Luigi Galvani und die tierische Elektrizität

Ende des 18. Jahrhunderts entdeckte Galvani, dass Muskeln auf Elektrizität reagieren. Er glaubte zunächst, eine neue Form der Elektrizität, womöglich sogar die Grundlage der Lebenskraft gefunden zu haben. Wie er das machte und was Galvanisierung heute bedeutet, erfahrt ihr hier ...

Luigi Galvani wurde am 9. September 1737 in Bologna in Italien geboren. Er studierte zunächst Theologie, dann Medizin. Mit 25 Jahren wurde er im Jahr 1762 Professor der Medizin an der Universität Bologna. 1775 wurde er ebenfalls Professor der Anatomie, also dem Aufbau von Lebewesen.


Schon länger stellte Galvani auch systematisch Versuche an. Denn damals glaubte man an noch mehr oder weniger ungreifbare Substanzen, sogenannte fluida (Einzahl: Fluidum).

Mit diesen sollten die rätselhaften Fernwirkungen wie Schwerkraft oder Magnetismus erklärt werden. Und Benjamin Franklin hatte Jahre zuvor Blitze als Form atmosphärischer Elektrizität entdeckt.

Geheimnisvolle Elektrizität

Man nahm an, dass auch die Nerven von Lebewesen von einem geheimnisvollen, irgendwie elektrischen Fluidum durchdrungen seien. Dieses Fluidum würde dann erst die Sinneswahrnehmung und die Muskelsteuerung ermöglichen.


Galvani war auf der Suche nach diesem Nervenfluidum, als er mit Froschschenkeln experimentierte. Dabei stellte er fest, dass die Muskeln zu zucken begannen, wenn sie mit Nadeln aus Eisen und Kupfer berührt wurden. Auch die Nadeln mussten miteinander verbunden sein.

Blitze, Strom und zuckende Froschschenkel

Weitere Experimente bestätigten seine Ergebnisse. So konnte er auch ein Experiment anlegen, bei dem die elektrische Entladung von Gewitterblitzen Muskelzuckungen führten. Galvani war ganz begeistert und es erschienen Schriften über die tierische Elektrizität. Galvani dachte, er hätte eine geheimnisvolle Lebenskraft entdeckt.


Tatsächlich hatte Galvani einen Stromkreis geschaffen, auch wenn ihm das zunächst nicht bewusst war. Er hatte zwei unterschiedliche Metalle verwendet, nämlich Kupfer und Eisen. Es gab eine elektrisch leitende Flüssigkeit, nämlich das salzige Wasser im Gewebe der Froschschenkel. Und er hatte sogar einen Verbraucher in seinem System: die Muskelzellen, die beim Schließen des Stromkreises zu zucken begannen.

Die Lebenskraft entdeckt?



Weitere Experimente von Galvani, bei denen die mit Kabeln versehenen Froschschenkel sogar auf Gewitterblitze reagierten.

Einige Wissenschaftler waren überzeugt, nun das Geheimnis des Lebens gefunden zu haben. Viel wurde experimentiert und Mediziner schlossen sich zu den sogenannten Vitalisten zusammen, die die geheimnisvolle Lebenskraft weiter untersuchen wollten.


Doch schon bald gab es wissenschaftlichen Widerspruch: Aus dem nahe gelegenen Pavia meldete sich Graf Allessandro Volta. Er hatte entdeckt, dass ein elektrischer Strom fließt, wenn man unterschiedliche Metalle befeuchet und aufeinanderlegt.

Tierische oder metallische Elektrizität?

Volta schrieb, dass die von Galvani entdeckte Elektrizität die gleiche sei, die er, Volta, entdeckt habe. Und es sei sinnlos, sie tierische Elektrizität zu nennen, sonst könnte man Voltas eigene Entdeckung auch metallische Elektrizität nennen.


Anhand seiner Überlegungen und Beobachtungen konstruierte Volta die erste Batterie der Welt, die sogenannte Volta'sche Säule. Der von der Säule gelieferte Strom wurde aber als galvanischer Strom bezeichnet.


Luigi Galvani starb am 4. Dezember 1798 in Bologna.


Übrigens


Noch heute gibt es die Technik des Galvanisierens. Dabei wird ein Gegenstand unter Spannung gesetzt und in eine Flüssigkeit mit gelöstem Metall gesteckt. Durch den Strom verbindet sich das Metall aus der Lösung mit der Oberfläche des Gegenstands. So kann man Gegenstände durch den Überzug mit Chrom oder Gold besonders wertvoll erscheinen lassen.

In den angehängten Artikeln erfährst du mehr zu Benjamin Franklin und Allessandro Volta.

Mehr erfährst du auch in unserem WAS IST WAS-Band 24: Elektrizität.

Text: -jj- 31.10.2012 // Bilder: PD

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