Das Eis im Blick

Der neue Satellit CRYO-SAT 2 soll die genauen Oberflächenhöhen der Landeismassen in Grönland und in der Antarktis vermessen. Aus dem Weltraum wird er erstmals die Dicke des schwimmenden Meereises prüfen. Seine Mission liefert uns zusätzliche Erkenntnisse über die Veränderung des Erdklimas.


Zunächst stand das Projekt CryoSat unter keinem guten Stern. Der Forschungssatellit, sollte die Kryosphäre der Erde vermessen.

Wegen eines fehlerhaften Steuerungsalgorithmus erreichte er nach dem Start am 8. Oktober 2005 seine Umlaufbahn nicht und stürzte ins Meer.

Zweiter Versuch

Im Februar 2006 beschlossen die Mitgliedsstaaten der ESA eine zweite Mission mit einem Neubau des Satelliten durchzuführen. Ursprünglich hätte CRYO-SAT 2 bereits im Oktober 2009 starten sollen. Wegen diverser Schwierigkeiten wurde der Start immer wieder hinausgezögert. Schließlich konnte der Satellit am 8. April 2010 auf einer russischen Dnepr-Rakete erfolgreich in die Umlaufbahn gebracht werden.

Was ist die Kryosphäre?

Unter dem Begriff Kryosphäre bezeichnet die Wissenschaft jenen Bereich der Erdoberfläche, der von Eis bedeckt ist.

Dazu gehören das Inlandeis, das Meereis und das Schelfeis. Weiterhin zählen dazu Gebirgsgletscher, Eis in Permafrostböden und alle mit Schnee bedeckten Flächen.

Die Bezeichnung kommt vom griechischen Wort "kryos", was Kälte oder Frost bedeutet.

Die Kryosphäre ist von entscheidender Bedeutung für unser Klimasystem, da sie sehr stark reflektiert. Diese Reflexion wird in der Wissenschaft mit dem Begriff "Albedo" bezeichnet.

Warum beobachten Wissenschaftler das Eis?

Durch ständige Beobachtung der Eisflächen unseres Planeten lassen sich Rückschlüsse auf den Zustand des Weltklimas ziehen. So lässt sich feststellen, wie stark sich die Luft über verschiedenen Oberflächen erwärmt. Die Eis-Albedo-Rückkopplung beeinflusst die Strahlungsbilanz der Erde und ist somit immens wichtig für den Erhalt des Weltklimas.

Eine Drei-Jahres-Mission

Nach dem erfolgreichen Start von CRYO-SAT 2 hat er seine Flugbahn erreicht und die ersten Radartests erfolgreich absolviert.

In den drei Jahren, auf die seine Mission ausgelegt ist, soll er vor allem das Volumen der Eismassen in der Arktis und Antarktis erfassen, um zu klären, ob, wo und wie das Eis der Erde schmilzt.

Das Living Planet Programm

CRYO-SAT 2 gehört zum Living Planet Programm der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Damit sollen Forschungsdaten über die Erde gewonnen und Beobachtungsaufgaben wahrgenommen werden.

Der Start von CryoSat 2 ist ein wichtiger Meilenstein des Erdbeobachtungsprogramms der ESA. Mit ihm befindet sich nun der dritte Erdforschungssatellit in der Umlaufbahn; zuvor waren im März 2009 die Mission zur Bestimmung des Schwerefelds und der stationären Ozeanzirkulation (GOCE) und im November 2009 die Mission zur Untersuchung der Bodenfeuchtigkeit und des Salzgehalts der Ozeane (SMOS) auf den Weg gebracht worden.

Mehr über GOCE erfährst du in einem anderen Artikel, der unten verlinkt ist.


Für die nächsten Jahren sind weitere Starts geplant: Swarm zur Erforschung der Entwicklung des Magnetfelds (Start für 2010 geplant), ADM-Aeolus zur Erforschung der Dynamik der Atmosphäre (2011) und EarthCARE zur Untersuchung der Strahlungsbilanz der Erde (2013).

Wenn dich Raumfahrt interessiert, dann wirf doch auch einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 16: Planeten und Raumfahrt.


Text: RR, Stand: 28. 4. 2010, Fotos: Alfred-Wegener-Institut, ESA


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