Erster europäischer Raumhafen

Anfang des Jahres 2007 wurde in Schweden der erste Weltraumflughafen eröffnet. Betreiber ist ein so genanntes Konsortium, ein Zusammenschluss von Firmen. Erster Kunde des Raumhafens ist Virgin Galactic, das Weltraumunternehmen von Richard Branson. Ob man von Schweden aus demnächst zum Mond abheben kann, verraten wir euch hier ...

Der erste private Weltraumbahnhof liegt in Schweden, genauer gesagt im hohen Norden Schwedens, in der Nähe der Stadt Kiruna in der Provinz Lappland. Der Raumhafen ist Ergebnis einer Kooperation der Swedish Space Corporation, dem Eishotel, der LFV Gruppe, die Hangars betreibt, sowie der Wirtschaftsförderungsgruppe Progressum. Kiruna selbst lebt hauptsächlich vom Eisenerzabbau. Außerdem gibt es den Raketenstartplatz Esrange.

Der Startplatz Esrange ist ein ziviler Startplatz und wird von der europäischen Weltraumagentur ESA und der schwedischen Regierung gemeinsam betrieben. Bislang starteten von dort aus Höhenforschungsraketen. Mit solchen Raketen untersucht man die Eigenschaften der Hochatmosphäre in mehr als 30 Kilometern Höhe. Gemessen werden Temperatur, Windgeschwindigkeiten und Luftdruck, aber auch die elektrischen Eigenschaften der Atmosphäre.

Vom Experimentierplatz zum Raumflughafen

Auch Experimente in der Schwerelosigkeit wurden von Esrange gestartet, so genannte Experimente zur Mikrogravitation, denn in erdnahen Umlaufbahnen ist die Anziehungskraft der Erde zwar sehr klein, aber nicht null. Schließlich starteten von Esrange aus verschiedene Höhenforschungsballons, so genannte Stratosphärenballons. Und Esrange ist auch eine Erdfunkstelle für verschiedene Satelliten.

Es ist also viel Raumfahrtwissen vorhanden in Kiruna, wiewohl der Standort nicht perfekt ist für einen Weltraumbahnhof. Denn Kiruna liegt weit im Norden, also weit abseits des Äquators. Aber Raketenstarts verbrauchen umso weniger Energie, je näher sie am Äquator gestartet werden. Denn dort rotiert die Erde am schnellsten und ein Teil dieser Geschwindigkeit wird vom Start weg auf die Rakete übertragen.

Kiruna bleibt suborbital


Mit dem Nachfolger des hier gezeigten SpaceShipOne sollen bis zu fünf Passagiere an die Grenze zum All gebracht werden.



Da von Esrange aus aber keine orbitalen Raumflüge gestartet werden sollen, fällt die nördliche Lage des Startplatzes nicht sehr ins Gewicht. Die Firma Virgin Galactic von Sir Richard Branson plant nur mehr oder weniger kurze Sprünge jenseits der auf 100 Kilometer festgelegten Grenze zum Weltraum.

Dabei handelt es sich um suborbitale Flüge. Die Flugzeuge folgen dabei so genannten ballistischen Kurven. Das heißt, dass die Flugkörper nur zu Beginn des Fluges angetrieben werden. Nach Ende der Beschleunigung wird die Flugbahn von der Schwerkraft bestimmt. Das entspricht etwa der Flugbahn eines mehr oder weniger steil geworfenen Steins.

An den Rand des Weltraums für 200 000 Dollar

Die Passagiere sollen dabei mit dem so genannten SpaceShipTwo an den Rand des Weltraums gebracht werden. Es ist eine Weiterentwicklung des SpaceShipOne. Es gewann im Jahr 2004 den mit 10 Millionen Dollar dotierten Ansari X-Prize für den ersten bemannten Weltraumflug. Das SpaceShipOne wurde von Burt Rutan privat entwickelt und gebaut. Finanziert wurde das Projekt von Paul Allen, einem Microsoftmitbegründer.

Das SpaceShipTwo wird Platz für zwei Piloten und fünf Passagiere bieten. Es soll Ende 2007 der Öffentlichkeit vorgestellt werden und den Namen Enterprise (= Unternehmungsgeist) tragen. Erste kommerzielle Flüge, also gegen Geld, sind für das Jahr 2008 geplant. Pro Passagier kostet der Flug dann 200 000 Dollar. Auch ärztliche Voruntersuchungen gehören zum Programm.

Kein Hitzeschild nötig

Im Gegensatz zu Raumschiffen, die sich auf orbitale Flüge in den Weltraum begeben, benötigt das SpaceShipTwo keinen Hitzeschild. Es werden keine so hohen Geschwindigkeiten erreicht, dass man einen benötigen würde. Ohne dass der Pilot eingreifen muss, werden während des Fluges die Leitwerksflächen hochgeklappt. Damit wird ein optimaler Eintrittswinkel in die Atmosphäre garantiert.

Bevor die ersten Raumschiffe aus Kiruna abheben, werden zwischen Virgin Galactic, den Raumhafenbetreibern und der schwedischen Regierung noch Richtlinien zum Betrieb des Raumhafens ausgearbeitet. Aber Richard Branson ist zuversichtlich, 2008, spätestens im Jahr 2009 die ersten Privat-Astronauten in den Himmel schießen zu können. Schon im ersten Jahr sollen 500 Menschen an die Grenze zum All und ein kleines Stückchen weiter gebracht werden. Bis zu viereinhalb Minuten Schwerelosigkeit sollen erfahrbar werden.

Und was ist mit dem Mond?

Für einen Flug zum Mond sind ganz andere Raketen nötig. Auch braucht man ein großes Team an Helfern auf dem Boden, vom Start bis zur Landung, damit ein solches Mammutunternehmen auch klappt. Virgin Galactic hat den Mond vorerst nicht im Blick. Aber die Firma Space Adventures (= Weltraumabenteuer), die schon anderen zahlungskräftigen Kunden Weltraumtrips mit russischen Kosmonauten verschaffte, will im Jahr 2009 einen Trip zum Mond in fünfeinhalb Tagen anbieten

Die Homepage des schwedischen Raumhafens



Die Homepage von Virgin Galactic

Hier findet ihr eine Zusammenstellung aller Flugzeuge, die Burt Rutan schon entwickelt hat

Text: -jj- 18.4.2007 // Foto: SpaceShipOne RoKits Xprize Gallery/cc-by-sa; Rest Raumhafen Schweden/Virgin Galactic

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