Ein künstlicher Komet

Am 27. 12. 1984 wurde der erste sichtbare künstliche Komet erzeugt. In 110.000 Kilometer Höhe ließen Wissenschaftler des Münchner Max-Planck-Instituts eine Bariumwolke explodieren. Die Explosionswolke leuchtete wie der Schweif eines Kometen. Deshalb sprach die Presse auch von einem "künstlichen Weihnachtsstern".

Der bekannteste Komet ist der Stern von Betlehem, der die 3 Weisen aus dem Morgenland zur Krippe mit dem Jesuskind geführt haben soll. Tatsächlich war in den Jahren 12-11 vor Christi Geburt der Halleysche Komet am Himmel zu sehen. Das passt zur These, dass das Jahr Null unserer Zeitrechnung nicht exakt mit der Geburt des Jesuskindleins zusammenfällt. Es kann aber auch sein, dass die berühmte Himmelserscheinung gar kein Komet war, sondern eine dreifache Konjunktion (Begegnung) von Saturn und Jupiter im Sternbild Fische




Was ist ein Komet?

Kometen, auch Haar- oder Schweifsterne genannt, sind Himmelskörper aus gasförmigen und festen Teilchen, die meist die Sonne auf Bahnen umlaufen. Sie bestehen aus einem Kern, der mit einem Mantel von Eis-verklumpten Staubpartikeln umhüllt ist. Deshalb werden sie auch schmutzige Schneebälle genannt. Nähern sie sich der Sonne, erwärmt sich das Eis und wird gasförmig. Der Schweif des Kometen besteht aus diesem Gas, das mit Staubpartikeln vermischt ist. Wir können diesen Schweif nur sehen, weil er von der Sonne angestrahlt wird. Ein Komet kann einen Durchmesser von etwa 1 bis 100 Kilometer besitzen.

Blick in die Vergangenheit

Nach allgemeiner Auffassung sind Kometen Überreste der Entstehung des Sonnensystems, so wie auch Meteoroiden und Asteroiden. Weil der Sonnenwind bei jedem Umlauf die Masse des Kometen verringert, hat ein typischer Komet eine Lebenserwartung von rund 100 Sonnenumläufen, bevor er zerfällt.Mit der Untersuchung von Kometen, so schreibt Norbert Pailer, der Autor des derzeit vergriffenen WAS IST WAS-Space-Buches Das Universum - Die Erforschung unbekannter Welten, verbinden die Wissenschaftler die vage Hoffnung, mehr aus der Kinderstube der Planeten zu erfahren. Erst im 20. Jahrhundert wurde den Wissenschaftlern bewusst, dass es sich bei den plötzlich aufleuchtenden Schweifsternen (Kometen) am Himmel um solch wichtige Objekte handeln könnte.

Viele neue Kometen

Während zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur etwa 2 Kometen entdeckt wurden, liegt der Durchschnitt heute bei etwa 30 aufgefundenen Kometen jährlich. Neuentdeckte Kometen werden von der Internationalen Astronomischen Union nach dem jeweiligem Entdecker benannt. Treffen mehrere Meldungen gleichzeitig ein, erhält der Komet einen Doppelnamen (wie das beim Kometen Hale-Bopp der Fall war).

Ein künstlicher Weihnachtsstern

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts in Garching bei München wollten am 25. Dezember 1984 einen künstlichen Weihnachtsstern am Himmel erstrahlen lassen. Der künstliche Komet war Bestandteil des internationalen AMPTE-Projektes (Amerikanisch-Deutsch-Britische Magnetosphärenmission). Mit zwei Tagen Verspätung gelang das Bariumplasma-Experiment schliesslich am 27. Dezember. Allerdings hatte der Plasmawolkensatellit des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in ungefähr 110 000 Kilometern Abstand von der Erde statt der geplanten vier nur zwei bariumgefüllte Kanister abgestoßen. Sie zündeten, wie vorgesehen, nach zehn Minuten automatisch und setzten über dem Ostpazifik vor der Küste Perus  insgesamt 1,25 Kilogramm Bariumdampf frei. Die Explosionswolke leuchtete wie der Schweif eines Kometen.

Erkenntnisse über das Magnetfeld der Erde

Anhand der Bewegungen des Dampfes ließen sich Rückschlüsse auf das Magnetfeld der Erde ziehen.  Am 18. Juli 1985 wurde das Experiment ebenso erfolgreich wiederholt. Bei beiden Experimenten konnten die Forscher die Wechselwirkung der künstlichen Wolken mit dem Sonnenwind und dem von ihm mitgeführten Magnetfeld sehr gut beobachten.Unter anderem entdeckten die Wissenschaftler, dass die Bariumwolke dieses Magnetfeld vorübergehend verdrängt: So entsteht kurzfristig ein magnetischer Hohlraum, in den das Magnetfeld nach einer Weile wieder ganz gleichmäßig eindringt.Dank der Analyse dieses Phänomens lernten die Forscher ähnliche Situationen an kosmischen Objekten besser zu verstehen. Beobachtungen an künstlichen Ionenwolken ließen sich gut mit jenen Messungen vergleichen, die sie in unmittelbarer Nähe eines Kometen gewonnen hatten.

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Text: -rr- 27.12.2009 // Bild: Geoff Chester/PD

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