Der Flug des Discovery-Shuttles

Nach fast zwei Jahren Pause wollte die NASA wieder "zum Fliegen zurückkehren". Das war der Titel der aktuellen Discovery-Mission: "Return to Flight". Man hatte pausiert, weil im Februar 2003 die Raumfähre Columbia beim Eintritt in die Erdatmosphäre explodiert war. Die Ursachen sollten beseitigt werden. Doch auch beim Start der Discovery kam es zu Problemen, die schließlich eine ungewöhnliche Reparaturaktion notwendig machten.

Der Start der Discovery am 26. Juli 2005. Wieder löste sich ein Stück des orangenen Schaumstoffs. Anders als bei der Columbia traf das Stück nicht die Raumfähre

2003 war beim Start ein etwa ein Kilogramm schwerer Brocken Schaumstoff vom großen Tank der Raumfähre abgefallen. Er prallte an die Tragflächen der Columbia und beschädigte sie. Die enormen Kräfte und Temperaturen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre führten schließlich zur Explosion, alle Astronauten kamen damals ums Leben. Der Schaumstoff ist notwendig, um Vibrationen, die beim Start entstehen, zu dämpfen und um den Tank zu isolieren.

Problem am Hitzeschild

Daraufhin unterbrach die NASA ihr Shuttle-Programm. Erst sollten alle möglichen Schwachstellen der alten Konstruktion behoben werden. Zwei Jahre und hundert Millionen Dollar wurden investiert, aber das Problem nicht gelöst. Auch beim Start der Discovery am 26. Juli fielen mehrere Stücke ab, doch zum Glück traf keines die Tragflächen des Raumgleiters.

Die Crew der aktuellen Discovery-Mission

Dafür gab es ein neues Problem. Die NASA überwachte die Startphase mit einigen Dutzend Kameras. Die Bilder zeigten, dass auf der Unterseite des Shuttle ein Stück Füllmaterial weiter zwischen den Kacheln hervorlugte, als gestattet. Techniker befürchteten, dass es Turbulenzen hätte verursachen können. Dadurch wären Hitzeschild, Raumfähre und das Leben der Astronauten gefährdet gewesen. Also entschloss man sich zu einer gewagten Reparaturaktion.

Was war an der Reparatur so besonders?

Es war das erste Mal, dass ein Astronaut eine beschädigte Raumfähre im All reparierte. Die Reparatur war eine echte Notaktion. Hätte die NASA nicht wirklich Angst um das Leben der Astronauten, der Ausstieg ins All wäre nicht angeordnet worden. Denn es gab die Gefahr der Verschlimmbesserung. Der Hitzeschild ist sehr empfindlich, was Berührungen angeht. Die Techniker bei der NASA fürchteten, dass die Hitzekacheln während der Reparatur hätten beschädigt werden können.

Ein historischer Moment auf Video. Die erste Reparatur einer Raumfähre im All. Zum Glück beschädigte der Astronaut die wichtigen Hitzeschutzkacheln nicht.

Zwei Astronauten verließen das Schiff. Einer, um auf dem Roboterarm zur Unterseite der Discovery geschwenkt zu werden. Weil es dort keine Fenster gibt, war die Aufgabe des zweiten Astronauten, sowohl Sichtkontakt zu ihm, als auch zur Mannschaft in der Fähre zu halten. Das ist psychologisch wichtig, um draußen im All nicht in Panik zu verfallen. Außerdem beschränkt der Raumanzug Sichtfeld und Bewegungsmöglichkeiten, so dass der zweite Astronaut noch zusätzliche Sicherheit für seinen reparierenden Kameraden bietet. Für die Reparatur war extra eine Säge gebastelt worden. Alle Befürchtungen waren umsonst, die Teile ließen sich ganz leicht zwischen den Kacheln herausziehen.

Gewagt war die Reparatur auch, weil keiner der Astronauten ein solches Manöver vorher geübt hatte. Normalerweise werden alle Handgriffe bei Weltraumspaziergängen auf der Erde in einem Wasserbecken immer und immer wieder geübt. Geübt, weil jeder Fehler im All schlimme Folgen haben kann und man einen verlorenen Schraubenzieher nicht einfach ersetzen kann. Unter Wasser, um so die Schwerelosigkeit des Weltraums zu simulieren.

Verzögerung auch für die Raumstation

Die größte Gefahr, nämlich dass sich die Raumfähre überhitzt und explodiert, scheint also mit der Reparatur gebannt zu sein. Aber es wurde ein neues Problem am Cockpitfenster festgestellt. Techniker sagen allerdings, dass von der kleinen Delle keine konkrete Gefahr ausgeht.

Landung auf Dienstag

Eigentlich war die Landung für Montag, 08. August um 10.46 Uhr MESZ geplant. Dann sollte die Discovery wieder auf dem Weltraumbahnhof im Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida landen. Wenige Stunden vor dem Manöver bereiteten sich die Astronauten auf dieses schwierige und körperlich sehr anstrengende Unterfangen vor. So legten sie ihre speziellen Anzüge an, die die Astronauten schützen sollen. Wenn die Raumfähre wieder in die Erdatmosphäre eintritt, erhitzt sich das Shuttle durch die Reibung enorm - dieser Moment gilt als der gefährlichste der Mission!

Aber die Landung musste wegen schlechten Wetters immer wieder verschoben werden. Zunächst war Dienstag gegen 11.08 MESZ Uhr als Landezeit angegeben worden. Doch auch dieser Termin wurde wegen schlechten Wetters nach hinten verschoben.

Doch dann, um 14.12 Uhr MESZ setzte das Shuttle endlich nach gelungenem Gleitflug auf dem Luftwaffenstützpunkt Edwards Air Force Base, einem Gelände inmitten ausgetrockneter Salzseen in der Mojave-Wüste, auf. Als Alternative für Florida galten Landebahnen in Neu Mexiko und eben diese in Kalifornien. Die sieben Astronauten kehrten also wohlbehalten auf die Erde zurück!

Dennoch gestaltete sich diese Mission der NASA unter dem Motto "Return to Flight" schwieriger als erwartet! Und auch wenn die Astronauten unbeschadet wieder auf der Erde geladnet sind: Das Shuttle-Programm wird auf unbestimmte Zeit ausgesetzt werden. Die NASA muss das Problem mit dem Schaumstoff lösen. Sonst wird jeder Start für die Astronauten zu einem Lotteriespiel mit ihrem Leben. Auch die Internationale Raumstation ISS wird in der geplanten Form wohl nicht vollendet werden können, denn die Shuttles sind wichtige Zulieferer von Vorräten und Material.

Hier findest du ein Video der Reparatur und hier erfährst du mehr über den Absturz der Columbia.

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Text: -jj- 5.8.2005/ aktualisiert 08.08.2005 ab / Fotos: © NASA

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