Johannes Hans Daniel Jensen

Vor hundert Jahren, am 25. Juni 1907 wurde der Physiker Johannes Hans Daniel Jensen geboren. Für seine Arbeit zum besseren Verständnis der Atomkerne erhielt er 1963 zusammen mit der Physikerin Maria Goeppert-Mayer den Nobelpreis.

Johannes Daniel Jensen kam als drittes Kind der Eheleute Karl Friedrich Jensen und Helene Auguste Adolphine, geborene Ohm, im Hamburg zur Welt. Nach dem Tod der  Eltern - seine Mutter starb 1922, der Vater 1923 - wurde der 16jährige von seiner älteren Schwester Lisbeth versorgt. Nach dem Abitur immatrikulierte er sich 1926 an der Universität Hamburg für die Fächer Physik, Mathematik, physikalische Chemie, Chemie und Philosophie. Zwischendurch studierte er auch an der Universität Freiburg im Breisgau. Zurück in Hamburg legte er 1931 das Staatsexamen für das höhere Lehramt ab. 1932 wurde er dort bei Wilhelm Lenz zum Dr. rer. nat. promoviert, blieb als wissenschaftlicher Assistent in Hamburg und wurde 1936 habilitiert. 1941 wechselte er als außerordentlicher Professor an die Technische Hochschule Hannover. 1946 wurde er dort zum ordentlichen Professor ernannt.

1949 nahm er eine Professur an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg an. Dort blieb er 20 Jahre lang, bis er 1969 in den Ruhestand ging. Während dieser Zeit hatte er auch mehrere Gastprofessuren in den USA, unter anderem in Princeton und Berkeley. Er starb unerwartet am 11. Februar 1973 in seinem 66. Lebensjahr in Heidelberg.

Der Atomphysiker

Jensens Dissertation und Habilitation beschäftigten sich mit den Überlegungen von Enrico Fermi und der Verfeinerung des damals aktuellen Modells der Atomhülle. Schon in den 30er Jahren pflegte Jensen engen wissenschaftlichen und persönlichen Kontakt zu Niels Bohr und seinen Mitarbeitern in Kopenhagen. Persönlichkeit und Begriffswelt von Niels Bohr beeinflussten Jensen nachhaltig. So begann er Ende der 30er Jahre, sich mit dem Atomkern zu beschäftigen. Bereits 1939 sprach er in einer ausführlichen Analyse der Atomkerne, ihrer Bindungsenergien und Häufigkeiten erstmals von einem Schalenmodell. Da jedoch das 1936 veröffentlichte Tröpfchenmodell von Bohr die Kernreaktionen sehr gut beschrieb, war die Zeit für diese Gedanken nicht reif. Die Vorstellung von Bahnen im Atomkern schienen keinen Sinn zu haben.

Die weitere Forschung wurde durch die Isolierung Deutschlands im Zweiten Weltkrieg verzögert, sodass sich Jensen erst neun Jahre später wieder intensiver mit der Thematik auseinandersetzen konnte. Dennoch gelang es Jensen auch in den Kriegsjahren und der Zeit der deutschen Besetzung seine Verbindung mit Kopenhagen und seine Freundschaften mit in der Widerstandsbewegung tätigen Kollegen aufrechtzuerhalten und sein Wissen einigermaßen aktuell zu halten.

Der Nobelpreis

1948 gelang Jensen durch die Annahme einer starken Spin-Bahn-Kopplung (mit diesem Begriff wird die Wechselwirkung des Bahndrehimpulses eines Elektrons in einem Atom mit dem Eigendrehimpuls des Elektrons bezeichnet) der Durchbruch zu einer Erklärung der Neutronen und Protonenzahlen der Atomkerne. In den USA kam Maria Goeppert-Mayer zum gleichen Zeitpunkt auf das gleiche Ergebnis. Ein sich anschließender reger Austausch zwischen Jensen und Goeppert-Mayer führte zu einem fast vollständigen Verständnis der Eigenschaften der leichteren Atomkerne. Diese detaillierte Darlegung des Verständnisses der Atomkerne veröffentlichten die beiden 1955 in dem Buch Elementary Theory of Nuclear Shell Structure. Für diese Leistung wurde den beiden 1963 eine Hälfte des Nobelpreises für Physik zu gleichen Teilen zugesprochen, die andere Hälfte ging an Eugene Wigner. Wigner erhielt den Preis "für seine Beiträge zur Theorie des Atomkerns und der Elementarteilchen, besonders durch die Entdeckung und Anwendung fundamentaler Symmetrie-Prinzipien".

Text: RR, 18. 6. 2007, Fotos: The Nobel-Foundation

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