Das segelnde Klassenzimmer

Im Rahmen des Meereswettbewerbs Forschen auf See konnten Schüler die biologische Vielfalt der Meere entdecken. Sieben Schülerteams ab der 9. Klasse bekamen in den Sommerferien die Chance, für eine Woche auf Forschungsexpedition zu gehen.

Hier stellen wir euch die Teams und ihre Projekte vor

Arten sterben unentdeckt


Die biologische Vielfalt der Meere ist durch den Klimawandel gefährdet. Wissenschaftler vermuten, dass der globalen Erderwärmung die ersten Lebewesen zum Opfer fallen noch bevor sie entdeckt worden sind.

Da die biologische Vielfalt in den Meeren noch verhältnismäßig wenig erforscht ist, bietet sie Nachwuchsforschern ein spannendes Betätigungsfeld abseits der etablierten Forschungsprojekte.

Erfolgreicher Wettbewerb

Im Jahr 2010 fand der Meereswettbewerb schon zum fünften Mal statt. In diesem Jahr stand er ganz im Zeichen des Internationalen Jahres der Biodiversität.


Von 60 Schülerteams haben sieben mit herausragenden Projektideen überzeugt und durften diesen Sommer in der Nord- und Ostsee an Bord des Hamburger Medien- und Forschungsschiffes ALDEBARAN forschen.

Lebendige Wissenschaft

Der Meereswettbewerb macht Meeresforschung lebendig und gibt den Teams die Chance, einen tiefen Einblick in die Alltagsarbeit und das Berufsbild eines Wissenschaftlers zu bekommen.

Die stolzen Gewinnerteams durften auf dem segelnden Forschungsschiff Meeresforschung hautnah erleben.

Dazu tauschten sie für eine Woche ihre Schulbücher gegen Mikroskop, Planktonnetz, Tauchausrüstung, Bodengreifer und andere Forschungsgeräte ein, um Vorgänge und Organismen in den salzigen Gewässern der Nord- und Ostsee zu entdecken.

Das internationale Jahr der Artenvielfalt

Jeden Tag sterben auf der Welt rund 70 Arten aus. Pflanzen und Tiere gehen unwiederbringlich verloren. Die Weltgemeinschaft hat das Problem erkannt und will dagegen vorgehen. Aus diesem Grund haben die Vereinten Nationen (UN) das Jahr 2010 zum "International Year of Biodiversity" ausgerufen. Das schwierige Wort bedeutet "Artenvielfalt".

 

Der Meereswettbewerb ist offizieller Bestandteil des internationalen Jahres der Artenvielfalt der Vereinten Nationen.

Sorgen um unsere Strandkrabbe

Verdrängt die asiatische Viereckskrabbe die Gemeine Strandkrabbe? Diese Frage versuchte das Schülerteam der Berufsbildenden Schulen Walsrode in der Nordsee zu klären.

Fünf Tage arbeiteten die Schülerinnen Frauke und Alea gemeinsam mit ihrer Wissenschaftspatin Alexandra Markert (Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven) im ostfriesischen Wattenmeer und an Bord der ALDEBARAN.


Mit modernster Medien- und Labortechnik wie Unterwasserkameras versuchte das Schülerteam herauszufinden, in wie weit die vermutlich durch den Klimawandel eingewanderte asiatische Viereckskrabbe die heimische Strandkrabbe verdrängt.


Auch das Team des Niedersächsischen Internatsgymnasiums Bad Bederkesa (NIGA) befasste sich in der dritten Woche mit diesem Thema.



Das zweite Team vom Gymnasium Wildeshausen versuchte zu prüfen, welchen Einfluss neu eingewanderte Arten (so genannte Neozoen) auf das Artengefüge der Nordsee haben.

Problemfeld Plastikmüll

In der vierten Woche erforschte das Küstengymnasium Neustadt den Einfluss des Tourismus auf die Wasserqualität in der Nordsee. An den untersuchten Stellen war das Wasser besser als erwartet. Problematisch war für die Schülerinnen, den mikroskopisch kleinen Plastikmüll von den vielen anderen Planktonteilchen zu unterscheiden.

So füllt der winzige Plastikmüll zwar die Mägen der Fische, macht sie aber nicht satt und stellt so eine zunehmende Gefahr für sie dar.



Als fünfte Gruppe befasste sich das Gymnasium Ernestinum aus Rinteln mit den ökologisch und ökonomisch bedeutsamen Muschelbänken im schleswig-holsteinischen Wattenmeer.



Stürmische Wetterbedingungen

Ende August gingen Schüler des Gymnasiums Farmsen aus Hamburg an Bord und verglich die Vielfalt der Algen zwischen Nord- und Ostsee.

Trotz Windstärken bis über 40 Knoten (knapp 80 km/h) ging das Team eifrig ans Werk. Skipper Martin Kramp hatte die Route rechtzeitig so ausgewählt, dass die Schüler trotz der stürmischen Wetterbedingungen forschen konnten.

Faszinierende neue Technik

Das Team durfte eine völlig neue Generation klimawissenschaftlicher Instrumente einsetzen: Mit dem dem OceanoScientific® Kit wurden vollautomatisch stündlich ozeanografische und meteorologische Daten an Bord erfasst und über Satellit in das Messnetz des französischen Wetterdienstes eingespeist und waren damit international für alle Wissenschaftler verfügbar.

Das System wurde insbesondere für Regattasegelyachten entwickelt, die regelmäßig Ozeanrennen südlich und zwischen den kontinentalen Kaps von Südamerika, Afrika und Australien bestreiten. Daten aus dieser Gegend rund um die Antarktis sind für die Klimaforschung von allerhöchster Bedeutung, die Anzahl geeigneter Plattformen ist dort abseits regulärer Schifffahrtsrouten jedoch stark begrenzt. Bojen und Satelliten können diese Aufgaben nur teilweise erfüllen.

Anpassungsfähige Algen

Die letzte Gruppe kam von der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule aus Bielefeld und untersuchte, wie sich Algen an die Verhältnisse in ihrem Lebensraum Ostsee anpassen.

Alle Teams werden ihre Ergebnisse bis Mitte Oktober einreichen und im November in Hamburg vor einer hochkarätig besetzten Jury präsentieren.

Weitere Informationen zu den Schülerteams findet ihr hier.


 

 Mehr zum Thema Artenvielfalt erfährst du in unserem WAS IST WAS Band 56 und in WAS IST WAS Band 68.

Text: RR (nach offiziellen Pressemitteilungen zum Meereswettbewerb), Stand: 19. 9. 2010. Bilder: www.meereswettbewerb.de.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt