Was ist ein Mathematiker?

Die einen haben Angst davor, die anderen lieben sie. Für die einen sind Mathestunden die Hölle. Die anderen denken auch nach dem Unterricht begeistert über mathematische Probleme nach. Und manche machen später Mathematik sogar zu ihrem Beruf. Wie man ein Mathematiker wird und was man als solcher tut, das haben wir uns von Wolfgang Blum, Doktor der Mathematik, erklären lassen.

Wolfgang Blum wurde in Nürnberg geboren und ging nach der Grundschule auf das Neue Gymnasium. Schon als Kind interessierte er sich dafür, wie Dinge funktionieren. In der Schule fiel ihm Mathematik immer leicht, wenn er auch ganz sicher kein Streber war. Vielleicht besaß er einfach die Voraussetzungen, die einem beim Verständnis der Mathematik helfen: Er arbeitete sorgfältig, verfügt über logisches Denkvermögen und die Fähigkeit zu abstrahieren, das heißt, Allgemeingültiges herauszufinden.

Nach dem Abitur beschloss er, Mathematik an der Friedrich- Alexander- Universität in Erlangen zu studieren. Und zwar den Diplomstudiengang. Dieses Studium ist nicht auf das Lehreramt ausgerichtet.

Was fasziniert an der Mathematik?

Für Wolfgang Blum lag der besondere Reiz der Mathematik an ihrer Eindeutigkeit: Wenn eine Lösung gefunden wurde, dann ist sie vollkommen korrekt. Wenn ein Beweis stimmt, dann ist er hundertprozentig richtig. Es gibt also nur falsch oder richtig. Im richtigen Leben sind die Dinge hingegen meist nur mehr oder weniger wahr.

Wie ist ein Studium aufgbaut?

Das Mathematikstudium dauert in der Regel 5 bis 6 Jahre. Die Studenten besuchen Vorlesungen, halten in Seminaren Referate und müssen in so genannten Übungen mathematische Probleme lösen. Dazu können sie Lerngruppen bilden, die gemeinsam an einem Problem knobeln. Im Grundstudium stehen vor allem die klassischen Teilgebiete der Mathematik auf dem Stundenplan: Lineare Algebra, Differentialrechnung, Numerik und Wahrscheinlichkeitstheorie.

Was gehört zur Mathematik?

Jedes Jahr werden mehr als 60 000 Forschungsarbeiten in der Mathematik veröffentlicht und so ist es kaum verwunderlich, dass sich Mathematiker auf wenige Gebiete spezialisieren. Das fängt schon im Hauptstudium, nach dem Vordiplom also, an. Traditionelle Gebiete sind Zahlentheorie, Geometrie, Algebra und Analysis. Es gibt aber auch andere Spezialgebiete, etwa Kombinatorik, Statistik oder die Theorie der so genannten partiellen Differentialgleichungen. Da Mathematik viel mit Logik und den Grundzügen des Denkens zu tun hat, beschäftigen sich manche Mathematiker auch intensiv mit Philosophie.

Was macht ein Mathematiker nach dem Studium?

Nach dem Studienabschluss eröffnen sich Diplommathematikern verschiedene Berufsfelder. Besonders gefragt sind sie bei Versicherungen. Dort stellen sie komplexe Rechnungen und Statistiken mit Unfallraten, Quoten, Geldsummen und Prozenten auf. Denn nur so lassen sich die Prämien ermitteln, die die Versicherten zahlen müssen.

Andere heuern in der Industrie an, wo sie an abstrakten Modellen arbeiten, die dann in konkreten Arbeitsbereichen eingesetzt werden. So tüfteln sie zum Beispiel aus, wo Sendemasten für flächendeckende Handy-Netze hingesetzt werden müssen, wie sich vertrauliche Daten abhörsicher verschlüsseln lassen oder wie Industrieroboter am besten gesteuert werden. Die Grenzen zur Informatik sind dabei fließend. Viele Stellen stehen Bewerbern aus beiden Fächern offen. Schließlich gehen einige wenige Mathematiker in die Forschung an Universitäten oder Max-Planck-Institute. (Für Mathematik gibt es eines in Bonn und eines in Leipzig).

Wolfgang Blum ist nach seinem Diplom an der Uni in Erlangen geblieben und hat seine Doktorarbeit über ein Maßtheoretisches Optimierungsprogramm geschrieben. Er hatte eine Assistenzstelle an der Uni und unterrichtete Studenten. Irgendwann fehlte ihm an der Uni die Möglichkeit, sich vor allem auch mit Fachfremden - auszutauschen, und so beschloss er, der Forschung den Rücken zu kehren und sich als Wissenschaftsjournalist einen Namen zu machen.

Er schrieb über Wissenschaft und Technik für Geo-Wissen, die Zeit und arbeitete beim WDR. Jetzt ist er für die Zeitschrift Computer & Co auf der Suche nach spannenden Themen. So recherchierte er etwa auf der Spielwarenmesse über die kleinen Roboter-Hunde und wie sie unser Verhältnis zu Tieren und Maschinen verändern.

Für den Tessloff Verlag hat Wolfgang Blum den WAS IST WAS-Band 12: Mathematik neu geschrieben. Und zwar so, dass auch Mathematik-Muffel dieses Thema spannend finden werden.

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