: -jj- 20.7.2010 // Bilder: Jupiter mit/ohne Streifen: (c) Anthony Wesley; Jupiter: NASA/JPL/University of Arizona PD; Jupiter/Erde NASA/StarryTG PD


Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt