Nobelpreisträger Hermann E. Fischer

Als zweiter Chemiker in der Geschichte des Nobelpreises erhielt der Deutsche Hermann Emil Fischer 1902 diese hohe Auszeichnung. Fischer gilt als einer der größten Chemiker des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Der am 9. Oktober 1852 in Euskirchen geborene Chemiker war der Sohn eines erfolgreichen Unternehmers, der drei Jahre lang einen Privatlehrer für Hermann beschäftigte, ehe dieser eine öffentliche Schule besuchte. Zwei Jahre lang ging er in Wetzlar zum Unterricht, zwei weitere Jahre in Bonn, wo er 1869 Abitur machte

Obwohl der Vater Hermann lieber in der eigenen Firma gesehen hätte, studierte der junge Mann Physik und Chemie in Bonn und Straßburg. Seine Dozenten waren unter anderem Kekulé, Zincke, und August Kundt.

Hermann E. Fischer promovierte 1874 in Straßburg über Phthaleine und Farbstoffe, arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Assistent am Inst. für Organ. Chemie an der Universität München, wo er eine neue Farbstofftheorie entwickelte, sich 1878 habilitierte und ein Jahr später Professor wurde.

1881 erhielt Emil Fischer an der Universität Erlangen das Ordinariat für Chemie. Ab 1882 erschloss er das Arbeitsgebiet der Purine, das für die Biochemie aber auch für die Entwicklung neuer pharmakologischer Präparate größte Bedeutung gewann. Hier fand er Coffein und Theobromin als die wirksamen Komponenten von Kaffee, Tee und bestimmte die Strukturen des Zellkerns, in dem fast das gesamte genetische Material eines Lebewesens enthalten ist.

1885 ging Fischer nach Würzburg und dann 1892 nach Berlin, wo er einem Ruf an das I. Chemische Institut der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität zu Berlin) folgte und hier sein Lebenswerk schuf.

1902 erhielt er den Nobelpreis der Chemie "als Anerkennung des außerordentlichen Verdienstes, das er sich durch seine synthetischen Arbeiten auf dem Gebiet der Zucker- und Puringruppen erworben hat"

In seiner Berliner Zeit konzentrierte sich Emil Fischer auf die Erforschung der Eiweiße, deren Zusammensetzung er als Alpha-Aminosäuren nachwies. Grundlegend waren auch seine Arbeiten auf dem Gebiet der Gerbstoffe. Ferner tragen die "Fischer-Zuckerprobe" (Glucose-Nachweis im Harn durch Phenylglucosazonbildung) und die "Fischer-Projektionsformel" (zeichnerisch, nicht wirklichkeitsgetreue Darstellung organischer Moleküle durch Projektion) seinen Namen. Des Weiteren entwickelte Fischer 1902 (mit dem Chemiker Carl Dietrich Harries [1866-1923]) die Vakuumdestillation, womit erstmals Flüssigkeiten ohne Erhitzung verdampft werden konnten.

Emil Fischer entwickelte eine Fülle von Verfahren zur Strukturaufklärung und Synthese von Naturstoffen, vor allem von Zucker. Dabei entdeckte es das Phenylhydrazin als Medium - ein hochtoxisches Blutgift, das im Organismus als Metabolit des Anilins entsteht -, mit dessen Hilfe er die verschiedenen Zuckerarten voneinander trennen konnte. Dieses Reduktionsmittel ist aber auch Ursache chronischer Ekzeme und schwerer Magen- und Darmstörungen. Bei seinen Arbeiten zog er sich Vergiftungen zu, die schließlich zum Darmkrebs führten. Ab 1917 litt Fischer an einem chronischen Magengeschwür, das zum bösartigen Tumor wurde, an dem der Forscher am 15.Juli 1919 starb.

Er vererbte der Berliner Akademie der Wissenschaften sein Vermögen von 750.000 Mark zur Nachwuchsförderung. Seine letzte Ruhestätte erhielt Fischer auf dem Friedhof Wannsee in Berlin-Zehlendorf.


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