Karl von Frisch - Der Entdecker des Bienentanzes

Mit seinen Forschungen warf Karl von Frisch viele bis dahin geltende Annahmen über den Haufen. So ging man zu seiner Zeit davon aus, dass Bienen farbenblind seien und Fische nichts hören können. Doch Frisch dressierte ganze Bienenvölker und Fischschwärme um das Gegenteil zu beweisen.

Tierforscher von Kindesbeinen an

Vor 120 Jahren, am 20. November 1886 wurde Karl von Frisch in Wien geboren. Bereits als Kind interessierte er sich für Käfer, Bienen, Frösche und Schmetterlinge. Glücklicherweise unterstützte ihn seine Mutter und ließ ihn 170 Tierarten zuhause pflegen und erforschen. So konnte er schon als Jugendlicher seinen ersten wissenschaftlichen Beitrag über Aale veröffentlichen.

Das Forschen hatte in seiner Familie bereits Tradition: seine beiden Großväter und seine drei älteren Brüder waren auch Professoren. Auf Wunsch seines Vaters studierte Karl zunächst Medizin, wechselte dann aber ans Münchner zoologische Institut, wo er sich bald einen Namen machte.

Bienen können Farben sehen

Zu diesem Zeitpunkt war allgemeine Lehrmeinung, dass sowohl Fische als auch Insekten, besonders Bienen, farbenblind seien und nur Graustufen unterscheiden könnten. Von Frisch wollte das nicht glauben. Wofür wären Blumen dann bunt, fragte er sich.

Er stellte einen Behälter mit Zuckerwasser auf ein blaues Papier, legte daneben Papiere in verschiedenen Graustufen. Im Test ohne Zuckerwasser flogen die Bienen ausschließlich aufs blaue Papier, obwohl dieses nun an anderer Stelle lag. Sie konnten die Farbe erkennen! Nach seinem Vortrag, bei dem er diesen Bienen-Versuch vorführte wurden die letzten Zweifler unter seinen Kollegen schließlich dadurch überzeugt, dass die Bienen im Raum ausschwärmten und sich auf blauen Gegenständen niederließen, auch auf der Krawatte eines Zuhörers.

Neues von den Fischen

Ähnliche Versuche führte er auch mit Fischen durch und konnte so nachweisen, dass die angeblich stummen Tiere ein Gehör haben, nach dem sie sich orientieren. Er zeigte sogar, dass sich Fische auch mittels Chemie untereinander verständigen. Ein verletztes Tier sendet einen Warnstoff aus, der seine Artgenossen fliehen lässt, um der Gefahr zu entgehen.

Urlaub mit Bienen

Foto links: Bienen scharen sich um ihre Königin.

1919 sah von Frisch erstmals den Bienentanz. Im Garten seines Sommerhauses am Wolfgangsee ging von Frisch unermüdlich der Frage nach, wie Bienen sich untereinander verständigen. Seine ganze Familie und seine Doktoranden wurden für die Bienenversuche eingespannt.

Der Bienenforscher im Dritten Reich

Die Nationalsozialisten wollten Karl von Frisch 1941 vorzeitig in den Ruhestand versetzen, da eine seiner Großmütter Jüdin gewesen war und er daher nicht dem Idealtyp des Ariers entsprach. Die Bienen jedoch halfen ihm. Eine Seuche hatte mehrere Hunderttausend Bienenvölker umgebracht und so war Frischs Wissens unentbehrlich um dem Sterben Einhalt zu gebieten. Da auch Nutzpflanzen in diesem Sommer wegen der Bienenseuche nicht bestäubt wurden, entstand aus der Krankheit nämlich ein handfestes wirtschaftliches Problem.

Der Bienentanz

Nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentliche von Frisch seine Erkenntnisse über den Bienentanz. Er ging von der Frage aus: Wie informiert eine Honigbiene, die eine Nahrungsquelle entdeckt hat, ihre Kolleginnen von dem Fund? Zu unterscheiden sind zunächst einmal Rundtanz und Schwänzeltanz. Den einfachen Rundtanz wendet die Biene an, wenn sich die Blüten in einer Entfernung von weniger als 100 Metern befinden. Je lebhafter sie tanzt umso reicher ist die Ausbeute und viele Sammelbienen folgen ihre.

Wie funktioniert der Schwänzeltanz?

Illustrationen: die Tanzfigur links zeigt an, in welchem Winkel zur Sonne sich die Blüte befindet (jeweils rechts)

Ist die Nahrung weiter entfernt, setzt die Biene den komplizierteren Schwänzeltanz ein. Die Tanzrichtung weist auf die Lage der Pflanzen im Vergleich zu Bienenstock und Sonne hin. Je langsamer getanzt wird, umso weiter müssen die Bienen fliegen. Auf diese Weise können sich die Bienen den Fundort auf eine Entfernung bis zu zehn Kilometer hin mitteilen.

Der Schwänzeltanz funktioniert auch dann, wenn die Sonne beispielsweise hinter einem Berg versteckt ist. Vorraussetzung dafür ist, dass noch ein Stückchen blauer Himmel zu sehen ist. Die Bienen können aus dem Licht, das dieses Himmelsstück zurückwirft errechnen, wo sich die Sonne befindet.

Bienen besitzen übrigens auch eine Innere Uhr, was ihnen ermöglicht, sogar nachts einen Richtungstanz vorzuführen indem sie sich auf den Sonnenstand unter dem Horizont beziehen.

Für seine Erkenntnisse über die Verständigung der Tiere erhielt Frisch zusammen mit Konrad Lorenz und Nikolaas Tinbergen 1973 den  Nobelpreis für Physiologie und Medizin. 95-jährig starb von Frisch im Juni 1982 in München.

Noch mehr Infos

Homepage des Karl von Frisch Gymnasiums Moosburg mit erläuternder Illustration zum Bienentanz und Foto von Karl von Frisch.

Ausführliche Internetseite über Karl von Frisch.

Nach ihm benannt wurde der Karl Ritter von Frisch Abiturientenpreis, den der Verband deutscher Biologen vergibt.

Im Heimatmuseum in St. Gilgen (Wolfgangsee) findet ihr von Frischs Tiersammlung, die insbesondere mehrere Tausend Insekten zeigt.

Heimatkundliches Museum

Pilcherlatz6

5340 St. Gilgen, Österreich

Tel: 0043 / 6227 / 2642

E-Mail: information@wolfgangsee.at

Mehr über Bienen erfahrt ihr im WAS IST WAS Band 19 Bienen, Wespen und Ameisen.



Text: lm 20.11.06, Bienenfotos: wikipedia; Illustrationen: Arno Kolb, WAS IST WAS Band 19.

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