Erste Europäerin auf der ISS

Als erste Europäerin ist die französische Astronautin Claudie Haignere (44) zur Internationalen Weltraumstation ISS gestartet. Das russische "Sojus"-Raumschiff mit Haignere und zwei russischen Kosmonauten an Bord verließ am Sonntag, den 21. Oktober 2001 planmäßig die Startrampe in der kasachischen Steppe. Die Crew bringt Versorgungsgüter auf die Station.

Erfahrene Astronautin

Neben 15 Männern ist Claudie Haignere die einzige Frau in dem 16-köpfigen Astronauten-Team der Esa. Unter ihrem Mädchennamen André-Deshays flog sie 1996 auf die mittlerweile abgestürzte russische Raumstation «Mir» und blieb dort 16 Tage. Auf ihrem zweiten Flug - der russisch-französischen Andromeda-Mission - wird sie von insgesamt zehn Tagen acht auf der ISS verbringen.

Vor dem Start zu den Sternen hatte sich die Französin gelassen gezeigt. "Ich bin weniger unruhig als bei meinem ersten Flug", sagte Haignere in Baikonur und konzentrierte sich unbeeindruckt auf die Mission. "Das ist auch für Frauen kein Problem", lachte sie, "außer bei der Größe der Weltraum-Unterwäsche."

"Taxi-Flug" zur ISS

Im Mai 2001 haben Europäer und Russen vereinbart, dass bis 2006 mehrere der in Köln ausgebildeten Esa-Astronauten als Flugingenieure in Sojus-Raumfahrzeugen zur ISS fliegen. Bei "Taxi-Flügen", die bis zu zehn Tage dauern, wird alle sechs Monate die als Rettungsfahrzeug dienende Sojus-Kapsel ausgewechselt. Im Gegensatz dazu geht es bei den sogenannten "Rotationsflügen" um die Ablösung der Besatzungen. Die neue Mannschaft bleibt dann jeweils drei bis vier Monate auf der Station.

Deutsche Uni experimentiert mit

Gemeinsam mit Bordkommandeur Viktor Afanasjew (53) und Bordingenieur Konstantin Kosejew (33) startete die Französin um 10.59 Uhr MESZ von Baikonur aus. Zehn Minuten später erreichte die "Sojus" die Erdumlaufbahn. Im All sollen die beiden Russen und die Französin unter anderem wissenschaftliche Experimente durchführen. An einem biologischen Experiment sind in deutsch-französischer Zusammenarbeit Universitäten und Schulen beider Länder beteiligt, darunter die Universität Ulm. An Bord der Sojus sind Krallenfrosch-Kaulquappen, von denen sich die Forscher Erkenntnisse über die Wirkung der Schwerelosigkeit auf das Schwimmverhalten und den Gleichgewichtssinn erhoffen.

Rettungskapsel wird ausgetauscht

In der Woche vor dem Start hatte die Langzeitbesatzung an Bord der ISS eine "Sojus"-Kapsel umgedockt. Die am Sonntag von Baikonur aus gestartete neue "Sojus"- Kapsel wurde an der freigewordenen Anlegestelle des "Sarja"-Moduls festgemacht und bleibt als Rettungskapsel ein halbes Jahr im Weltraum. Die Besucher kommen am 31. Oktober mit der umgedockten alten "Sojus" zurück auf die Erde.

Weitere Infos (unter anderem auch Claudies Trainings-Tagebuch) findest du auf der Seite der ESA leider nur in englischer Sprache.

-rr- 22. 10. 2001

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