Überwintern im Erdbebengebiet

Am 8. Oktober 2005 erschütterte ein schweres Erdbeben mit der Stärke 7,6 auf der Richterskala das Kaschmirgebiet, das ist Nordpakistan sowie Teile Indiens und Afghanistans. Mehr als 80.000 Menschen verloren dabei ihr Leben, rund 100.000 wurden verletzt. Drei Millionen Obdachlose müssen jetzt einen harten Winter überleben, die Hälfte davon sind Kinder.

Kaum einer in Deutschland hat eine Vorstellung davon, welch dramatische Szenen sich derzeit im Erdbebengebiet Kaschmir abspielen. Menschen erfrieren und die Weltöffentlichkeit schaut mehr oder weniger tatenlos zu. Es fehlt an allem: Nahrungsmitteln, Verbandsmaterialien, Medikamenten, Decken, Zelten. Viele einsatzbereite Helikopter können die Hilfsaktionen nicht unterstützen, weil Geld für Treibstoff fehlt. Ein Großteil der betroffenen Gebiete am Fuße des Himalaya sind aber nur auf dem Luftweg erreichbar.

Im Einsatz sind unter anderem Hubschrauber der Bundeswehr. Sie sorgen dafür, dass die Hilfsgüter die Bedürftigen überhaupt erst erreichen, den das Erdbebengebiet ist riesig und unwegsam. Ohne Hubschrauber könnten die Menschen in den Bergregionen überhaupt nicht erreicht werden.

Johanniter bauten Feldhospital

Zu den vielen Hilfsorganisationen, die vor Ort tätig sind, gehört auch die Johanniter-Unfall-Hilfe. Die Ärzte und Rettungsassistenten der Johanniter behandeln gemeinsam mit pakistanischen Ärzten und Schwestern Patienten im Feldhospital der Johanniter in Chatter Plain bei Battal. Erst Mitte Dezember konnten die Helfer aus ihren Zelten in ein festes Gebäude umziehen. Bisher nahmen die Menschen weite Wege auf sich, um hier versorgt zu werden. Manche kamen barfuss oder nur in leichten Schuhen.

Schnee macht Opfern und Helfern zu schaffen

Seit Silvester wird die Arbeit jedoch durch heftige Schneefälle erschwert. Die Schneehöhe liegt derzeit bei etwa zwei Metern. Das hat zur Folge, dass das medizinische Team nicht in die umliegenden Berge fahren kann und momentan weniger Patienten als bisher zum Hospital vordringen. "Die starken Schneefälle in Chatter Plain werden nicht so lange anhalten. Das haben die Erfahrungen der vergangenen Jahre gezeigt. In der nächsten Woche wird die Situation besser sein und wir werden wieder mehr Patienten versorgen können. Es wird aber immer wieder zu besonders starken Schneefällen kommen", erklärt Denis Blackwell, Projektleiter der Johanniter in Pakistan.

Hilfe reicht nicht aus

Im Dezember behandelten die Johanniter täglich etwa 250 Patienten. Die meisten litten unter unversorgten Wunden, Erkältungen, Verbrennungen, Durchfall und Krätze. Mit ihren mobilen Ambulanzen verlegten die JUH-Mitarbeiter Menschen mit besonders schweren Erkrankungen und Verletzungen in größere Hospitäler.

Im Gegensatz zum Tsunami Ende 2004, wo sofort und schnell geholfen wurde, geht es im Kaschmir-Gebiet viel zu langsam. Nach wie vor ist Hilfe bitter nötig. Über die unten stehenden Links gelangt ihr auch zu Spendenkonten.

Die Erdbebenopfer im Kaschmir dürfen nicht vergessen werden, auch wenn der Eindruck bleibt, dass es sich bei diesem Erdbeben um eine sehr rasch von der Weltöffentlichkeit vergessene Katastrophe handelt.

Auf der Seite der Johanniter und bei der

Welthungerhilfe erfährst du mehr.

Spendenkonten der Hilfsorganisationen findest du hier.

Text: RR, 16. 1. 2005 Bilder: Bundeswehr (PIZ EinsFüKdoBw), Wittschorek/JUH

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