Entferntestes Objekt der Welt

Ende April bemerkten Astronomen etwas Außergewöhnliches: Im Sternbild Löwe konnten sie einen extrem starken Ausbruch von Gammastrahlen messen. Das Ereignis fand vor gut 13 Milliarden Jahren statt. Damit ist der Strahlungsausbruch das am weitesten entfernte, je beobachtete Ereignis im Universum.

Am 23. April registrierten die Instrumente des NASA-Satelliten Swift einen Ausbruch von Gammastrahlen (Gamma Ray Burst = GRB) im Sternbild Löwe.

Gleich danach wurden mehrere Teleskope auf der Erde auf die entsprechende Himmelsregion gerichtet. Das Ereignis dauerte knapp zehn Sekunden. Offiziell trägt dieser Gammablitz die Bezeichnung GRB 090423 (siehe Bild).

Mit Hilfe der Teleskope auf der Erde und besonderen Messverfahren konnte die Entfernung des Blitzes ermittelt werden: 13 Milliarden Lichtjahre. Das bedeutet, dass das Ereignis rund 600 Millionen Jahre nach der Entstehung des heutigen Universums stattfand. Damit ist es das bislang älteste und am weitesten entfernte Ereignis, das Menschen je bemerkt haben.


Mit dem Weltraumteleskop Swift entdeckte die NASA das älteste bislang bekannte Ereignis des Universums.



Wissenschaftler gehen davon aus, dass solche Gammastrahlenausbrüche Folgen der Explosion von Sternen sind, sicher ist man sich aber noch nicht. Auch die Verschmelzung einer besonderen Art von Sternen ist als Quelle im Gespräch.

Diese Ausbrüche sind die energiereichsten Vorgänge im Universum. Gammastrahlen selbst sind besonders energiereiche Strahlen, die bei gewaltigen physikalischen Ereignissen wie Atombomben- oder eben Sternexplosionen entstehen.Auch radioaktive Stoffe wie Uran senden Gammastrahlung aus. Deshalb sind solche Stoffe auch so gefährlich, weil die Strahlung in kürzester Zeit schwere Schäden bei fast allen Lebewesen verursacht.


So stellen sich Künstler der NASA einen Gammastrahlen- ausbruch vor. Durch elektrische und magnetische Effekte werden die Strahlen wie bei einem Leuchtturm gebündelt (Im Bild grün dargestellt).

Die bislang entdeckten GRBs dauerten zwischen einigen Sekunden und wenigen Minuten. Nur der GRB 060218 vom 18. Februar 2006 dauerte 33 Minuten. Bei solchen Ereignissen wird innerhalb von zehn Sekunden eine Energiemenge frei, die die Sonne in Milliarden Jahren abgibt!

Ein solcher Strahlungsblitz ist heller als jedes andere Objekt am Himmel. Nach dem eigentlichen Blitz kann man dann auch ein Nachglühen beobachten, das auch mit dem Auge sichtbar ist und Tage bis Wochen andauert.

Erstmals entdeckt wurden diese Gammastrahlenblitze zur Hochzeit des Kalten Krieges. Amerikanische Vela-Spionagesatelliten sollten die Erde auf oberirdische Atomtests hin überwachen. Am 2. Juli 1967 wurde dann der erste Gammastrahlenausbruch registriert. Es dauerte sechs Jahre, bis Wissenschaflter ein Ereignis auf der Erde ausschließen konnten und solche Strahlungsblitze als astronomische Ereignisse erkannten.

Text: -jj- Bilder: GRB 090423: NASA/Swift/Stefan Immler; Swift: NASA PD; Gamma-Illustration: NASA/Swift/Mary Pat Hrybyk-Keith and John Jones PD; Wolf Rayet Stern Hubble Space Telescope/NASA

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