Nobelpreis 2004

Alfred Nobel, der von 1833 bis 1896 lebte, wollte mit der Stiftung der Nobelpreise wieder gut machen, was ihn sein Leben lang belastete, nämlich dass seine Erfindung des Dynamits im Krieg eingesetzt wurde. Deshalb vermachte er sein Vermögen einer Stiftung. Mit den Zinsen sollten Preise für Menschen finanziert werden, die jedes Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben. Verliehen wird der Preis am 10.Dezember eines jeden Jahres, Nobels Todestag.

Foto: Alfred Nobel (1833-1896)

Dabei geht es den ausgezeichneten Wissenschaftlern gar nicht so sehr um das Geld, denn die Auszeichnung mit einem Nobelpreis ist vielmehr von hohem ideellen Wert. Denn der Preis ist die Anerkennung für lange Jahre der Forschung, an deren Anfang nicht sicher ist, ob sie zum Erfolg führt.

The winners are...

Die Preisträger des Jahres 2004 sind:

Chemie: Aaron Ciechanover, Avram Hershko und Irwin Rose

Die beiden israelischen und der US-amerikansiche Mediziner erhalten den Nobelpreis für Chemie für ihre Arbeiten über den Abbau von Zellbestandteilen, so genannten Proteinen. Ihre Arbeit hat Auswirkungen auf die Behandlung von Krankheiten wie Krebs oder Mukoviszidose.

Frieden: Wangari Maathai

Foto: Wangari Maathai, http://www.nobelpreis.org

Die Umweltschützerin Wangari Maathai aus Kenia,die unter anderem in Deutschland studiert hat, erhält als erste Afrikanerin den Friedens-Nobelpreis. Das Osloer Nobelkomitee begründete die Vergabe mit dem Einsatz der 64-Jährigen für eine "nachhaltige Entwicklung der Natur, Meinungsfreiheit und Demokratie" in ihrem Heimatland Kenia und in Afrika im allgemeinen.

Über ihr Projekt "Grüner Gürtel", bei dem Bäume gepflanzt werden, sagt sie: "Wir haben eine besondere Verantwortung für das Ökosystem dieses Planeten. Indem wir andere Arten schützen, sichern wir unser eigenes Überleben."

Literatur: Elfriede Jelinek

Foto: Elfriede Jelinek, http://www.nobelpreis.org

Der Literatur-Nobelpreis geht dieses Jahr überraschend an die österreichische Schriftstellerin und Dramatikerin Elfriede Jelinek (58). Sie ist eine umstrittene Autorin, weil sie sich drastischer Sprache bedient, um auf Missstände in Politik, Gesellschaft und Familie hinzuweisen. Der Grund für die Missstände ist ihrer Ansicht nach die Macht der Männer und ihrer Ideen in der heutigen Gesellschaft. Männer missbrauchen ihre Macht und üben damit Gewalt aus, immer wieder und viel zu oft.

Den Preis hat sie nicht persönlich entgegengenommen, ihre Dankesrede hatte sie auf Video aufgenommen. Sie sagte, sie wollte aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen, doch ihr Verhältnis zur Öffentlichkeit war schon immer schwierig. Und zurückgezogen lebte sie schon immer. Ein Satz von ihr, über den man nachdenken muss, erklärt das vielleicht ein bisschen: "Man achtet meiner nicht. Man achtet mich vielleicht schon, aber meiner achtet man nicht."

In der Begründung des Nobelpreis-Komitees heißt es, Jelinek erhalte den Preis "für den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen".

Physiologie/Medizin: Richard Axel, Linda B. Buck

Die beiden Forscher erhalten den Preis für ihre Arbeit über den Geruchssinn. Sie haben rund 1000 Gene beschrieben und untersucht, wie aus ihnen das Riechgewebe der Nase, also der Geruchssinn entsteht.

Laut der Königlich-Schwedischen Akademie in Stockholm hilft die Entdeckung "zu verstehen, wie Menschen bewusst den Geruch von Flieder im Frühling erfahren und diese Erinnerung später abrufen können".

Physik: David J. Gross, H. David Politzer, Frank Wilczek

Sie erhalten den Preis für ihre Forschung auf dem Gebiet subatomarer Teilchen, den so genannten "Quarks". Das sind grundlegende Materiebausteine. Auf ihren Entdeckungen aus dem Jahr 1973 baut die "Quantenchromodynamik" auf. Damit sind die Forscher der Erklärung des Universums und seiner Bestandteile wieder ein Stück näher gerückt.

Wirtschaftswissenschaften: Finn E. Kydland, Edward C. Prescott

Der Norweger Kydland und der US-Amerikaner Prescott erhalten den Preis für ihre Arbeit über den Einfluss von Zukunftsprognosen auf das aktuelle Handeln von Unternehmen. Auf ihrer Arbeit beruhen viele Reformen von Zentralbanken in verschiedenen Ländern.

Der Wirtschaftsnobelpreis ist kein Nobelpreis im eigentlichen Sinne. Er wurde 1968 von der Schwedischen Reichsbank zu ihrem 300-jährigen Jubiläum gestiftet und die Preisträger werden nicht in der offiziellen Liste, sondern nur in einem Anhang aufgeführt.

Übrigens:

Bisher gab es nur vier Menschen, die den Nobelpreis zweimal erhielten:

* Marie Curie (Polnische Physikerin, geb. 7. November 1867; gest. 4.Juli 1934): Nobelpreis für Physik (1903) und Chemie (1911), für die Entdeckung der Radioaktivität und der Elemente Polonium und Radium.

* Frederick Sanger (Britischer Biochemiker, geb. 13. August 1918) erhielt zweimal den Nobelpreis für Chemie (1958&1980), für die Untersuchung des Insulins und Nukleinsäuren wie der DNA.

* John Bardeen (US-amerikanischer Physiker, geb. 23. Mai 1908; gest. 30. Januar 1991) erhielt zweimal den Nobelpreis für Physik. Einmal 1956 für die Erfindung des Transistors, ohne den es keine Computer gäbe und 1972 für eine Theorie der Supraleitung.

* Linus Pauling (US-amerikanischer Chemiker, geb. 28. Feburar 1901; gest. 19. August 1994) erhielt 1954 den Nobelpreis für Chemie für Arbeiten über chemische Bindungen (Stichwort Elektronegativität) und 1962 den Friedensnobelpreis für seinen Einsatz gegen Atomwaffen.

Wissenswertes:


Mehr zur über 100-jährigen Geschichte des Nobelpreises und viele weitere "Was ist Was"-Links zum Nobelpreis findest du hier


Die erste weibliche Nobelpreisträgerin - Marie Curie

Lise Meitner - Große Verdienste, aber kein Nobelpreis

Alle Artikel bei "Was ist Was", die mit dem Nobelpreis zu tun haben

Mehr zu Leben und Werk der diesjährigen Preisträger erfährst du hier

Die Nobel-Vorlesung von Elfriede Jelinek

Hier erfahrt ihr kuriose Geschichten über die Gewinner vergangener Jahre

Text: -jj- 10.12.2004/Foto Nobelmedaille: © "The Nobel Foundation"

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