Gibt es das Raumschiff Enterprise wirklich?

Bisher gab es die Enterprise nur im Kino und im Fernsehen. Ein Flugzeugträger und ein Space-Shuttle tragen auch den Namen, doch ab 2011 soll ein Raumschiff mit dem Namen Enterprise Touristen ins All bringen. Urlaub im Weltraum soll so selbstverständlich werden wie heute in der Südsee oder in Asien. Zunächst bleibt es aber noch exklusiv und teuer.

"Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein." Dieser einleitende Satz aus der Fernsehserie "Raumpatrouille" ist heute wahrer denn je. Unsere Computer, das Internet, Handys und vieles mehr, was uns inzwischen selbstverständlich geworden ist, hätte man vor wenigen Jahren ins Reich der Science-Fiction verwiesen. Doch heute werden Zukunftsvisionen schneller Realität, als Autoren sie sich ausdenken können. Wer viel Geld besitzt, kann sogar Urlaub im Weltraum machen.

Für diesen Zweck wurde das SpaceShipTwo gebaut, ein privates Raumflugzeug von The Spaceship Company, einem Gemeinschaftsprojekt der Unternehmen Virgin Group und Scaled Composites.

Der Rollout des ersten SpaceShipTwo, das den Namen VSS Enterprise tragen wird, erfolgte am 7. Dezember 2009. Passagierflüge in den Weltraum sollen ab 2011 durchgeführt werden. Ein Flug soll ca. 150.000 Euro pro Passagier kosten.

Am Anfang stand ein Wettbewerb

"X-Preis" hieß der Wettbewerb, den der britische Milliardär, Abenteurer und Eigentümer des Virgin (Musik, Entertainment) Konzerns Richard Branson in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts ausgeschrieben hatte. Dem Sieger winkte ein Preisgeld von 10 Millionen US-Dollar. Branson wollte mit diesem Wettbewerb einen Anreiz schaffen, um kommerzielle bemannte Raumflüge voranzutreiben. Der Wettbewerb war bis Januar 2005 ausgeschrieben. 24 Teilnehmer traten an, um ein neues Kapitel in der Raumfahrtgeschichte einzuleiten.

SpaceShipOne

Das kalifornische Raketenflugzeug SpaceShipOne des Unternehmens Mojave Aerospace Ventures, LLC lag am Ende vorne. Das Projekt wurde von Raumfahrtpionier Burt Rutan geleitet, der früher bei der US Air Force tätig war. Es kostete 27 Millionen Dollar, zu denen der US-amerikanische Multimilliardär und Microsoft-Mitbegründer Paul Allen allein 20 Millionen beisteuerte. Die Höhe der Entwicklungskosten zeigt schon, dass es den Teilnehmern um mehr ging, als allein um den Gewinn des Preisgeldes, das gerade mal ein gutes Drittel der tatsächlichen Kosten einbringen würde.

Am 4. Oktober 2004 war es dann soweit: SpaceShipOne flog über den Rand der Erdatmosphäre in 112 Kilometer Höhe hinaus. Nach diesem Flug ins All landete das Raumschiff nach 1 1/2 Stunden wieder sicher in der kalifornischen Wüste.

Damit hatte SpaceShipOne als erstes bemanntes privat finanziertes Raumschiff binnen zwei Wochen zwei erfolgreiche Flüge ins Weltall und sichere Landungen absolviert und den "Ansari-X-Preis" gewonnen.

Urlaub in der Umlaufbahn

SpaceShipOne war nur der Anfang.  Nach diesem Erfolg sahen die Macher den Weg für den Weltraumtourismus frei. Richard Branson stellt sich vor, dass ganz normale Menschen - mit genügend Geld in der Tasche - Flüge ins All buchen können, wie andere Kreuzfahrten auf Schiffen.

Am 19. Juni 2009 erfolgte der Spatenstich für den ersten kommerziellen Weltraum-Bahnhof in der Wüste von New Mexico. 2011 soll der Raumhafen betriebsbereit sein.


SpaceShipTwo

SpaceShipTwo basiert auf einer vergrößerten Version des SpaceShipOne. Offiziell wurde es am 7. Dezember 2009 das erste Mal der Öffentlichkeit gezeigt. Die ersten kommerziellen suborbitalen bemannten Flüge mit SpaceShipTwo, der VSS Enterprise sind für Ende 2011 geplant. Ein suborbitaler Flug beschreibt eine Flugbahn, bei der ein Fluggerät eine große Flughöhe erreicht, aber nicht in eine Umlaufbahn gelangt.

Captain Kirk bleibt am Boden

Der Name ist eine Hommage an die USS Enterprise aus dem Star Trek-Universum. Das VSS steht für Virgin Space Ship.

William Shatner, der Darsteller des Captain Kirk in der Fernsehserie Raumschiff Enterprise und in sieben Star-Trek-Kinofilmen, hätte sogar kostenlos beim ersten touristischen Einsatz der VSS Enterprise mitfliegen dürfen. Richard Branson, der Chef von Virgin Galactic, hatte es ihm angeboten, doch Shatner lehnte ab. "Ich möchte schon da rauf", sagte er, "aber ich brauche die Garantie, dass ich auch definitiv zurück komme".

Dagegen hat die Schauspielerin Sigourney Weaver, bekannt aus den "Alien"-Kinofilmen, ihren Flug bereits gebucht.

SpaceShipThree

Wenn die ersten Flüge des SpaceShipTwo (kurz SS2 genannt) erfolgreich verlaufen, kann SpaceShipThree auf den Weg gebracht werden. Die ersten Entwürfe gibt es bereits. Es soll eines der ersten kommerziellen Orbitalraumschiffe werden und viel länger in der Umlaufbahn bleiben als SS2. Wenn die NASA es zulässt, ist sogar an eine Andockvorrichtung an die Internationale Raumstation ISS gedacht.

Weitere Infos findest du hier (in englischer Sprache).


Wenn Dich Fliegerei interessiert, dann wirf doch einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 10: Fliegerei und Luftfahrt

Text: RR, 9. 1. 2010, Bilder: Virgin Galactic


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