Bloß nicht erwischen lassen!

Jeder kennt sie und fast jeder hat sie schon mal benutzt: Spickzettel. Das Schulmuseum Nürnberg widmet der Schummelei in der Schule nun sogar eine eigene Ausstellung. Bis 31. Oktober präsentiert das Museum Bloß nicht erwischen lassen! Spickzettel die verborgene Seite der Schule.

Die europaweit größte Sammlung an Spickzetteln könnt ihr noch bis Ende Oktober im Schulmuseum in Nürnberg besuchen. Die Ausstellung will natürlich nicht zum Spicken verführen, aber sie zeigt auf über 3000 m² über 1000 Spickzettel von allen Kontinenten aus fast 100 Jahren Schulgeschichte. Die ausgestellte Sammlung gibt so einen umfassenden Überblick zum Thema Schummeln, Tricksen und Spicken in der Schule.

Spickzettel in allen Variationen

Neben den gängigen Spickzetteln aus Papier stammt der wohl berühmteste ausgestellte Spickzettel von Jens Lehmann von der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Ihr erinnert euch sicher daran, dass der Nationaltorhüter vor dem Elfmeterschießen gegen die Argentinier einen kleinen Zettel in der Hand hielt. Auf diesem Spicker hatte sich Lehmann die Spielzüge der Argentinier notiert. Es hat ihm auf alle Fälle geholfen- die deutsche Mannschaft hat das Elfmeterschießen gewonnen. Aber auch Zettelchen aus Europa, Amerika oder Asien findet ihr im Schulmuseum einige dieser Spickzettel sind besonders raffiniert gestaltet.

Hightech im Klassenzimmer


  


Inzwischen hat die moderne Technik Einzug ins Klassenzimmer gehalten. Sogar in umgebaute Armbanduhren haben findige Schüler ihren Spicker eingebaut. In Jordanien war ein Schüler mit einer aufgeschnittenen Saftpackung mit eingebauter Merkhilfe bei der Prüfung erfolgreich.

Und sogar mit Hilfe von Brillen mit Infrarotlampen, Geheimtinte, Ohr-Sender und Knopflochkameras wurde schon geschummelt. darüber hinaus zeigt die Ausstellung Raritäten du technische Mesiterleistungen und beantwortet Fragen wie Spicken Schüler überall auf der Welt? und Wurde bereits vor 200 Jahren gespickt? 

Findest du den Spickzettel?




In der Ausstellung könnt ihr auch mal die Seiten wechseln und testen wie gut ihr im Auffinden von Spickern seid. In einem Film könnt ihr testen, wie gut euer Auge ist und ob ihr Schüler beim unerlaubten Spicken erwischt. 

Apropos unerlaubt: Was haltet ihr eigentlich von der Schummelei? Findet ihr es in Ordnung so eine unerlaubte Lernhilfe einzusetzen oder ist das Betrug? Auch darüber könnt ihr euch in der Ausstellung informieren. Umfragen haben nämlich ergeben, dass sich die Einstellung zum Spicken ändert je älter die Schüler sind. Während nur knapp 40 % der Sechstklässler spicken in Ordnung finden, meinen 90% der Oberstufenschüler, dass Spicken normal sei und sie selbst auch Spickzettel benutzten. 

Nützliche Hilfe


  

Tatsächlich ist und bleibt Spicken Betrug, aber selbst die Einstellung einiger Schulen gegenüber diesen unerlaubten Lernhilfen hat sich verändert. Denn inzwischen nutzen Schulen die Spickzettel-Technik als Lerntraining. Wer einen erfolgreichen Spickzettel schreiben will, muss sich zunächst mit dem Unterrichtsstoff auseinandersetzen und lernt so ganz automatisch.





Der Ausstellungsmacher Dr. Rösch rät allerdings dringend vom aktiven Einsatz der Spickzettel bei der Schulaufgabe ab. Aber auch er weiß, dass selbst richtig gute Schüler, die den Stoff perfekt beherrschen einen Spicker benutzen, um so ihre Prüfungsangst zu bekämpfen.



Versteckt euren eigenen Spicker




Neben den Glasvitrinen, in denen die ältesten, kuriosesten, größten und kleinsten Spickzettel bewundern könnt, sind auch Schultische aufgebaut: Besucher können hier Spicker suchen und selbst neue Spicker schreiben und verstecken. Darüber hinaus gibt es in der Ausstellung viele weitere Aktiv-Stationen, die zum Mitmachen, Staunen und Raten einladen.

Öffnungszeiten



Die Ausstellung Bloß nicht erwischen lassen! Spickzettel die verborgene Seite der Schule im Schulmuseum Nürnberg, Äußere Sulzbacher Str. 62, ist dienstags bis freitags von 9-17 Uhr und am Wochenende und an Feiertagen von 10-18 Uhr geöffnet. Schulklassen können sich telefonisch unter 0911/5302-574 oder per Email unter schulmuseum@ewf.uni-erlangen.de anmelden. 

Text: -sw- 27.08.2009// Bilder: Spickzettel Chemie, auf zwei Bleistiftstummel gerollt, 13. Klasse. Gymnasium in Oberbayern, 1969. © Schulgeschichtliche Sammlung Nürnberg

Jordanischer Spickzettel, versteckt in einer Getränkepackung. © Georg Pöhlein

Spicker für Mathematik, 1966. © Schulgeschichtliche Sammlung Nürnberg

Kunstvoll gefalteter Spickzettel aus Polen. © Georg Pöhlein

Uhr-Spicker : 40 cm Chemie-Formeln auf zwei Rollen aufgezogen, die in eine entkernte Uhr integriert wurden. 7. Klasse Gymnasium in Würzburg 1956.

Sammlung Günther F. Hessenauer in der Schulgeschichtlichen Sammlung Nürnberg © Schulgeschichtliche Sammlung Nürnberg

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt