Justus von Liebig - talentierter Chemiker

Justus von Liebig gehört zu den wichtigsten Forschern seiner Zeit. Die Bandbreite seiner chemischen Entdeckungen und Erkenntnisse erstreckt sich über ganz unterschiedliche Gebiete, von der Lebensmittelchemie über die Agrarwissenschaften, Pharmazie oder auch die Silberverspiegelung von Glas. Noch heute tragen viele Bildungseinrichtungen seinen Namen, so auch die Gießener Uni.

"Das Experimentieren in die Wiege gelegt"

Der Vater von Justus von Liebig war so etwas wie ein Drogist. Er verkaufte Farben und Firnisse, die er selbst zusammenmischte. Von klein auf interessierte sich der Sohn für chemische Versuche, besonders begeistert war er von den Vorstellungen von Schaustellern, die auf Jahrmärkten experimentierten. Ohne Abschluss musste er die Schule verlassen, nachdem er mit einem explosiven Experiment fast das Gebäude und die Schüler in die Luft gesprengt hätte.

Mit 16 Jahren hatte er schon alle Chemie-Bücher gelesen, die er in der Hofbibliothek finden konnte. Ende 1820 begann der damals Siebzehnjährige mit seinem Studiium der Chemie und nach nur drei Semestern begann er mit seiner Doktorarbeit. 1822 erhielt er den Doktortitel und studierte in Frankreich. Dort wurde er von den besten Lehrern seiner Zeit unterrichtet. 1824 wurde er aufgrund seiner Forschungen zum Professor an der Universität Gießen ernannt. Liebig entdeckte chemische Gesetzmäßigkeiten, die noch heute gelten und die noch heute Einfluss auf unser Leben haben:

Seine Forschung in Gießen

Dank seiner Arbeit wurde die Chemie auch in Deutschland als exakte Wissenschaft anerkannt. Wenn es heute in den Chemielabors der Schulen zischt und brodelt, dann verdanken wir das Justus von Liebig, denn er war mit seiner Arbeit Vorreiter für den experimentellen Unterricht an den Schulen. Sein Labor war Werk- und Lehrstätte.

Der "Vater" der Organischen Chemie entwickelte die Elementaranalyse

Liebig verbesserte die Elementaranalyse mit dem von ihm entwickelten Fünfkugelapparat. Dieses Glasgerät hatte einen großen Einfluss auf die weitere Entwicklung der organischen Chemie. Unter organischer Chemie versteht man heute die Chemie, die sich mit allen kohlenstoffhaltigen Verbindungen außer mit Carbonaten und Oxiden beschäftigt. Es gibt über zwei Millionen solcher organischer Verbindungen.

Dank der Erkenntnisse Liebigs wurde die Bestimmung von Kohlenstoff und Wasserstoff in organischen Verbindungen, die bis dahin eine Aufgabe für Spezialisten war, zur Routine. Nun gelang es organische Stoffe und ihre Umwandlungsprodukte in großer Zahl zu analysieren. Damit wurde Liebig zum Begründer der Organischen Chemie.

Gemeinsam mit Professor Friedrich Wöhler entdeckte er die Radikaltheorie

Diese Theorie erklärt, warum es eine so große Anzahl von Verbindungen gibt, die nur aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehen. Liebig und Wöhler fanden heraus, dass sich die Atome dieser drei Elemente zu stabilen Gruppen, den so genannten Radikalen, formieren können. Und diese Radikale reagieren wie die Atome der vielen verschiedenen Elemente in der Anorganischen Chemie, also aller Elemente und ihrer Verbindungen, die eben nicht aus Ketten von Kohlenstoffatomen aufgebaut sind.

So fanden die beiden Forscher heraus, dass die stofflichen Umwandlungen in der Organischen und der Anorganischen Chemie den gleichen Grundgesetzen folgen.

Was ist Isomerie?

