Der erste erfolgreiche Raketenstart

Der US-amerikanische Professor Robert H. Goddard startete die erste funktionierende Rakete mit Flüssigtreibstoff-Antrieb. In zweieinhalb Sekunden flog sie 56 Meter weit.

Goddard wurde am 5. Oktober 1882 in Worcester (USA) geboren. Er studierte dort an der Clark-Universität und machte als Assistent des Professors erste Experimente.

Ähnlich wie Hermann Oberth machte sich auch Robert Goddard frühzeitig Gedanken über Raumflüge zum Mond und zum Mars.

Wegen seiner kühnen Raumflugvisionen wurde er jedoch als Phantast abgetan und geriet in Bezug auf die Raumfahrt zunächst fast völlig in Vergessenheit.

Fasziniert von Raketen

Schon in jungen Jahren interessierte sich Goddard für das Rückstoßprinzip, das schon Isaac Newton entdeckt hatte und durch das Silvesterraketen angetrieben werden. Seit 1916 beschäftigte sich Goddard mit der Entwicklung von Flüssigkeitsraketen. Bis zum ersten erfolgreichen Start sollten aber noch zehn Jahre vergehen.

 



Im letzten Jahr des Ersten Weltkrieges entwickelte er militärische Feststoffraketen. 1918 baute er den Prototyp einer Panzerabwehrrakete. Diese Bazooka kam erst im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz und wurde eine wichtige Waffe der US-Streitkräfte.



Ein neuer Antrieb


Trotz der Erfindung der Bazooka, verfolgte Goddard seine Idee, Gas zur Beschleunigung einer Rakete zu verwenden weiter. Er fand Unterstützung beim Smithsonian Institut, und so konnte er seine ersten Versuchsmodelle bauen.

Am 6. Dezember 1925 führte er seinen ersten erfolgreichen Brennversuch eines Raketenmodells durch.

Mehr als vier Monate später, am 16. März 1926, startete er erfolgreich die erste Flüssigtreibstoffrakete. In zweieinhalb Sekunden erreichte sie eine Höhe von 14 Metern und flog 56 Meter weit. Das Experiment bewies, dass Goddards Raketenträume keine Phantastereien waren.

Welche Vor- und Nachteile haben Flüssigraketen?




Im Gegensatz zu Feststoffraketen lassen sich Flüssigtriebwerke ab- und anschalten. Sie werden leer (ohne Treibstoff) zum Startplatz transportiert, so dass sie leichter sind und während des Transports nicht explodieren können.


Flüssigraketen nutzen den Treibstoff meistens besser aus als Feststoffraketen und erreichen so mit der gleichen Treibstoffmenge höhere Endgeschwindigkeiten.

Ausserdem sind sie umweltfreundlicher, weil der Treibstoff zu Wasser verbrennt.


Allerdings können Flüssigraketen schneller explodieren, da die Flüssigkeiten leichter entzündbar sind. Sie sind komplexer, teurer und damit auch fehleranfälliger als Feststoffraketen.

Je nach verwendeter Treibstoffmischung können in der Brennkammer Temperaturen von bis zu 4200 °C auftreten.

Forschungen in Deutschland

Goddard beschäftigte sich weiter mit der Entwicklung von Raketen, wurde aber ab 1934 von den Forschungen in Deutschland überholt. Dort forschte der Raumfahrtpionier Hermann Oberth ebenfalls an Flüssigraketen.

Er nahm zahlreiche praktische Tests und Versuche vor und entwickelte so den ersten Raketenmotor für flüssige Treibstoffe, die "Kegeldüse".

Unterstützt wurde er bei den Versuchsarbeiten von jungen Technikern. Einer von ihnen war Wernher von Braun. Der erst 17 Jahre alte Student hatte begeistert Oberths Bücher gelesen und wurde zu seinem Meisterschüler.

Das Antriebsprinzip wurde von den Nationalsozialisten in Serie gebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde es in der Rakete V2 für den Angriff auf Großbritannien eingesetzt.     

Väter der Raumfahrt

Robert H. Goddard starb 1945 im Alter von 63 Jahren an den Folgen einer Halsoperation. Den Wettlauf um den Weltraum hat er nicht mehr erlebt.

Nach dem 2. Weltkrieg holte die US-Regierung Hermann Oberth und Wernher von Braun in die USA, um Raketen für das Militär zu bauen. Erst nachdem die Sowjetunion am 4. Oktober 1962 den Sputnik gestartet hatte, begann auch für die USA der Weg ins All.

Raketen mit Flüssigtreibstoff spielten dabei die tragende Rolle.

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Text: RR, 14. 3. 2011, Foto: NASA, US-Army, Briefmarke gemeinfrei (PD), V2 Bundesarchiv cc-by-sa 3.0;


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