Außerdem fanden Liebig und Wöhler heraus, dass gleiche Atome verschiedene Stoffe bilden können. Das heißt, obwohl Moleküle die gleiche Anzahl von Atomen aufweisen, ordnen sie sich verschieden an. Erklärt hat Liebig diese so genannte Isomerie anhand der Buchstaben und Wörter, die man aus ihnen bilden kann, denn: dieselben Buchstaben könen verschieden angeordnet unterschiedliche Worte bdeuten: Mode oder Odem. Saum oder Maus oder Asum.

Anwendung seiner Ideen auf die Landwirtschaft

Was damals unmöglich schien, dass wagte Liebig: Mit dem sicheren Gefül durch seine Grundlagenforschung und Ergebnisse von der Fachwelt anerkannt zu sein, begann er seine Erkenntnisse in der Landwirtschaft anzuwenden. 1840 erschien sein Werk "Agrikulturchemie". Dieses Werk baute auf der Mineralstofftheorie auf. Zu Zeiten Liebigs glaubte man noch, lediglich Humus und Stalldung genügten zur Nährstoffversorgung der Pflanzen. So wurde seine Lehre stark angegriffen, doch nach 20 Jahren konnte sie sich durchsetzen. Der Mineraldünger wurde eingeführt, die Ernte enorm gesteigert und gegen Hungersnöte vorgebeugt.

Tierische Erkenntnisse

Liebig untersuchte den Stoffwechsel der Tiere. Er stellte fest, dass Tiere die Hauptbestandteile ihrer Nahrung fertig gebildet vorfinden müssen. Er erklärte die Fettbildung im Tierkörper als einen rein chemischen Vorgang und schuf damit die Grundlage der modernen Tierernährungslehre. Auch hier war es das Ziel Liebigs mit seinen Ergebnissen Forschern auf anderen Gebieten neue Grundlagen zu bieten. Denn natürlich waren diese Untersuchungen auch von großer Bedeutung für die Tiermediziner oder die Bauern, die Vieh hielten.

Liebig in München

Schließlich, nach 28 Jahren in Gießen, wurde Liebig ein Forschungsinstitut in München angeboten, das ganz nach seinen Wünschen gestaltet werden sollte. Dort veröffentlichte er zahlreiche, bedeutende Schriften und Zeitschriften. Im April 1873 starb Justus von Liebig in München an einer Lungenentzündung. - Neben seiner chemischen Grundlagenforschung sind noch immer viele seiner Errungenschaften und Erfindungen aktuell:

- Der Silberspiegel ersetzte den bis dahin gebräuchlichen Quecksilberspiegel. Bei dessen Herstellung waren viele Arbeiter tödlich erkrankt und qualvoll gestorben.

- Liebig kam auf die Idee aus den riesigen Rindfleischmengen, die in Südamerika bei der Gewinnung von Häuten anfielen, Fleischextrakt zu machen - ein Produkt, das wir auch heute noch im Regal der Supermärkte finden und in Pulverform oder als Würfel gepresst in Rindersuppe verwenden.

- Liebig entwickelte eine Säuglingsnahrung, die als Ersatz für Muttermilch gefüttert werden könnte.

- Das Backpulver wurde entwickelt um schneller mehr Brot herstellen zu können. Liebigs Schüler Horsford wurde mit dem Patent dafür in den USA zum Millionär.

- Die Korrosionsbeständigkeit der Eisen-Nickel-Legierungen (Vorläufer unserer Edelstahle) wurde ebenfalls von Liebig entdeckt.

- Das Superphosphat ist noch heute unser wichtigster Phosphorsäuredünger.

- Viele der von Liebig zuerst entdeckten chemischen Verbindungen fanden später praktische Verwendung, so das Chloralhydrat als Schlafmittel, Chloroform als Narkosemittel und Pyrogallol als fotochemischer Entwickler.

Mehr über Liebig und seine Arbeit findet ihr im Liebig-Museum in Gießen oder auf der Internetseite des Museums unter: http://www.liebig-museum.de.

-ab- /-jj- 8.5.2008 Text/ Fotos aus Siegfried Heilenz: "Das Liebig-Museum in Gießen - Führer durch das Museum und ein Liebig-Porträt, aktuell kommentiert", Verlag der Ferber´schen Universitätsbuchhandlung Gießen .

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